Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
das?« fragte Hammond.
»Ein Fanatiker, der meiner Meinung nach mehr wert ist als ein Dutzend Männer wie Sie. Denn er lügt nicht.«
»Ich habe genug von Ihrem scheinheiligen Geschwafel, McAuliff«, sagte der Engländer entrüstet. »Außerdem zahlt Ihnen Ihr Fanatiker sicher keine zwei Millionen Dollar. Und er wird wohl kaum seine eigenen Interessen für Ihr Wohlergehen gefährden, wie wir das die ganze Zeit über getan haben. Darüber hinaus ...«
»Er hat es gerade getan«, unterbrach Alex ihn und ging durch das Zimmer. »Und falls man es auf mich abgesehen hat, dann mit Sicherheit auch auf Sie.«
McAuliff hatte die Tür erreicht. Hastig öffnete er sie und rannte in den Korridor hinaus, auf die Fahrstühle zu. Er blieb stehen.
Da war niemand mehr.
31 .
Es war ein Wettlauf im grellen Licht der Sonne, irgendwie makaber wegen der unschuldig gleißenden Reflexionen auf dem Glas und dem Chrom und dem bunten Metall in den Straßen von Montego. Und wegen der Menschenmassen. Gewimmel, Menschen, die sich hindurchdrängten, schwarz und weiß. Dünne Männer und fette Frauen – erstere mit diesen gottverdammten Kameras, letztere mit dümmlich aussehenden, straßbesetzten Sonnenbrillen. Warum fiel ihm so etwas auf? Warum ärgerte es ihn? Es gab auch fette Männer. Immer mit einem verärgerten Gesichtsausdruck. Die stumme, stoische Reaktion auf die geistesabwesend blickenden, dünnen Frauen an ihrer Seite.
Und die feindseligen schwarzen Augen, die mit jeder neuen Welle schwarzer Haut auf ihn zukamen. Hagere schwarze Gesichter – immer hager – auf knochigen schwarzen Körpern - eckig, erschöpft, langsam.
Immer wieder die gleichen, verschwommenen Bilder, die sich ihm ins Gedächtnis einprägten.
Alles – jeder wurde sofort kategorisiert bei der hektischen Suche nach dem Feind.
Denn der Feind war da.
Er war dagewesen – vor wenigen Minuten.
McAuliff war in sein Zimmer zurückgelaufen. Er hatte keine Zeit, dem wütenden Hammond etwas zu erklären, der zornige Brite mußte einfach nur tun, was er ihm sagte. Alex fragte ihn, ob er eine Waffe habe, dann zog er den Revolver heraus, den Malcolm ihm in der Nacht zuvor gegeben hatte.
Der Anblick von McAuliffs Waffe genügte, um den Agenten ruhig werden zu lassen. Er holte eine kleine, unauffällig aussehende Rycee-Automatik aus dem Gürtelholster unter seiner Jacke.
Alexander hatte die leichte Tropenjacke gepackt – auch die Jacke hatte Malcolm ihm in der vergangenen Nacht gegeben – und sie sich über den Arm gelegt, um den Revolver zu verdecken.
Zusammen waren die beiden Männer aus dem Zimmer
geschlüpft und den Korridor entlang zu der Treppe hinter den Fahrstühlen gerannt. Auf dem Treppenabsatz hatten sie den ersten der beiden Halidon gefunden.
Er war tot. Unter der aufgedunsenen Haut seines Gesichtes, der heraushängenden Zunge und den starren, toten, hervorquellenden Augen bildete eine schmale Linie aus Blut einen vollkommenen Kreis um seinen Hals. Er war erdrosselt worden. Schnell. Von einem Profi.
Hammond beugte sich zu ihm hinunter. Auf Alexander wirkte der Anblick so abstoßend, daß er nicht näher kam. Der Engländer versuchte zu verstehen.
Profis.
»Sie wissen, daß wir auf dieser Etage sind. Aber sie wissen nicht, welches Zimmer. Der andere arme Kerl ist vermutlich bei ihnen.«
»Das ist unmöglich. Dazu war gar keine Zeit. Niemand wußte, wo wir sind.«
Hammond hatte den toten Schwarzen angestarrt, und als er sprach, wurde McAuliff klar, wie wütend der Geheimagent war.
»O Gott, ich bin blind gewesen!«
In diesem Augenblick hatte auch Alexander verstanden.
Die Karibikabteilung des britischen Geheimdienstes hat insgesamt fünfzehn Spezialisten für die Westindischen Inseln. So viele sind im Budget vorgesehen. Von diesen fünfzehn sind sieben von Dunstone Limited gekauft worden.
Die Worte von Malcolm, dem Halidon.
Und Hammond, der Manipulator, hatte es gerade herausgefunden.
Sie rannten die Treppe hinunter. Als sie auf der Höhe der Eingangshalle waren, blieb der Engländer stehen und tat etwas Merkwürdiges. Er zog seinen Gürtel aus den Schlaufen, streifte das Holster ab und steckte es in seine Tasche. Dann wickelte er den Gürtel zu einem kleinen Kreis auf, bückte sich und legte ihn in eine Ecke. Er erhob sich, sah sich um und lief zu einem Ständer mit einem Aschenbecher hinüber, den er vor den Gürtel schob.
»Ein Sender, nicht wahr?« fragte McAuliff.
»Ja. Mit einer großen Reichweite. Externer Empfang über einen Scanner.
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