Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
Stunden oder so, bis sie die Wanzen gefunden haben?«
»Ich weiß nicht genau, was du damit meinst.«
»Sie werden wie wild alles mitschreiben, was auf dem Band ist. In einer Küche wird sozusagen eine eigene Sprache gesprochen, vieles wird einfach abgekürzt. Sie werden davon ausgehen, daß du deine Koffer irgendwo anders hingebracht hast, weil du abreisen willst. Es wird eine ganz schöne Verwirrung geben.« Alison lächelte, und ihre Augen blitzten schelmisch wie vorhin, bevor er nach oben gegangen war, um die Wanzen aus dem Koffer zu entfernen.
»Du meinst, >Sauce béarnaise‹ ist der Code für ›Maschinengewehr‹? Und >kleiner Salat< steht für ›Angriff am Strand«
»So ungefähr. Durchaus möglich.«
»Ich dachte, so was gibt es nur in Filmen über den Zweiten Weltkrieg. Nazis, die sich gegenseitig anschreien und die Panzerdivisionen in die falsche Richtung schicken.« McAuliff sah auf die Uhr. Es war Viertel nach neun. »Ich muß noch einen Anruf machen, und außerdem will ich mit Ferguson die Vorratsliste durchsprechen. Er wird ...« Er brach ab. Alison hatte die Hand ausgestreckt und sie auf seinen Arm gelegt.
»Dreh dich nicht um«, befahl sie leise, »ich glaube, deine kleinen Käfer haben eine Reaktion ausgelöst. Gerade kam ein Mann durch die Tür, der es ziemlich eilig hat. Offensichtlich sucht er jemanden.«
»Uns?«
»Dich, würde ich sagen.«
»Die Küchencodes haben sie aber nicht sehr lange getäuscht. «
»Vielleicht. Andererseits ist es gut möglich, daß sie dich überwachen und sich vergewissern wollten. Das Hotel ist zu klein, um dich rund um die Uhr ... «
»Beschreib ihn mir«, unterbrach McAuliff sie. »So genau wie nur möglich. Sieht er immer noch hierher?«
»Als er dich gesehen hat, ist er stehengeblieben. Ich glaube, er entschuldigt sich gerade bei dem Kellner am Eingang, der die Liste mit den Reservierungen hat. Er ist weiß und trägt eine leichte Hose, ein dunkles Jackett und ein weißes — nein, gelbes Hemd. Er ist kleiner als du, ziemlich bullig ...«
»Bullig?«
»Na ja — untersetzt. Weder alt noch jung, um die Dreißig, würde ich sagen. Er hat ziemlich lange Haare, nicht extrem lang, aber lang. Sie sind dunkelblond oder hellbraun, das kann ich im Kerzenlicht schlecht erkennen.«
»Gut gemacht. Und jetzt muß ich zu einem Telefon.«
»Warte, bis er geht, er sieht schon wieder her«, sagte Alison, die ein interessiertes, vertrautes Lachen vortäuschte. »Warum wirfst du mir nicht einen anzüglichen Blick zu und verlangst die Rechnung? Ganz beiläufig, Liebling.«
»Ich komme mir vor wie in der Schule. Aber mit der hübschesten Lehrerin der ganzen Stadt.« Alex reckte die Hand in die Höhe und signalisierte dem Kellner, die Rechnung zu bringen. »Ich werde dich auf dein Zimmer bringen und dann wieder nach unten gehen, um zu telefonieren.«
»Warum? Du kannst doch das Telefon in meinem Zimmer benutzen. Die Wanzen sind nicht mehr da.«
Verdammt. Es war schon wieder passiert. Er war nicht vorbereitet gewesen. Die Kleinigkeiten, immer diese Kleinigkeiten. Das waren die Fallen. Hammond hatte es immer wieder gesagt ... Hammond. Das Savoy. Machen Sie keine Anrufe von Ihrem Telefon im Savoy aus.
»Man hat mir gesagt, daß ich ein öffentliches Telefon benutzen soll. Ich nehme an, sie haben ihre Gründe dafür.«
»Wer?«
»Das Ministerium. Latham, die Polizei natürlich.«
»Natürlich. Die Polizei.« Alison nahm ihre Hand von seinem Arm, als der Kellner Alex die Rechnung zum Unterschreiben hinlegte. Sie glaubte ihm nicht. Sie tat nicht einmal so, als würde sie ihm glauben. Warum sollte sie auch? Er war ein lausiger Schauspieler, und sie hatte ihn erwischt ... Aber
das war immer noch besser als ein unglücklich formulierter Satz oder eine merkwürdige Antwort für Westmore Tallon, während Alison neben dem Telefon stand und zuhörte. Er mußte ungestört mit seinem arthritischen Kontaktmann reden. Er konnte nicht ständig Alison beobachten, während er sprach. Er konnte das Risiko nicht eingehen, daß der Name Chatellerault oder auch nur ein Hinweis auf diesen Mann fiel. Alison begriff zu schnell.
»Ist er weg?«
»Als du die Rechnung unterschrieben hast. Er hat gesehen, daß wir gehen wollen.« Ihre Antwort war weder verärgert noch herzlich, lediglich neutral.
Sie verließen den mit Kerzen beleuchteten Speisesaal und gingen an dem dichten Vorhang aus bunten und grünen Blättern vorbei in die Lobby und dann auf die Fahrstühle zu. Keiner von beiden
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