Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
sagte ein Wort. Während der Fahrt nach oben zu ihrem Stockwerk herrschte Stille, die aber durch die Gespräche der anderen Hotelgäste im Fahrstuhl erträglich gemacht wurde.
McAuliff öffnete die Tür und wiederholte die Vorsichtsmaßnahmen, die er am gestrigen Abend durchgeführt hatte — ohne den Scanner. Er hatte es eilig. Wenn er daran dachte, würde er das Zimmer später mit den Errungenschaften des elektronischen Zeitalters segnen. Er durchsuchte sein Zimmer und versperrte die Verbindungstür von Alisons Seite aus ab. Dann warf er einen Blick auf den Balkon und in das Badezimmer. Alison stand in der Tür zum Korridor und beobachtete ihn dabei.
Er ging auf sie zu. »Bleibst du hier, bis ich zurück bin?«
»Ja«, sagte sie nur.
Er küßte sie auf den Mund, dann blieb er vor ihr stehen, länger, als sie erwartet hatte. Seine stumme Botschaft. »Du bist ein sehr nettes Mädchen.«
»Alex?« Langsam legte sie ihre Hände auf seine Arme und sah zu ihm auf. »Ich kenne die Symptome. Glaub mir, ich kenne sie. Das vergißt man nicht so leicht ... Du verschweigst mir etwas, aber ich werde dich nicht fragen. Ich werde warten.«
»Du übertreibst, Alison.«
»Das ist komisch.«
»Was ist komisch?«
»Was du gerade gesagt hast. Das habe ich zu David auch gesagt — in Malaga. Er war nervös, er hatte Angst. Er war so unsicher. Und er wußte nicht, was mit mir los war. Da sagte ich zu ihm: David, du übertreibst ... Jetzt weiß ich, daß es ihm in diesem Moment klargeworden ist.«
McAuliff sah ihr in die Augen. »Du bist nicht David, und ich bin nicht du. Direkter kann ich es nicht sagen. Und jetzt muß ich zu einem Telefon. Ich sehe dich später. Leg den Riegel vor.«
Er küßte sie noch einmal, dann ging er hinaus und schloß die Tür hinter sich. Als er das metallische Geräusch des Riegels hörte, wandte er sich zum Fahrstuhl.
Die Türen schlossen sich, der Fahrstuhl fuhr abwärts. Leise Musik plätscherte auf die Köpfe der Geschäftsleute und Touristen darin herab. Der Fahrstuhl war voll. McAuliffs Gedanken kreisten um das bevorstehende Telefonat mit Westmore Tallon, außerdem machte er sich Sorgen um Sam Tucker.
Plötzlich hielt der Fahrstuhl an. Zerstreut sah Alex zu der aufleuchtenden Zahl hinüber und fragte sich, wie hier noch jemand Platz finden sollte. Er brauchte nicht weiter darüber nachzudenken. Die beiden Männer, die vor den Türen warteten, warfen einen kurzen Blick hinein, lächelten und gaben mit einer Handbewegung zu verstehen, daß sie auf den nächsten Fahrstuhl warten würden.
In diesem Moment sah McAuliff den Mann, den Alison beschrieben hatte. Hinter den Türen, die langsam wieder zugingen, am anderen Ende des Korridors. Ein untersetzter Mann in einem dunklen Jackett und einer hellen Hose. Er hatte eine Tür aufgesperrt und wollte gerade hineingehen. Dabei zog er sein Jackett zurück, um den Schlüssel wieder in die Hosentasche zu stecken. Er trug ein gelbes Hemd.
Die Türen schlossen sich.
»Entschuldigen Sie! Entschuldigen Sie bitte!« rief McAuliff schnell, während er den Arm ausstreckte, sich an einem mit einem Smoking bekleideten Mann neben dem Bedienfeld
vorbeidrängte und auf den Knopf mit der 2 drückte, der nächsten Etage auf dem Weg nach unten. »Ich habe mein Stockwerk verpaßt. Tut mir furchtbar leid.«
Der Fahrstuhl, dessen Fahrt plötzlich unterbrochen wurde, ruckte leicht, als er zu dem unerwarteten Halt ansetzte. Die Türen öffneten sich, und Alex drückte sich an den Gästen vorbei, die ihm irritiert, aber bereitwillig Platz machten.
Draußen wandte er sich um und drückte sofort auf den Knopf nach oben. Dann überlegte er es sich anders. Wo war die Treppe?
Das Schild AUSGANG — TREPPE war blau mit weißen Buchstaben, was McAuliff merkwürdig fand. Schilder über dem Ausgang waren normalerweise rot. Es befand sich am anderen Ende des Flurs. Eilig lief er über den dicken Teppich des Korridors, einem Pärchen, das ungefähr auf halbem Weg um eine Ecke kam, nervös zulächelnd. Der Mann war über Fünfzig und betrunken, das Mädchen Anfang Zwanzig, nüchtern und Mulattin. Dem Kleid nach zu urteilen, war sie ein Callgirl der oberen Preisklasse. Sie lächelte Alex an — ein kleines Zeichen. Er nickte ihr zu, seine Augen bedeuteten ihr, daß er nicht interessiert war. Viel Glück mit dem Betrunkenen.
Er stieß die Tür zur Treppe auf. Sie machte viel zuviel Lärm. Vorsichtig ließ er sie wieder ins Schloß schnappen, erleichtert darüber, daß sie an der
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