Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
Miß Alison. Die Sonne kann Ihnen die Haut verbrennen, so daß Sie aussehen wie ein gekochtes Hühnchen, Mann.«
»Danke, Lawrence«, entgegnete Alison und setzte sich den nassen Hut wieder auf. »Sie sind über dieses Riff gelaufen, als wäre es ein Golfrasen.«
»Lawrence ist ein guter Caddy, Miß Alison«, sagte Floyd, der immer noch saß, lächelnd. »Im Golfclub von Negril ist er sehr beliebt, nicht wahr, Lawrence?«
Lawrence grinste und warf McAuliff einen wissenden Blick zu. »Ja, Mann. In Negril fragen sie die ganze Zeit nach mir. Ich bin gut im Mogeln, Mann. Ich schiebe die Golfbälle immer von den schlechten Stellen weg, bis sie im weichen Gras liegen. Ich glaube, jeder weiß das. Die ganze Zeit fragen sie nur nach Lawrence.«
Sam Tucker schmunzelte, während er sich wieder setzte. »Und dann gibt es bestimmt die ganze Zeit verdammt gute Trinkgelder.«
»Viele gute Trinkgelder, Mann«, bestätigte Lawrence.
»Und vermutlich noch etwas mehr«, fügte McAuliff hinzu, der zu Floyd hinübersah und an den exklusiven Ruf des Golfclubs von Negril dachte. »Viele Informationen.«
»Ja, Mann.« Floyd lächelte verschwörerisch. »Es ist schon so, wie man sagt — reiche Leute reden gern und viel, wenn sie Golf spielen.«
Alex sagte nichts. Die ganze Szene war irgendwie merkwürdig. Dreihundert Meter von der Küste entfernt saßen fünf Menschen auf einem Korallenriff, aßen kaltes Hühnchen, veranstalteten kindische Spiele für vorbeifahrende Kabinenkreuzer und machten Witze darüber, daß man auf einem Golfplatz am besten an Informationen herankam.
Zwei schwarze Revolutionäre — Rekruten einer Guerillabande
aus den Bergen. Ein Glücksritter in bereits etwas reiferem Alter. (Sam Tucker würde sich gegen dieses Klischee wehren, aber wenn es auf jemanden zutraf, dann auf ihn.) Eine außergewöhnlich hübsche, liebenswerte, geschiedene Engländerin, zu deren ehemaligen Tätigkeiten rein zufällig auch verdeckte Ermittlungen für eine internationale Polizeibehörde gehörten. Und ein achtunddreißigjähriger Exangehöriger der Infanterie, der vor sechs Wochen in dem Glauben nach England geflogen war, dort Vertragsbedingungen für eine geologische Vermessung auszuhandeln.
Fünf Menschen. Jeder von ihnen wußte, daß der andere nicht das war, was er zu sein vorgab. Jeder tat das, was er tat, weil er — sie — keine Wahl hatte. Keine richtige Wahl.
Es war nicht seltsam, es war Wahnsinn. Wieder fiel Alex auf, daß er unter diesen Umständen am wenigsten von allen qualifiziert war. Und doch war er gerade wegen dieser Umstände ihr Führer — unabhängig von seinen Fähigkeiten.
Wahnsinn.
Am siebten Tag hatten Alex und Sam, die viele Stunden durcharbeiteten und nur wenige Pausen machten, die Küstenlinie bis Burwood vermessen, acht Kilometer von der Mündung des Martha Brae, ihrem Perimeter im Westen, entfernt. Die Jensens und James Ferguson arbeiteten langsamer. Sie bestückten ihre Tische mit Mikroskopen, Brennern, Phiolen und Chemikalien und machten sich dann an die Arbeit. Keiner von ihnen entdeckte etwas Außergewöhnliches, aber das hatten sie hier im Küstengebiet auch nicht erwartet. Das Gelände war im Hinblick auf den Bau von Industriegebieten und Ferienanlagen bereits früher einmal ziemlich ausführlich untersucht worden. Es gab nichts von Bedeutung, das nicht schon vorher registriert worden war. Da Fergusons botanische Analysen eng mit Sam Tuckers Bodenauswertungen zusammenhingen, bot der Junge an, die Bodentests zu übernehmen, so daß Tucker mit Alex die topografischen Karten fertigstellen konnte.
Das waren die geophysischen Aspekte. Doch es gab noch etwas anderes, für das niemand eine Erklärung hatte. Die Jensens bemerkten es zuerst.
Ein Geräusch. Nur ein Geräusch. Ein leises Wimmern, ein Schrei, der sie einen ganzen Nachmittag lang verfolgte.
Als sie den Schrei zum erstenmal hörten, kam er aus dem Gestrüpp hinter den Dünen. Sie dachten, es wäre ein verwundetes Tier. Oder ein kleines Kind, das furchtbare Angst hatte, so viel Angst, daß Tränen nicht mehr ausreichten. Das Geräusch klang so entsetzlich, daß sie selbst Angst bekamen.
Also rannten die Jensens über die Dünen zu dem Gestrüpp und schlugen auf das Gewirr aus Blättern ein, um die Ursache für diesen schrecklichen, furchterregenden Schrei zu finden.
Sie fanden nichts.
Das Tier oder das Kind — oder was immer es gewesen war — war geflüchtet.
Kurz danach — später am gleichen Nachmittag — kam James Ferguson
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