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Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. H. T. Osenger
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dessen Hosentasche die Schleuder ragte, nicht zu verschrecken. Diese Vorsicht war allerdings nicht notwendig, denn der kleine Pietrino war ein ehemaliger Gassenjunge, der schon einiges erlebt hatte und nicht leicht zu erschrecken war, aber das konnte keiner der Abenteurer wissen.
    „Wo sollen wir denn deiner Meinung nach hingehen?“, fragte Hans behutsam. „Wir sind fremd hier.“
    Lars und Mike suchten aufmerksam die Umgebung ab, insbesondere glitten ihre Augen immer wieder über die ihnen am nächsten liegenden Kanalufer. Sie waren darauf gefasst, jeden Moment bleiche, schwammige Hände und dazu passende Köpfe auftauchen zu sehen. Die Gehsteige waren jetzt absolut menschenleer. Außer ihnen selbst und Pietrino schien niemand mehr draußen zu sein.
    Auch Pietrino schien unruhig zu werden, allerdings nicht aus Scheu vor Hans. „Das habe ich bereits gesehen, dass ihr nicht von hier seid. Wenn ihr den Marchese sprechen wollt, dann kommt mit mir. Ich wohne in seinem Turm, der Marchese ist nämlich mein bester Freund.“
    „Ach, so ist das!“ Hans warf einen erfreuten Blick auf seine Begleiter.
    „Ja, deshalb verjage ich mit meiner Schleuder auch die Leute, die ihn stören und an seine Tür klopfen.“ Pietrino sah sich um. „Kommt jetzt!“ Und er wandte sich dem Turm zu.
    Dort wurde ein Fenster geöffnet. Es war nicht zu erkennen, ob es der Perückenträger war, der von dort aus rief, oder jemand anders. „Pietrino, wo bleibst du denn? Es ist schon vier Minuten nach Mitternacht!“
    „Ich komme schon!“, rief der kleine Junge, nahm Hans bei der Hand und lief los. Lars und Mike folgten ohne Zeit zu verlieren. Als sie sich dem Turm näherten hielten sie allerdings nicht nur nach monströsen Gestalten, die dem Wasser entsteigen konnten, Ausschau, sondern ebenfalls nach flüssigen oder weichen Wurfgeschossen aus Kammertöpfen.
    „Wer ist dort bei dir?“, rief wieder die Stimme aus dem Fenster. „Wirst du bedroht?“
    „Aber nein!“, antwortete Pietrino. Dann sagte er zu Hans, Lars und Mike: „Das ist Cosimo, der Diener des Marchese. Ich glaube, dass er mich nicht sehr mag, aber wenn mir etwas passiert oder es mir nicht gut geht, dann kriegt Cosimo Ärger mit seinem Herrn.“
    Schon näherten sie sich der Brücke, die zum Fuße des Turms führte. Jetzt nur schnell hinüber, hastige Schritte, Blicke über die Schulter, ob da nicht doch …
    Lars griff nach Mikes Arm. Entsetzt rief er: „Seht doch, da drüben! O Gott, ich will wieder nach Hause! Eine Erde ohne Schlicherum ist mir tausendmal lieber als das hier!“
    Mike und Hans drehten die Köpfe. Auf einer steinernen Treppe, deren unterste Stufen vom Wasser umspült wurden, tauchte eine bleiche, unförmige Gestalt auf, die entfernt menschenähnliche Umrisse hatte. Zwei fette, wabbelige Beine trugen einen schwammigen Oberkörper mit ebenso schwammigen Armen, das ganze gekrönt von einem kahlen Kopf. Der bleichen Gestalt folgte eine zweite, nicht minder hässliche. Dann eine dritte, eine vierte. Eine ganze Prozession schien dem dunklen, undurchsichtigen Wasser des Kanals zu entsteigen. Als hätten sie den entsetzten Ruf von Lars gehört, drehten sie sich den vier Menschen zu, die nun aus Leibeskräften über die Brücke hetzten, den Fuß der Turmes erreichten und dort an die Tür klopften. Sofort wurde einen kleinen Spalt breit geöffnet, ein misstrauisches Auge musterte die vor der Tür Stehenden, dann wurde die Tür ganz aufgerissen.
    „Schnell hinein, eilt euch!“, fauchte der Perückenträger. Hans schob Pietrino, dann Lars und Mike in die Helle des Turms, dann folgte er selbst. Der Perückenträger warf sich gegen das Türblatt, das ins Schloss donnerte, dann legte er in der Mitte, dann oben, dann unten je einen breiten Riegel vor.
    „Ich hoffe, ihr seid keine Räuber und Landstreicher, die jetzt die Situation ausnutzen“, sagte der Mann mit der Perücke. Er schloss zusätzlich eine schmiedeeiserne Gittertür hinter dem Türblatt aus Holz. Das Gitter war sehr solide in den Steinquadern des Turmes befestigt. Der Schlüssel wurde zweimal im Schloss gedreht, dann verschwand er in einer Westentasche.
    „Wir sind weder Räuber noch Landstreicher“, sagte Hans mit Nachdruck. „Wir sind Reisende, die nicht aus dieser Halle sind, und suchen nach einem Weg, der uns aus dieser in die nächste Halle führt. Wir werden nichts Unrechtes tun.“
    „Das beruhigt mich sehr“, antwortete der Mann, dessen Stimme jedoch arrogant und herablassend klang. „Und es

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