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Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. H. T. Osenger
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wird den Marchese nicht minder beruhigen.“
    Hans, Mike und Lars nahmen sich einen Augenblick Zeit, um den Mann zu betrachten. Er war in teure, prachtvolle Kleidung gehüllt, die allerdings keineswegs die eines Herrn, sondern vielmehr die eines Dieners war. Sein Gesicht war weiß gepudert und sorgfältig geschminkt, so dass er Lars und Mike an einen Schauspieler auf einer Operettenbühne gemahnte. Sein ganzes Äußeres und sein Benehmen strahlten gute Manieren sowie Überheblichkeit aus. „Was allerdings euer Gerede über Hallen und Wege angeht, so kann vielleicht der Marchese etwas damit anfangen, obwohl ich das bezweifle. Ich jedenfalls weiß nicht, was dieses Gewäsch bedeuten soll.“
    In diesem Augenblick war an der Tür ein leises, langsames Klopfen zu hören, fast schon zaghaft, als wollte der, der dort klopfte, gar nicht gehört werden. Der Diener schien unter der Schicht des weißen Puders noch zusätzlich zu erblassen, er prüfte nochmals, dass die Gittertür verschlossen war und sich der Schlüssel in seiner Weste befand. „Wie auch immer, wir sollten jetzt die höheren Geschosse des Turmes aufsuchen.“ Damit wandte sich der Diener einer Wendeltreppe zu.
    „Könnte es nicht sein, dass vor der Tür ein Mensch steht, der vor den Geistern fliehen muss?“, fragte Lars.
    Auf der fünften Stufe wandte sich der Diener kurz um. Ein höhnisches und überhebliches Lächeln übertünchte kurz die Angst auf seinem Gesicht. „Möchtest du vielleicht fragen, wer dort steht? Egal wie die Antwort ausfallen wird, ich werde nicht mehr öffnen!“
    Nun folgte ein leises, verstohlenes Kratzen oder Quietschen, als würden weiße, breiige Finger über die Außenseite der Tür gezogen. Ein unangenehm anzuhörender Laut, der einem Jammern oder Röcheln ähnelte, aber keineswegs aus einer menschlichen Kehle kommen musste, begleitete das Kratzen. Das arrogante Lächeln wich dem Ausdruck der Angst und des Ekels, der Diener wandte sich wieder den Stufen zu, die nach oben führten. Pietrino folgte ihm schnell. Mit einem letzten Blick in die kahle Eingangshalle des Turmes verschwanden auch die drei Abenteurer nach oben.
    Wo im Turm Fenster zu finden waren legte der Diener Fensterläden und Gitter vor, sofern dies nicht schon geschehen war. Die anderen folgten ihm bei seinem Gang nach oben. Lars und Mike fiel auf, dass die Einrichtung mit jeder Etage prachtvoller und eleganter wurde, so dass der Diener mit seiner Aufmachung durchaus zum Interieur passte. Sie passierten zunächst eine Küche, in der zur Zeit niemand wirtschaftete. Dann folgte ein Schlafraum, in dem jemand schnarchte. Vom Schläfer war nichts zu sehen, vermutlich weil er sich so tief wie möglich in sein Bett verkrochen hatte. Die nächste Etage beherbergte so etwas wie einen Salon oder Empfangsraum, dann kam wieder ein Schlafzimmer, das allerdings leer war. Vermutlich war es der Schlafraum des Dieners. Als Lars und Mike schon dachten, dass sich die Obergeschosse des Turms endlos in den Himmel schrauben würden, klopfte der Diener an eine Tür. Die Stimme eines alten Menschen krächzte von drinnen ein unfreundliches und mürrisches „Ja, was ist denn?“
    Der Diener wandte sich kurz an die drei Abenteurer. „Der Marchese ist schon sehr alt und seine Gesundheit ist angegriffen. Ich darf doch darum bitten, dass ihr ihn erstens nicht lange aufhaltet und zweitens auf keinen Fall ärgert oder aufregt.“ Bevor jemand darauf antworten konnte, öffnete er die Tür, trat, nachdem er Pietrino den Vortritt gelassen hatte, ein und knallte die Tür den anderen vor der Nase zu.
    „Euer Gnaden, Pietrino ist zurück und in Sicherheit“, hörten sie von drinnen die Stimme des Dieners.
    „Das sehe ich selbst, du Dummkopf!“, schnarrte die Stimme von vorhin. Dann war sie wesentlich freundlicher. „Hallo, Pietrino, mein kleiner Freund! Was hast du heute angestellt?“
    „Ich habe einem Säufer, der dich stören wollte, mit meiner Schleuder die Weinflasche zerschossen. Der Wein ist über den ganzen Kerl gelaufen.“
    Die Stimme des Alten lachte krächzend, ein trockenes, kraftloses Husten schloss sich an.
    Durch die Tür hörten sie Pietrino fort fahren: „Der Säufer hat aber nur geklopft, weil schon drei Fremde vor deiner Tür standen. Sie sind sehr seltsam gekleidet, haben große Taschen auf dem Rücken und sagen, dass sie Reisende sind. Sag, Marchese, meinst du, dass könnten die Reisenden sein, denen du mich anvertrauen willst?“
    Im Treppenhaus warfen sich die drei

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