Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. H. T. Osenger
Vom Netzwerk:
herbei, flüsterte diesem etwas ins Ohr, worauf der Junge zur Tür schlich. Währenddessen sagte er leise: „Woher weißt du das mit dem alten Geschlecht? Und dass meine Vorfahren ursprünglich aus einer anderen Welt stammen? Und wenn du von der Erde bist, wieso weißt du von den Hallen der Unendlichkeit?“
    Lars, Mike und Hans sahen kurz über die Schulter, denn Pietrino hatte die Tür lautlos erreicht, diese plötzlich aufgerissen – und der Diener kam zum Vorschein, in gebückter Haltung, die verriet, dass er sein Ohr ans Schlüsselloch gepresst hatte. Blitzartig stand er gerade, dann verbeugte er sich tief. „Haben Euer Gnaden noch einen Wunsch?“
    „Ja!“, kreischte der Alte. „Ich will, dass du da `rausspringst!“ Die alte, faltige Hand wies auf ein Fenster. „Und wenn du noch einmal lauschst, dann bestehe ich darauf, dass du es tatsächlich tust und ich besorge mir einen neuen Diener.“
    Cosimo verbeugte sich tief und schloss die Tür.
    Der Marchese beruhigte sich wieder. „Vor ungefähr fünf Jahrhunderten haben meine Vorfahren ihre Heimat verlassen müssen, weil sie um ihr Leben fürchteten. Sag mir, Fremder, regiert in der alten Welt, aus der wir kamen, immer noch die Inquisition?“
    Hans schüttelte behutsam den Kopf. „Nein, die gibt es schon lange nicht mehr. Ich denke, dass Sie die heutige Erde nicht erkennen würden, weil sie mit dem Bild, das Sie aus den Überlieferungen Ihrer Vorfahren kennen, nicht mehr viel gemein hat. Leonardo da Vinci wird heute als eines der größten Genies verehrt, von den anderen Weisen, Künstlern und Forschern ist nichts mehr bekannt. Und auch das Wissen über die Hallen der Unendlichkeit ist auf der Erde verloren gegangen.“
    „So, keine Inquisition mehr!“ Der Alte schüttelte langsam den Kopf, als könne er das nicht glauben. „Und da Vinci wird verehrt, und die anderen sind nicht mehr bekannt. Unglaublich!“ Er schwieg einen Moment. „Wie kommt es, dass Ihr davon wisst, werter Herr?“
    Lars und Mike entging nicht, dass der alte Marchese vom Du auf eine wesentlich respektvollere Anrede gewechselt war.
    „Ich trage eines der Tore zu den Hallen der Unendlichkeit bei mir“, antwortete Hans Lubronski. „Es ging als Erbstück durch die Reihe meiner Vorfahren. Aber es öffnet keinen Weg nach Norditalien. Man betritt von der Halle aus den Boden einer deutschen Provinz, die am Rhein liegt.“
    „Sehr ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich!“ Der Marchese schüttelte wieder den Kopf. „Und was genau sucht Ihr nun?“
    „Wir wollen meine Halle wieder finden und von dort aus nach Hause zurückkehren“, erklärte Hans.
    Der Alte gab ein Gebrummel von sich, das offensichtlich nicht zu verstehen war, sondern nur bedeuten sollte, dass der Marchese gerade nachdachte. Er ließ seinen prüfenden Blick über Hans, aber auch über Lars und Mike streifen. Schließlich fragte er: „Wer sind die beiden Jungen? Sind es Eure Söhne, mein Herr?“
    „Nein, wir sind eine zufällig zusammen gewürfelte Schicksalsgemeinschaft.“ Hans Lubronski hatte offensichtlich beschlossen, einfach die Wahrheit zu sagen. „Auf der Erde, wo wir zu Hause sind, sind wir in etwa Nachbarn.“
    Der Alte nickte. Er schwieg einen Augenblick, dann begann er zu erzählen. „Es ist, wie schon erwähnt, ziemlich genau fünf Jahrhunderte her, dass meine Vorfahren Oberitalien verließen. Nach langer Suche fanden sie eine Halle, die entfernt der Welt ähnelte, die sie verlassen hatten. Sie beschlossen, eine Art Kopie ihrer Heimat zu bauen. Es gelang ihnen auch, in mancher Hinsicht wurde die Kopie sogar noch besser als das Original. So jedenfalls haben sie es in einer handschriftlichen Chronik niedergelegt, die in meinem Besitz ist. Aber nun seht euch um! Es ist nichts mehr so, wie es einst war. Die Generationen, die aufgebaut haben, sind längst verstorben. Die Generationen der Bewahrer, die immerhin erhielten, was ihre Vorfahren geschaffen hatten, sind auch dahin. Das Volk, das jetzt hier lebt – Bäh!“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung, die seine Geringschätzung andeuten sollte. „Dekadent und verdorben. Sie verprassen nur noch den Reichtum, den sie ererbt haben. Alles verrottet und verkommt.“
    „Das haben wir bereits feststellen müssen“, warf Hans ein.
    „Ja, und dann die Geister aus den Kanälen“, rief Mike. „Echt zum Fürchten!“
    „Ach was!“ Der Marchese wiederholte seine Handbewegung. „Geister! Dämonen! Blödsinn! Diese Wesen haben hier schon gelebt, bevor die

Weitere Kostenlose Bücher