Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
habe. Nun gut, in den Flaschen ist ein Mineral, das aus einer anderen Halle stammt und unterirdisch abgebaut wird. Die Menschen dort nennen es Donnerstein, weil es explodiert, wenn es nass wird. Nebenbei bemerkt ist der Abbau ganz schön gefährlich, es fliegt immer mal wieder ein Bergwerk in die Luft. Schließlich dringt Regen durch den Fels und sammelt sich zu unterirdischen Bächen und Flüssen. Na ja, und wenn so ein Rinnsal im Fels auf eine Ader Donnerstein trifft, dann donnert´s.“
„Und was hat das mit dem Antrieb zu tun?“, bohrte Mike nach.
Jonathan winkte. „Kommt mit, ich zeig es euch an Ort und Stelle.“
Lars wagte einzuwenden: „Müsste denn nicht jemand auf den Kurs des Schiffes achten? Gibt es hier keine unterseeischen Riffe?“
Jonathan ging weiter durch den Schiffsrumpf und rief über die Schulter: „Ich kenne die Gegend hier ganz gut. In der Richtung, in der wir unterwegs sind, kommt die nächste Untiefe in knapp achthundert Seemeilen. Bis dahin brauchen wir noch ein Weilchen, wenn wir überhaupt bis dahin fahren.“
Die Gefährten folgten dem einsamen Seefahrer durch das seltsame Innere des Schiffes. Es schien eine Unzahl von Gängen zu geben, die zwischen den merkwürdigsten Apparaturen und Maschinen, Leitungen und Armaturen verliefen. Ab und zu passierten sie auch metallene Türen, auf denen Begriffe standen wie Kartenraum, Stauraum I, Stauraum II, Brennstofflager und so weiter. Manchmal tauchte an einem der Bullaugen ein Fisch auf, einmal sogar einer der riesigen Haie. Lars fragte sich schon, ob dieser nun die Unterseegaleere attackieren würde, aber das Untier drehte schnell ab. Vielleicht hatte es mit diesem Wasserfahrzeug und seinem Kapitän unangenehme Erfahrungen gemacht.
Jonathan turnte eine weitere Leiter hinab, die Gefährten folgten. Nun ging es in die andere Richtung, also wieder Richtung Heck. An einer Maschine, in der es tüchtig knirschte und bollerte, blieb er schließlich stehen. „Also, das hier ist der Donnersteinzerbröseler. Das relativ weiche Gestein wird hier drin gemahlen. Es wird dann, je nach Energiebedarf mehr oder weniger, in diesen Teil weitergeleitet.“
Er legte seine Hand auf einen anderen Teil der Maschine, aus der das Bollern ertönte. Teilweise hörten sich die Geräusche an, als kämen sie aus den Innereien eines riesigen Elefanten, der an einer gewissen Verdauungsstörung leidet. Dabei dozierte er weiter. „Die Rohre, die ihr dort oben seht, leiten Wasser in diesen Teil der Maschine, der gemahlene Donnerstein kommt damit in Berührung und es entsteht eine Explosion, deren kinetische Energie zur Bewegung genutzt wird. Es wird einfach das detonierende Wasser durch eine Düse achteraus gepresst. Durch diesen Rückstoß bewegt sich das Schiff. Übrigens werden dabei auch Gase frei, die das Schiff dann wie einen Schwarm Luftblasen hinter sich her zieht. Diese Gase können aber auch aufgefangen und in seitlich unter der Schiffshülle gelagerte Tanks geleitet werden. Das gibt dann den nötigen Auftrieb zum Auftauchen. Im Grunde genommen recht simpel, aber es funktioniert.“
Mike strich begehrlich mit seinen Blicken über die Antriebsmaschine. „Soll das heißen, dass hier drin dasselbe Pulver ist wie in den Raketenflaschen?“
Jonathan nickte. Darauf warfen Hans, Salvatore und Lars ihrem Kameraden Mike warnende Blicke zu. „Untersteh dich!“, drohte Lars.
Mike wechselte ein wenig die Farbe und brummte: „Ist ja schon gut, man wir doch noch fragen dürfen!“
Jonathan hatte die Blicke bemerkt. „Gibt es irgendetwas, was ich wissen sollte?“, fragte er leicht irritiert.
Hans schüttelte den Kopf. Salvatore, der sich ohnehin höchst unbehaglich fühlte, schnaufte nur. Lars sagte: „Einer von uns war mit einer der Flaschen etwas unvorsichtig und hätte uns beinahe in die Luft gejagt.“
Nun wurde Mike fuchsteufelswild. „Das stimmt doch gar nicht!“, fuhr er hitzig auf. „Das ist die schamloseste Übertreibung, die ich je gehört habe.“
„Willst du etwa abstreiten, dass uns die Rakete um die Ohren geflogen ist?“, fauchte Lars nicht minder hitzig zurück.
„Verdammt!“, schrie Mike. „Ich wollte, die verfluchte Rakete wäre mit deiner Hose abgezischt, dann hättest du Grund, dich so aufzuführen, du jämmerlicher Feigling!“
Bevor nun Lars etwas erwidern oder auf den Freund losgehen konnte trat Hans entschlossen dazwischen. „Ruhe, und zwar sofort! Mike, das mit der Flasche war wirklich leichtsinnig. Lars, du übertreibst,
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