Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. H. T. Osenger
Vom Netzwerk:
äußerte sein Befremden und seine Überraschung, dass bei den ärmlichen Hütten keine Menschenseele zu sehen war. Die kleinen Holzhäuschen waren bei näherem Hinsehen noch schmutziger und baufälliger als aus der Ferne betrachtet. Lars und Mike fragten sich bedrückt, wie es wohl sein mochte in einer solchen Behausung zu leben, deren Dach mit Sicherheit undicht war und die hundert Ritzen haben musste, durch die der Wind pfiff. Wer so leben musste, hatte vermutlich nicht einmal genug zu essen.
    Die Gefährten beeilten sich, die schlammigen und mit Unrat übersäten Wege der Unterstadt hinter sich zu lassen. Sie warfen kurze Blicke zu dem schönen und stattlichen Steinhaus, das ganz am Rand der Unterstadt stand und hier merkwürdig deplaziert wirkte.
    Alle fühlten sich wohler, als sie durch das weit offen stehende Tor traten und sich endlich in der Oberstadt befanden. Welch ein Unterschied: Solide Häuser mit Steinfassaden, die hölzernen Haustüren mit Schnitzereien verziert. Gepflasterte Straßen, die offensichtlich von jemandem sauber gehalten wurden.
    Aber auch hier fanden sie keine Menschenseele.
    „Die Bewohner werden aber wohl nicht weit sein“, meinte Jonathan. Dennoch verriet seine Stimme einen gewissen Argwohn. „Ich höre von irgendwo Musik.“
    Salvatore hielt die Nase hoch in die Luft und schnupperte. „Und hier in der Nähe wird gegrillt. Ich rieche Holzfeuer und gebratenes Fleisch.“
    Lars ahnte die Erklärung. „Dann feiern die Leute ein Fest. Dafür haben sich alle irgendwo versammelt. Deswegen haben wir noch niemanden gesehen.“
    „Das wäre die naheliegendste Möglichkeit“, meinte Hans nickend.
    Sie versuchten sich den Düften und den Klängen der mittelalterlich anmutenden Musik zu nähern, die zu den engen Straßen und den Häusern der Oberstadt durchaus passte. Schließlich gelangten sie auf einen großen Platz, der vermutlich im Zentrum des Ortes lag. Und tatsächlich waren hier wohl alle Einwohner versammelt, denn der Platz schien vor Menschen fast aus den Nähten zu platzen.
    Jonathan kratzte sich den Kopf und starrte verblüfft auf das Getümmel. „Also, so etwas habe ich hier noch nicht erlebt“, murmelte er ratlos.
    In der Mitte des Platzes war eine Freifläche, auf der sich dicht gedrängt Tänzer tummelten. Auf einer kleinen Bühne saßen Musiker, die eine seltsame Kombination von Instrumenten spielten. Einer trommelte mit den Händen auf eine kleine Pauke, eine Frau spielte eine Blockflöte, eine weitere zupfte an den Saiten einer Mandoline oder Laute. Ein Mann hielt ein kastenförmiges Instrument auf den Beinen, das an einem Ende eine Kurbel zum Drehen hatte und auf der Oberseite Tasten. Ein Dudelsackspieler komplettierte das Orchester.
    Tanzfläche und Bühne waren eingerahmt von Tischen, an denen jeder einzelne Platz besetzt zu sein schien. Am Rand waren mehrere Eisengestelle über Holzkohlenfeuer gestellt worden. Dort brutzelten Bratwürste und Fleischstücke. Viele unterschiedlich große Fässer waren angeschlagen. Zwischen den Feuern und Fässern und Tischen eilten Leute hin und her, die Speisen und Getränke auftrugen oder leeres Geschirr abräumten. Den Gefährten wurde plötzlich schmerzlich bewusst, dass sie schon seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen und getrunken hatten.
    Mike leckte sich die Lippen und schluckte. „Ob wir vielleicht an der Party teilnehmen könnten?“
    Ein Lächeln erschien auf allen Gesichtern, als Jonathan antwortete: „Ich sehe mich hier mal um. Ich kenne eine ganze Reihe Kaufleute aus La-Granata. Die frage ich, ob wir uns dazusetzen dürfen.“
    Und schon begann er sich zwischen den Tischen durchzuschlängeln. Die Gefährten folgten im Gänsemarsch und warfen hungrige und durstige Blicke auf das, was sich auf den Tischen befand. Die feiernden Einwohner ihrerseits sahen neugierig die Fremden an. Scheinbar befanden sie sich gerade unter Leuten aus der Oberstadt, denn alle Frauen, Männer und Kinder waren zumindest sauber und ordentlich angezogen. Die Kleider einiger Leute waren sogar reichlich verziert und machten einen teuren Eindruck. Vermutlich waren das die reichen Kaufleute und ihre Ehefrauen, während die übrigen vielleicht die Dienerschaft darstellten.
    Eine traurige Tatsache war für die Gefährten allerdings nicht zu übersehen: Alle Tische in der näheren Umgebung waren bis auf den letzten Platz besetzt.
    Jonathan wurde von einem sehr prachtvoll gekleideten Mann angesprochen, der mit seinem dicken Bauch zwischen Stuhl und

Weitere Kostenlose Bücher