Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
„Haltet ihr jemanden für charakterlich stark, der übertriebene Auftritte mit Perücke, Brokatumhang und Barockmusik zelebriert? Ich glaube, wenn ich wirklich eine starke Persönlichkeit wie mein Vorfahr Sir Francis Drake wäre, hätte ich einen solchen Firlefanz nicht nötig.“
Diese Äußerung in Verbindung mir dem Mienenspiel des Seefahrers entlockte Hans ein schallendes Lachen. „Na und?“, sagte er dann freundlich. „Wer ist denn schon fehlerlos? Tun wir doch so etwas als liebenswerte Spinnerei ab. Wir haben doch alle unsere Macken.“
Heiliger Bombastus!
Die Gefährten von der Erde beratschlagten noch kurz, entschlossen sich dann aber, mit dem Seemann nach Hallgard zu suchen. Immerhin schien dies der vielversprechendste Weg zu sein, um möglichst schnell die Halle von Hans zu finden und damit den Heimweg in die eigene Realität der Erde. Die Gefahren der Halle des maßlosen Reichtums und immerwährenden Glücks wurden in den Überlegungen keineswegs außer Acht gelassen, jedoch wies Hans darauf hin, dass auch die anderen Hallen ihre Risiken beinhalten mochten.
„Ich habe es euch ja schon vorher gesagt“, meinte er, „dass die Sache durchaus brenzlig werden kann. Immerhin hat in einer der Hallen, die ich bereiste, meine Frau ihr Leben verloren. Aber ohne jemanden wie Hallgard suchen wir den Heimweg vielleicht bis an unser Lebensende.“
„Das ist eine stichhaltige Argumentation“, pflichtete Mike bei. „Und was die Gefahren in der einen Halle angeht, so brauchen wir doch nur zusammenzuhalten. Das haben die alten Griechen auch schon gemacht; Achilles hat sich doch an den Mast seines Schiffes fesseln lassen, um das Jodeln der Medusa hören zu können, und seine Seeleute haben sich die Ohren verstöpselt. So was in der Richtung machen wir auch. Ganz einfach!“
Lars verdrehte die Augen. „Das war Odysseus, der den Gesang der Sirenen hören wollte! Du schmeißt aber auch alles durcheinander, du Depp!“
„Sei doch nicht so kleinlich, du Erbsenzähler!“, maulte Mike. „Immerhin weiß ich, dass es nicht die Loreley war!“
Hans verkniff sich ziemlich erfolglos ein Schmunzeln und wandte sich an Salvatore. „Was habt ihr beiden vor? Wollt ihr auch mit uns kommen?“
Salvatore hob in einer hilflosen Geste beide Hände. „Was bleibt uns anderes übrig? Vielleicht haben wir das Glück, dass uns diese Hallgard eine neue Heimat zeigt. Irgendeine Halle, in der Pietrino und ich bleiben können.“
„So ist es denn entschieden“, sagte Hans mit Nachdruck. „Jonathan, wie finden wir die Halle des maßlosen Reichtums und des immerwährenden Glücks?“
„Die finden wir schon, denn sie hat viele Eingänge“, antwortete der Seemann. „Aber ich habe vorhin nicht gelogen, als ich sagte, dass ich neuen Donnerstein laden muss. Also reisen wir erst in die Halle, wo dieses Mineral abgebaut wird. Ich war ohnehin auf dem Weg dorthin.“
„Dann bin ich sehr gespannt, wo der Übergang zu der Halle zu finden ist“, sagte Hans.
Jonathan, der sehr froh war, für seine schon lange geplante Reise Gefährten gefunden zu haben, antwortete: „Das ist überhaupt kein Problem. Wasser ist das ideale Medium, um Türen zu anderen Hallen zu schaffen. Diese schließen sich wieder unmittelbar hinter dem Boot. Logischerweise kann ich auf diese Weise nur Hallen erreichen, in denen es größere Gewässer gibt.“
Hans war verblüfft. „Und wie machst du das?“
Jonathan ging zu einem Apparat, in dessen Oberfläche eine runde Glasscheibe eingelassen war. „Das hier ist ein Strömungsverzerrer. Funktioniert folgendermaßen: Zunächst schalte ich das Gerät ein und messe die Strömung, in der wir uns gerade befinden.“
Er drückte eine Taste, worauf das merkwürdige Gerät zu pfeifen und zu jaulen begann. Unter der Glasscheibe wurde es hell und ein Muster aus gewellten Linien erschien. „Jetzt stelle ich das Strömungsmuster eines Gewässers ein, in dem ich auftauchen möchte. In der Donnersteinhalle gibt es einen See, an dem die Stadt LaGranata erbaut wurde. Dort will ich den Brennstoff kaufen.“
Jonathan drehte an mehreren Knöpfen des Apparates, woraufhin sich die Linien unter der Glasscheibe veränderten. Die Wellen und Kurven ließen nach, bis die Linien fast ganz gerade waren. Kurz darauf ging ein mächtiges Rauschen durch das Schiff, das plötzlich vibrierte und zur Seite geworfen wurde, als sei es an der Meeresoberfläche in schweres Wetter geraten. Pietrino und Salvatore schrieen erschreckt auf
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