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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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herrliche Gestalt gebreitet, und das blaue Feuer ihrer Augen war für immer erloschen. So hatte er sie zum letztenmal gesehen, als er den FBI-Mann zum Schauhaus begleitet hatte, um die Identifizierung zu bestätigen.
    Das Flugzeug stieg steil hoch. Heros Gedanken verweilten bei dem jungen Mädchen. Sie war käuflich, geldgierig und verräterisch gewesen. Sie hatte ihr Land verkauft. Aber sie war auch ein warmes, vibrierendes menschliches Wesen gewesen, ein erbärmlich schwaches Geschöpf. Dennoch, eine Nacht lang hatte sie ihn geliebt, hatte sich ihm ganz hingegeben, und am Ende schien es sicher, daß sie dafür, daß sie sein Leben geschont, mit ihrem eigenen bezahlt hatte.
    Manhattan lag jetzt unten ausgebreitet wie die Karte, die Hero während seines Aufenthalts studiert hatte, und er konnte den Campus und den Gebäudekomplex der Columbia-Universität ebenso wie das große weiße marmorne Viereck der öffentlichen Bibliothek ausmachen.
    War Professor Constable, der da unten arbeitete, ärgerlich oder bekümmert darüber, daß er auf den Leim gegangen war? Oder entsetzt, daß er nur um Haaresbreite dem um ihn gewobenen Verschwörernetz entschlüpft war? Wahrscheinlich nicht. Männer, die so eingebildet waren wie er, verschwendeten keine Zeit damit, über ihre Unzulänglichkeiten nachzudenken.
    Vor seiner Abreise hatte Hero zum Abschied mit Dr. Ferguson zu Mittag gegessen. Sie hatten über Ägypten, atonale Musik, die richtige Art, einen Hasen zu braten, die Börse, die englische Politik Amerika gegenüber, den als abstrakte Kunst bekannten gigantischen Schwindel, die Psychologie der Orientalen diskutiert — über alles, außer über die Hand von Mary Constable. Erst am Ende des Mahls, als er sich von ihm verabschiedete, hatte Dr. Ferguson vage gemurmelt: «Mein Lieber, es war sehr gütig von Ihnen, herüberzukommen und uns aus der Patsche zu helfen. Ich hoffe, Sie werden dies angemessen finden.» Das war ein Umschlag mit einem Scheck darin auf eine Summe, die mehr als großzügig war.
    Das Düsenflugzeug näherte sich seiner normalen Flughöhe. Alle fünf Stadtteile New Yorks waren zu einem Panorama geworden. Versteckten sich die Bessmers irgendwo da unten in Angst um ihr Leben? Oder waren auch sie tot und lagen verfärbt in irgendeiner schäbigen Pension? Oder waren sie noch zur rechten Zeit gewarnt worden, nicht nur das Haus in der 91. Street zu verlassen, sondern die Stadt und vielleicht auch das Land, und würden eines Tages ihre gemeinen Tricks an einem anderen Ort zum Schaden der Leichtgläubigen vorführen?
    Er verachtete sie für das, was sie waren, aber er haßte sie, daß sie ihn wieder zu einer Enttäuschung auf seiner langen und ernsten Suche nach einem Beweis für ein Jenseits geführt hatten. Jeder neue Fall, der ihm bekannt wurde, schien auf gewisse Weise die Hoffnung auf ein Weiterleben darzubieten, aber jeder endete in einer Desillusion und Tragödie, und das Geheimnis des Unbekannten blieb undurchdringlich.
    Dennoch, in seinem Inneren wußte Hero, daß er es nicht auf gab. Sowenig es eine Grenze für menschliche Korruption, Schikane und Gier gab, sowenig gab es auch eine Grenze für den endlosen Raum, den der Mensch das Universum getauft hatte. Das Rätsel seines Sinns mußte noch gelöst werden. Jetzt, da er zwischen Erde und Himmel schwebte und auf die entschwindende, von Leben schäumende große Metropole hinunterblickte, war er mehr denn je von der Bedeutungslosigkeit des Menschen im Angesicht des Dunkeln, des noch Unbegreiflichen, Unbekannten überzeugt. Millionen ehrlicher Menschen glaubten daran und suchten nach einem Jenseits. Man würde weiter forschen müssen.
    Staten Island und Brooklyn verschwanden unter der silbernen Tragfläche, und tief unten sah man den grauen wogenden Atlantischen Ozean. Alexander Hero fiel plötzlich ein, daß er in mehr als achtundvierzig Stunden wenig Schlaf gehabt hatte. Müdigkeit und Melancholie lasteten auf ihm. Er lehnte den Kopf zurück und schloß die Augen.

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