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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Sarah Bessmer stark ist, wie sie es manchmal ist, materialisiert sich der Geist in Fleisch; der Vater hält seine Tochter in seinen Armen; die Mutter drückt ihren Sohn an ihren Busen. Vielleicht können auch Sie sich noch einmal der Gegenwart derer freuen, die Sie suchen. Nach diesen Manifestationen ist Mutter immer sehr geschwächt und erschöpft.»
    «Sie machen mir Hoffnung», sagte Peter Fairweather, und Alexander Hero dachte: Jetzt kommt es!
    Die Orgelfuge von Bessmers Stimme dröhnte weiter. «Wir verlangen nichts für uns selbst, denn es wäre nicht recht, Gottes Gabe der leidenden Menschheit teuer zu verkaufen. Alle Spenden gehen an die Kirche des Atems Jesu und des Heiligen Ozons für die Verbreitung seines Wortes, daß die Toten wiederauferstehen werden. Die Spenden sind freiwillig. Ihre Höhe bestimmen die Mitglieder.»
    Peter Fairweather flüsterte heiser: «Ich würde gern etwas spenden.» Und dann fügte er hinzu: «Ich bin Ausländer. Vielleicht könnten Sie mir sagen, was angebracht wäre.»
    Bessmer zuckte nicht mit seinen bezwingenden Augen, als ei murmelte: «Sagen wir, zweitausendfünfhundert Dollar. Es wird fast sicher zu einer Manifestation, vielleicht sogar zu einer Wiedervereinigung kommen.»
    Alexander Hero hätte angesichts der unverschämten Höhe des genannten Honorars fast vergessen, daß er die Rolle Peter Fairweathers spielen mußte, und konnte sich kaum beherrschen. Beinahe tausend Pfund! Teilnehmer von Seancen in London wurden vielleicht für einen Besuch um einen Fünfer erleichtert, und wenn etwas dabei herauskam, knöpfte man ihnen fünfzig oder hundert ab. Die genannte Summe war geradezu ungeheuerlich, und dennoch bot sie wenigstens die Garantie, daß auch etwas dafür geliefert wurde. Woodmanston mußte in seiner Erregung alles verraten haben, darunter auch die Tatsache, daß der wohlhabende Fairweather nur für eine kurze Weile in New York sein würde. Die Bessmers hatten gewiß gefunden, man müsse den Vogel schnell rupfen oder ganz darauf verzichten.
    Fairweather verschluckte Hero und murmelte: «Ich würde alles geben, um zu wissen, daß sie hier und glücklich war.»
    Bessmer rückte seinen Sessel ein Stück vom Tisch ab. «Die Spenden für die Kirche werden bar gezahlt», sagte er. «Vielleicht könnten Sie heute abend kommen. Um neun ist eine Séance. Bringen Sie dann diese Karte mit.» Er zog ein Schubfach auf, nahm eine Karte heraus und schrieb seine Anfangsbuchstaben darauf. Dann erhob er sich, und Fairweather erhob sich ebenfalls, und wieder wurde seine Hand von der kalten Hand heftig geschüttelt. «Wir werden es versuchen», sagte Bessmer. «Wir werden unser Äußerstes versuchen.» Und ein paar Augenblicke später stand Hero draußen vor dem Haus, ging zum Westeingang des Central Parks und sah dabei auf die Karte, auf der stand: «Gottesdienst der ersten Kirche des Atems Jesu und des Heiligen Ozons. Einlassen.» — Und das Datum und die gekritzelten Initialen A. B. Eins war sicher: die Bessmers gaben sich nicht mit kleinen Fischen ab. Hero hielt es für durchaus möglich, daß er bald alle Hände voll zu tun hätte.

Fünftes Kapitel

    «Sie wollen», sagte Alexander Hero, «zweitausendfünfhundert Dollar in bar haben. Ich halte das für einen Überrumpelungsversuch. Wenn ich das Geld nicht beibringen kann, sind sie mich los, und niemand ist geschädigt. Wenn ich es kann, machen sie schnell eine fette Beute. Ich konnte Dr. Ferguson nicht erreichen.»
    Saul Wiener hörte sich das fast abwesend an, drückte auf einen Knopf, und als ein junges Mädchen hereinkam, sagte er: «Wir möchten zweitausendfünfhundert Dollar, Miss Jorgenson, in Fünfzig- und Zwanzig-Dollar-Scheinen.» Und dann, als die Sekretärin, nachdem sie die Summe auf einem Block notiert hatte, hinausgehen wollte, fügte er hinzu: «Aber bitte nicht gekennzeichnete.»
    Sie waren in dem New Yorker Bezirksbüro des Bundeskriminalamts an der Nordostecke der Third Avenue und der 69. Street, schräg gegenüber einem riesigen luxuriösen Apartment-Block, und wie Hero von dem geschwätzigen Fahrer des glitzernden Kolosses von einem gelben Taxi, das ihn hierhergefahren, gehört hatte, nur zwei Blocks von dem russischen Konsulat entfernt. «Praktisch, nicht wahr?» hatte der Taxifahrer gesagt. «Man weiß nicht, wer wen beobachtet.» Er hat wahrscheinlich recht, dachte Hero.
    Wiener war einer von fünf Spezialagenten (bekannt unter der Abkürzung ASAC), die mit Gegenspionage, Sabotage, Subversion und

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