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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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seinem Büro empfing.
    Er lief rastlos umher, hob da etwas auf, legte dort wieder etwas ab, und von Zeit zu Zeit blieb er, mit den Händen in den Hosentaschen, am Fenster stehen und blickte starr nach draußen.
    Sein Büro strahlte ebenso wie Scott Skiffer Unaufgeräumtheit und Ruhelosigkeit aus. Die Kaffeetasse mit ihren braunen Rändern zeugte von ununterbrochenem Gebrauch.
    „Du siehst überarbeitet aus, Scott“, bemerkte Perry auch sofort sorgenvoll.
    Skiffer hob leicht die Schultern und ließ sie mit einem Seufzer wieder fallen. „Das ist kein Wunder, Perry. Ich komme kaum noch zum Schlafen. In London ist eine schlimme Sache im Gange. Und nicht nur in London — auch auf dem Land, genau betrachtet in ganz Südengland.“
    Sergeant Hanson betrat das Büro, bevor Perry etwas sagen konnte.
    „Besorgen Sie uns bitte Kaffee, Hanson“, orderte der Inspektor. „Am besten gleich eine ganze Kanne. Ich kann ihn gebrauchen.“
    Sergeant Hanson versuchte vergeblich, sein bärbeißiges Gesicht in eine mitfühlende Miene zu verwandeln. Heraus kam dabei ein Walroß mit Zahnschmerzen, was Perry zum Schmunzeln brachte. Hansons Stimme aber war warm und sanft, wie man es bei diesem so grobschlächtig wirkenden Beamten nie vermutet hätte: „Sie müßten sich wirklich etwas Ruhe gönnen, Inspektor. Das hält ja kein Mensch aus, so wie Sie in den letzten Tagen gearbeitet haben.“
    „Ist schon gut, Hanson“, erwiderte Scott Skiffer müde. „Besorgen Sie jetzt den Kaffee.“
    „Ist es so schlimm?“ fragte Perry, nachdem Hanson etwas beleidigt gegangen war.
    Der Inspektor breitete hilflos die Arme aus. „Noch schlimmer, Perry. Seit fast zwei Wochen taucht überall plötzlich Rauschgift auf. In Mengen.“
    Perry starrte seinen Freund an. „Das ist aber wirklich noch schlimmer, als ich gedacht habe. Weiß man, woher es kommt?“
    Scott Skiffer schlug mit der Faust auf den Schreibtisch und sagte erregt: „Das ist es ja gerade, Perry. Unsere Laborleute behaupten steif und fest, das Zeug komme aus Pakistan. Wir können uns im Yard darauf überhaupt keinen Reim machen. Mit, wir’ meine ich mich und die Männer unserer Sonderabteilung für Menschenschmuggel. Die Beamten dort behaupten nun wieder, daß sie das Problem mit eingeschmuggelten Asiaten voll im Griff haben, was ja auch wieder stimmt. Die Sonderabteilung hat in den letzten Monaten rund zweihundert illegal eingereiste Inder und Pakistani erwischt. Erst letzte Woche waren es wieder siebzehn. Aber bei keinem von ihnen wurde auch nur ein Krümel Rauschgift gefunden. Und nach den Erkenntnissen der Sonderabteilung haben diese Leute damit auch wirklich nichts zu tun.
    Dabei lag für uns natürlich der Verdacht nahe, daß diese illegalen Asiaten gleichzeitig das Rauschgift bei uns eingeschmuggelt haben. Erstens weil das Zeug, wie gesagt, aus ihrem Heimatland stammt. Zweitens, weil das Auftauchen des Rauschgifts sich zeitlich mit der illegalen Einwanderungswelle überschnitten hat. Und trotzdem haben die von uns festgenommenen Asiaten mit dem Rauschgift nachweislich nichts zu tun. Das reimt sich alles nicht zusammen. Mit einem Wort, ich weiß nicht weiter.“ Scott schwieg erschöpft.
    Hanson kam herein und stellte eine Kanne Kaffee mit zwei Tassen auf den Tisch. Bevor er das Büro verließ, ging er kreuz und quer durch des Inspektors Refugium und zauberte an den unmöglichsten Stellen abgestellte Tassen und Gläser hervor, denen bisher der Weg zum Abspülen versagt geblieben war, da Scott Skiffer nicht gestört werden wollte. Zum Teil wurden sie vom eingetrockneten Zucker an ihren Standorten zurückgehalten. Mit leisem Krachen löste Hanson sie von ihren Haftstellen, und geschirrklappernd verließ er den Raum mit stolzerhobenem Haupt. Scott Skiffer schenkte sich ein und vergaß Perry dabei ganz.
    Perry war nachdenklich geworden. Er hatte seinen Freund noch nie so mutlos gesehen. Nach den Feststellungen der Polizei war es völlig unmöglich, was in diesem Fall passierte. Und trotzdem kam Rauschgift aus Pakistan ins Land. „Da muß eine völlig neue Organisation am Werk sein“, murmelte Perry.
    Der Inspektor nickte. „Eine Organisation, Perry, die uns völlig überrascht hat, die einfach aus dem Nichts entstanden sein muß. Auch unsere Leute von der Dokumentationsabteilung haben nicht die leiseste Idee einer Ahnung, wer hier an der Arbeit sein könnte. Und die hören normalerweise das Gras wachsen. Man könnte fast glauben, wir haben es hier mit Phantomen zu tun. Mit

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