Die Hand
allerdings auch Colin diesen Ort auf demselben Weg, auf dem er gekommen war. Durchs Fenster. Er hatte die Nase gestrichen voll. Lieber würde er sich irgendwo in die Büsche zum Schlafen hinhauen, unter Gottes freiem Himmel, der es gnädig mit ihm meinte, denn die Luft war mild und warm.
Colin Shapton wollte nur eines: die Phantombande so schnell wie möglich vergessen. Mit solchen Leuten war nicht gut Kirschen essen!
Colin Shapton sollte sich bald wieder an die Phantombande erinnern. Und das kam, weil er sehr schnell sein Versprechen an den Himmel, nie wieder seine langen Finger in fremde Taschen zu stecken, brach.
In den folgenden Tagen gingen die Herren der Phantombande daran, ihre Abreise vorzubereiten.
Alan Gilman ließ bei den Kunden seines Tabakladens in Bromley so ganz nebenbei fallen, daß er eine längere Kreuzfahrt vorhatte, eine Urlaubsreise, von der er schon immer geträumt hatte. Mister Hershey, der bei ihm seit Jahren regelmäßig seine Zigarren kaufte, beglückwünschte ihn überschwenglich: „Das freut mich aber für Sie, Mister Gilman, daß Sie sich auch einmal etwas gönnen. Wenn ich mich recht entsinne, haben Sie doch die ganzen Jahre nicht ein einziges Mal Urlaub gemacht. Wie lange soll die Kreuzfahrt denn dauern?“
Alan Gilman verbiß sich ein Grinsen: „Vier Monate. Ich will mir einmal richtig die Welt ansehen. Dafür habe ich die ganzen Jahre jeden Pfennig beiseite gelegt.“
Mister Hershey seufzte: „Ja, ja. Sie sind zu beneiden. Ich hatte leider nie den Mut zu so etwas. Jetzt bin ich zu alt dafür.“ Mister Hersheys Augen nahmen einen träumerischen Glanz an. „Ich wünsche Ihnen alles Gute, Mister Gilman.“
Ritchie Carryl begab sich ebenfalls auf eine Kreuzfahrt. Ted Brooks, sein Partner im Taxibetrieb, konnte das Geschäft jederzeit während seiner Abwesenheit führen. Wie Alan war auch Ritchie unverheiratet, so daß es keine Probleme mit einer Familie gab.
Ted Brooks nahm’s gelassen. „Ich werde den Laden schon schaukeln, alter Junge“, sagte er nur. „Laß dir ruhig den Duft der weiten Welt um die Nase wehen.“
Miles Gordwell hatte seinen Mitarbeiter, Kurt Olson, darauf vorbereitet, daß er sich auf dem Kontinent nach neuen Zuchtmethoden und gleichzeitig nach potenten Kunden für seine Beagles umsehen wollte. Olson war ein knorriger Norweger, den sowieso nichts erschüttern konnte, und der sich vor allem nie um die Angelegenheiten anderer Leute kümmerte. Für Miles der ideale Mann. Und von Hunden verstand Olson eine Menge.
„Is gut, Chef“, hatte Olson nur geknurrt. Damit war die Sache für ihn erledigt.
Am einfachsten hatten es Reg Stewart und Bob Mac-Dorson. Reg ging keiner Arbeit nach. Er galt in seiner Umgebung als vermögender Privatmann, der sein Einkommen mit Börsenspekulationen verdiente. Näheren Kontakt pflegte Reg Stewart zu niemandem. Seiner alten Zugehfrau Jenny, die jeden Donnerstag seine Dreizimmerwohnung in Ordnung hielt, hinterließ er nur einen Zettel, auf dem stand: Liebe Jenny. Bin drei oder vier Monate auf Reisen. Habe Ihren Lohn für die Zeit auf die Kommode in der Diele gelegt. Grüße, Reg Stewart.
Was schließlich Bob MacDorson betraf, so mußte er nur seinen Seesack packen und gehen.
Damit war der Startschuß für die Phantombande gefallen.
Am Montag, dem 26. Mai, um 7 Uhr 30 verließen die fünf Männer London in nördlicher Richtung. Miles Gordwell steuerte seinen Austin. Neben ihm saß Reg Stewart, hinten Bob MacDorson.
Hinter dem Austin fuhr ein Pferdetransporter, in dem sechs Tiere Platz hatten. Am Steuer saß Ritchie Carryl, neben ihm Alan Gilman.
Die beiden Fahrzeuge hatten gut tausend Kilometer vor sich. Ritchie Carryl verlor den schnelleren Austin bald aus den Augen. Niemand sollte auch nur vermuten können, daß die beiden ungleichen Wagen dasselbe Ziel hatten. In zwei Tagen wollten sie den gemeinsamen Bestimmungsort erreicht haben. Vorher würden sie sich nicht mehr sehen. Es war ausgemacht, daß jeder in irgendeinem Hotel nach eigener Wahl übernachten konnte. Das alles hatte die HAND so bestimmt.
Sechs Wochen später bekam Inspektor Scott Skiffer große Sorgen. Diese Sorgen veranlaßten den Inspektor, sich mit Perry Clifton darüber zu unterhalten. Keiner von beiden wußte, daß damit ihr Auftreten und ihre Aktivitäten sich in die Handlung einwoben, die die HAND inszeniert hatte.
Inspektor Skiffer ist ratlos
5. Juli.
Scott Skiffer hatte dunkle Ringe unter den Augen, als er Perry Clifton am späten Nachmittag in
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