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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Phantomas höchstpersönlich.“
    Irgendein Gedanke rastete in Perrys Gehirn bei den letzten Worten des Inspektors ein. Aber bevor er ihn greifen konnte, hatte er sich wieder verflüchtigt. Als er Scott Skiffer verließ, war es 19 Uhr 10. Er ließ einen immer noch ratlosen Inspektor zurück.

Seltsame Gäste im Old Commercial...

    Scott Skiffer wäre vielleicht ein Licht aufgegangen, hätte er wieder einmal beim schönen Clive im Restaurant Old Commercial zu Abend gegessen. Aber danach stand dem Inspektor zur Zeit verständlicherweise nicht der Sinn.
    Doch ihm als geübtem, scharfsinnigem Beobachter wäre ganz sicher einiges aufgefallen:
    Seit kurzer Zeit, genauer gesagt, seit etwa zwei Wochen, kamen in unregelmäßigen Abständen männliche Gäste, die auf geradem Weg direkt im Büro des Restaurants verschwanden und nach einiger Zeit wieder auf genauso direktem Weg das Lokal verließen. Keiner von diesen Besuchern nahm die zweifellos und mittlerweile in der ganzen Stadt bekannte exzellente Küche in Anspruch.
    Dazu kam, daß diese Herren zwar alle elegante Anzüge trugen, wie es für das vornehme Restaurant angebracht war, aber diese Herren paßten offensichtlich nicht in das feine Tuch, das sie trugen, So wie ein Wolf nicht in einen Schafspelz paßt.
    Scott Skiffer wäre auch erstaunt gewesen über die so gar nicht gehobene Ausdrucksweise, die der schöne Clive benutzte, wenn er sich mit diesen Besuchern — denn zu ihm kamen sie — unterhielt. Es war eine Sprache, die mehr dort verwendet wurde, wo sich Clive dank Scott Skiffer einige Zeit aufgehalten hatte. Und Clives Besucher beherrschten diese Sprache ebenfalls außerordentlich gut.
    „Verdammt, Jerry“, sagte Clive gerade zu einem mittelgroßen Mann mit kalten Fischaugen und einem auffallenden Höcker auf der Nase. „Verdammt. Ich darf gar nicht dran denken, daß ich vor einiger Zeit diesen Spürhund Skiffer hier hatte und mir noch einen Spaß mit ihm erlaubte, als ich ihn höchstpersönlich bediente. Da wird mir jetzt noch ganz anders bei der heißen Chose, die wir hier am laufen haben.“

    Jerry Hoskins, der nicht wenige seiner bisher 42 Lebensjahre hinter Gittern verbracht und daher auch entsprechende Umgangsformen hatte, hockte sich ungeniert auf Clives Schreibtisch und kaute auf den letzten Spreißeln eines Zahnstochers.
    „Was soll’s“, nuschelte er. „Der erste Schwung ist sowieso vorbei. Bis zur nächsten Lieferung dauert es wieder zwei bis drei Wochen. Und bisher ist doch alles ganz glatt gelaufen. Der Boß versteht anscheinend sein Handwerk. Außerdem bin ich ganz froh, daß ich wieder mal etwas Vernünftiges arbeiten kann. Dieser ganze scheinheilige Mist in diesem Heim für straffällig gewordene Männer kann einem ganz schön auf den Keks gehen. Das kannst du mir glauben.“
    „Du wirst diesen scheinheiligen Mist sehr brav und ordentlich weiter mitmachen und dich jeden Abend pünktlich um 20 Uhr im Heim zurückmelden.“ Clive funkelte ihn böse an. „Genau wie die anderen auch. Oder willst du, daß diese perfekte Tarnung auffliegt und Scotland Yard auf uns aufmerksam wird? Dieser Skiffer ist ein ganz Scharfer. Den will ich auf keinen Fall auf meiner Fährte haben. Schließlich habe ich das schon einmal genossen, und das reicht völlig.“
    „Na, na“, brummte Jerry Hoskins. „Reg dich nicht auf.“ Er sah auf seine Armbanduhr und grinste schmierig: „Dann muß ich aber jetzt abhauen. Es ist schon zwanzig nach sieben.“ Er rutschte vom Schreibtisch, wandte sich zur Tür und schlurfte mit großen Schritten aus dem Raum.
    Wieder allein, fiel Clives Blick auf das Ölgemälde an der Wand gegenüber. Lady Turley betrachtete ihn von oben herab sehr nachdenklich. Jedenfalls empfand es der schöne Clive in diesem Moment so.
    „Ja, schau du nur“, brummte er. „Ich bin genausowenig glücklich darüber, worauf ich mich da eingelassen habe, wie du auch. Nur kann dir jetzt alles egal sein.“
    Lady Catherine Amelie Turley schien ärgerlich die Stirn zu runzeln.

Dicki ficht einen schweren Kampf aus - mit sich selbst!

    19. Juli.
    Dicki Miller wälzte sich unruhig in seinem Bett hin und her. Morgen war ein aufregender Tag. Morgen ging es zu Großvater nach Wilkesham, dem kleinen schottischen Dorf an der Westküste, gegenüber der Insel Skye. Ein Umstand, der Dicki in dieser Nacht vor Aufregung sowieso kaum hätte schlafen lassen.
    Aber da war noch etwas anderes, das Gespräch, das er vor vier Stunden mit Mister Clifton geführt hatte. Sein

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