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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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„Achtmal. Wenn Sie es schon so genau wissen wollen, Inspektor.“
    John Eaton lehnte sich bedächtig zurück, stemmte die Knie unter die Schreibtischkante und wippte mit seinem Stuhl.
    „Das müßte Ihnen doch zu denken geben, Shapton. Achtmal geschnappt. Jetzt zum neunten Mal, wobei Sie noch dem ganzen Piccadilly Circus mit Ihrer Gemüseeinlage eine bühnenreife Glanznummer hingelegt haben. Alle Achtung. Muß eine tolle Show gewesen sein. Warum gehen Sie damit nicht zum Zirkus? Daß Sie als Taschendieb nichts taugen, müssen selbst Sie langsam einsehen. Ihnen fehlt dafür ganz einfach das entsprechende Zartgefühl in den Fingerspitzen.“
    Colin Shapton erstickte fast an seiner Wut. Dieser Inspektor reizte ihn bis aufs Blut. Mühsam würgte er zwischen den Zähnen hervor: „Ich brauche frische Luft bei der Arbeit.“
    „Die Stadt sucht Hilfsgärtner, Shapton.“
    „Da kann ich ja gleich nach Afrika in den Urwald gehen.“
    Eaton grinste breit: „Keine schlechte Idee. Nur werden Sie damit eine ganze Reihe von Jahren warten müssen. Ich glaube nicht, daß der Richter auch noch ein neuntes Mal nachsichtig sein wird.“
    Damit hatte Inspektor John Eaton einen empfindlichen Punkt bei Colin Shapton berührt. Auch der Taschendieb gab sich keinen Illusionen hin, was seine Chancen vor Gericht betraf. Er würde mindestens zwei Jahre hinter Gittern verschwinden.
    Colin Shapton rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum, wobei ihn Eaton stirnrunzelnd betrachtete. Der Taschendieb überlegte fieberhaft. Er hatte ja einen Trumpf im Ärmel.
    Wenn er den ausspielte...
    Der Taschendieb gab sich einen Ruck und sah Inspektor Eaton lauernd an. „Ich glaube nicht, daß ich verurteilt werde, Inspektor.“ Etwas kläglicher betonte er nochmals: „Zumindest kann ich es mir nicht vorstellen. Ich weiß nämlich etwas, was Scotland Yard sehr interessieren dürfte. Das würde die Jungs dort von den Sitzen reißen.“
    „Lenken Sie nicht ab. Mit diesen Tricks versucht es doch fast jeder, der hier seine Haut retten will. Da sind Sie wohl ein paar Nummern zu klein. Erstens sind Sie nur ein Taschendieb, also nichts für die Jungs vom Yard, und zweitens bedenken Sie, was Plaudern unter Ganoven bedeutet. Lassen Sie sich zu nichts Größerem hinreißen, nur weil Sie weiter freiberuflich bleiben wollen.“
    Nun, da er seinen Entschluß gefaßt hatte, bekam der kleine Taschendieb Oberwasser. Genüßlich schlug er die Beine übereinander und sagte pikiert: „Bitte nicht in diesem Ton. Sie wissen doch, daß ich sehr sensibel bin. Und würden Sie Ihren Kollegen darum bitten, daß er endlich mit dem Geholze auf den Schreibmaschinentasten aufhört. Das irritiert die Reihe meiner Gedanken und den Fluß meiner Rede.“
    Das wurde Inspektor John Eaton nun allerdings auch langsam zu bunt. „Wenn Sie nicht gleich was Besonderes zum besten geben, Shapton, nehmen wir jetzt das Protokoll auf, und Sie wandern in die Zelle.“
    „Okay, Sir. Dann spitzen Sie mal Ihre Ohren bei dem, was Ihnen der gute alte Shapton nun erzählen wird.“ Dabei drückte er sein Kreuz durch, warf den Kopf nach hinten und strich sich durch das zerzauste Haar.

Ein Taschendieb packt aus

    „Mein Wissen betrifft einmal die Phantombande und zum anderen das, was sie vorhat.“
    Inspektor Eaton schaute ihn mißtrauisch an und wußte nicht, ob er lachen oder weinen sollte. „Und was hat sie vor?“ fragte er mit gelangweiltem und ungläubigem Unterton.
    „Ich war Ohrenzeuge, wie sie davon sprach, dreihundert Pakistani ins Land zu schmuggeln.“
    Als er sich vorbeugte, bis sein Gesicht ganz nahe vor dem Shaptons hing, war John Eaton plötzlich ganz ernst, und mit drohender Miene sah er sein Gegenüber an. „Shapton, wenn das jetzt nur ein mieser Versuch von Ihnen ist, Ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen, wenn das ein schlechter Witz ist, dann werde ich persönlich dafür sorgen, daß Sie in einer Zelle schmoren, bis Sie nicht mehr wissen, daß es verschiedene Jahreszeiten gibt.“ Dabei nahm er seinen Stuhl kurz in die Höhe und ließ ihn mit Wucht wieder auf den Boden nieder.
    „Das ist kein Witz. Glauben Sie mir, Inspektor. Ich habe von der Sache nur durch einen Zufall Wind bekommen und...“
    Aber bevor Colin Shapton weiterreden konnte, hatte sich John Eaton schon von seinem Stuhl erhoben.
    „Kommen Sie, Shapton. Wir gehen.“
    „Wohin?“ Der Taschendieb war beunruhigt. Glaubte ihm der Inspektor vielleicht nicht?
    Doch der hatte schon zum Telefonhörer gegriffen. „White!

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