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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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stolziert wie ein Hahn auf dem Mist hier raus und Sie, Sie lächeln!? Kann ich auch so etwas spielen?“
    „Nein“, sagte Perry, „wozu braucht ein alter Hase einen Meister, beziehungsweise dessen Prüfung.“
    Mit Großvater Miller allein gelassen, sagte Perry Clifton zu ihm: „Ich fürchte, wir müssen den guten Doktor Stanley im Auge behalten, Mister Miller. Irgend etwas hat er zu verbergen. Ich würde Sie deshalb bitten, ihm, sollten Sie ihn treffen, nichts über unsere weiteren Ermittlungen bekanntzugeben.“
    William Miller riß die Augen weit auf. „Sie glauben wirklich, daß der Doktor etwas mit den Schmugglern zu tun haben könnte? Das hätte ich nie von ihm gedacht. Der ist doch immer so freundlich und im ganzen Dorf beliebt, Ein absolut integrer Mann, möchte man meinen.“
    „Der Schein trügt eben manchmal“, erwiderte Perry. „Überlegen Sie mal, Mister Miller. Erst fahren Leute mit seinem Boot seelenruhig auf dem Meer herum. Würden das denn Schmuggler ohne Einverständnis des Besitzers machen, von dem sie wissen, daß er im Ort wohnt und jederzeit unvermutet auftauchen könnte. So dumm ist niemand. Und außerdem: Schmuggler haben in der Regel selbst ein Boot. Die klauen es sich nicht in ihrem Operationsgebiet und fahren damit vor der Nase des Bestohlenen spazieren. Und hinzu kommt jetzt noch, daß jemand heute mit dem Motorrad des Doktors herumgekurvt ist. Er selbst kann es ja nicht gewesen sein, weil wir genau zu dieser Zeit mit ihm in seinem Haus zusammensaßen. Und seine Tochter Nancy war es auch nicht, weil sie auch da war. Also verleiht Doktor Stanley logischerweise Boot und Motorrad. Warum hat er uns aber dann nichts davon gesagt? Na gut, er muß es nicht, was das Motorrad betrifft, und zweitens haben wir ihn danach nicht gefragt. Damit hätte er doch ganz schnell unseren Verdacht, daß sein Boot zum Schmuggeln benutzt wird, entkräften können. Er hätte nur sagen müssen, er habe Besuch, und dem habe er sein Boot geliehen. Mister Miller, irgend etwas wird hier vertuscht.“
    William Miller war sehr nachdenklich geworden: „So wie Sie mir jetzt die Sache im Zusammenhang erklärt haben, Mister Clifton, erscheint mir das auch alles sehr mysteriös. Das ist ja wirklich ein Ding. Ausgerechnet der hochverehrte Herr Doktor! Man kann wirklich niemandem mehr trauen. Aber wie geht es nun weiter, Mister Clifton?“
    Der Detektiv setzte eine Verschwörermiene auf. „Haben Sie zufällig einen Fotoapparat im Haus, Mister Miller?“
    Dickis Großvater dachte nach. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ich glaube, damit kann ich Ihnen dienen, Mister Clifton. Da liegt irgendwo noch ein Apparat von meinem Bruder Jonas herum, der damit seine Pflanzen fotografierte. Muß zwar ein uraltes Ding sein, dürfte aber noch funktionieren.“
    „Genau den brauche ich morgen, Mister Miller. Dann wollen wir doch mal sehen, ob wir dem Schmugglerspuk hier in Wilkesham nicht ein baldiges Ende bereiten können.“

    Zur gleichen Zeit, als Perry Clifton Großvater Miller seine Meinung über den Fall auseinandersetzte, fand im Keller des Silvercross-Hauses ein kurzes, aber heftiges Gespräch statt. Der Doktor stand vor Ritchie Carryl, der auf seinem Feldbett lag, und sah aus schmalen Augenschlitzen auf ihn hinunter.
    „Wie geht es?“ Ritchie war im Moment zu müde, als daß er das Eis in Dr. Stanleys Stimme gleich bemerkte. Er gähnte herzhaft. „Wie soll es schon gehen? Was mich betrifft, ich bin hundemüde. Zehn Stunden am Steuer eines Pferdetransporters macht auch noch stabileren Nerven zu schaffen, als ich sie habe.“
    Der Doktor schoß wie ein Habicht herum und wischte mit einer blitzschnellen Handbewegung die Schachfiguren vom Brett, vor denen Miles Gordwell und Bob Mac-Dorson sich zu einem Spiel hingesetzt hatten. Die beiden Männer sprangen auf.
    Die Stimmbänder des Doktors zitterten vor Wut. „Ich dachte auch weniger an dich, Ritchie, als an diese beiden Gentlemen“ — er spuckte das Wort fast aus — „dort.“ Triefend vor bitterem Hohn fuhr er fort: „Nun, wie man sieht, geht es euch gut. Dummheit ist ja nicht unbedingt mit Schmerz verbunden. Sonst müßtet ihr euch jetzt schreiend am Boden wälzen.“
    Das war Miles nun doch zuviel. Sein Gesicht hatte die Farbe von Kalk angenommen, als er zischte: „Moment mal, Dok...“ Weiter kam er nicht.
    „Noch rede ich.“ Die anderen spürten den Zorn des Doktors jetzt beinahe körperlich. „Es war eine bodenlose Dummheit, mir zu

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