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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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breiten Lächeln auf die noch recht verschlafen wirkende junge Dame hinunter. „Hier steht jemand, den vor Überraschung fast der Schlag getroffen hat“, sagte Perry.
    „Oh, guten Morgen, Perry... Du bist wirklich überrascht?“
    „Wie weiland Kolumbus, als er irrtümlicherweise Amerika entdeckte.“
    „Sehe ich wirklich so schlimm aus?“ Julie seufzte. Perry Clifton konnte dieser weiblichen Logik nicht ganz folgen. „Wieso?“
    Julie gähnte erst einmal und reckte sich ausgiebig. „Ich meine, ob ich aussehe wie eine Wilde. Kolumbus hat doch in Amerika auch die Wilden entdeckt.“
    „Oh, das meinst du. Ich habe gehört, daß die Indianermädchen sehr nett ausgesehen haben.“
    „Du alter Schwerenöter... Ich muß wohl ziemlich fest geschlafen haben.“
    „Wie eine tote Maus. Du hast nicht einmal meinen Begrüßungskuß zur Kenntnis genommen.“
    „Ich bin untröstlich. Wie spät ist es denn eigentlich?“
    „Zwölf Uhr mittags. Steh auf, ich habe einen Ausflug vor, auf dem du mich begleiten sollst.“
    Julie kramte in ihrer Handtasche nach einem kleinen Handspiegel und betrachtete sich prüfend, wobei sie leidlich zufrieden zu sein schien. „Gleich oder sofort?“
    „Sofort. Es ist wichtig, Julie. Ich brauche dich zum Schmierestehen.“
    „Das funktioniert aber nur gegen einen neuen Begrüßungskuß.“
    „Okay. Hol ihn dir ab, er wartet hier oben auf dich.“ Erst jetzt fiel Julie auf, daß Dicki nicht da war, und sie fragte Perry danach, ohne daß sie aus seiner Antwort klug wurde. Er tat nämlich für ihre Meinung recht geheimnisvoll, als er verriet:
    „Dicki? Ach, der versucht, eine Postkarte für mich aufzutreiben.“
    Während der Fahrt zur Silvercross-Bucht mühte sich Julie ab, aus einem sehr wortkargen Detektiv den Sinn des Unternehmens herauszukitzeln. „Sag mal, Perry. Da steckt doch was dahinter, wenn du mich zum Schmierestehen brauchst?“
    „Mmh, jaa. Schon.“
    „Na also. Hab’ ich mir doch gedacht. Du steckst doch wieder mal mittendrin.“
    „Mmh, jaa. Wahrscheinlich.“ Perry machte dieses Frage-und-Antwort-Spiel innerlich großes Vergnügen. Er spürte, daß ihn Julie von der Seite nicht gerade freundlich ansah.
    „Kannst du mir wenigstens sagen, wo ich Schmiere stehen soll, du schweigsamster aller schweigsamen Detektive?“
    „Vor dem Boot eines gewissen Doktor Stanley, wo ich etwas suchen will“, reizte Perry Julies Neugier weiter.
    „Was willst du suchen?“
    „Das weiß ich selbst nicht. Aber es glänzt.“
    Julie seufzte: „Es glänzt. Großartig. Gold, Perlen, Diamanten? Oder gleich der gesamte Piratenschatz des Captain Cook? Kann ich also davon ausgehen, daß wir anschließend reich sind, uns eine Insel kaufen, wo wir uns dann zur Meditation zurückziehen? Oder hast du vor, ein Schweigegelübde abzulegen und dich in ein Kloster zu begeben?“
    Perry hielt es nach dieser Ansprache nicht mehr länger aus und lachte laut. „Nichts dergleichen, Julie. Ich muß dich wohl einweihen, bevor du anfängst, noch mal sämtliche Antiquitäten Londons in Erwartung unermeßlichen Reichtums aufzukaufen...“
    „Ähnliche Gedanken gingen mir gerade durch den Kopf“, sagte Julie trocken. „Es ist also nicht Gold, was glänzt?“
    „Ich weiß es wirklich nicht, Julie. Aber es ist nicht anzunehmen. Paß auf. Ich war gestern mit Dicki und Doktor Stanley auf seinem Boot. Wir suchten Anhaltspunkte dafür, daß es von Schmugglern benützt wird, die sich hier herumtreiben. Du erinnerst dich ja sicher an den Brief, den mir Dickis Großvater nach London geschrieben hatte?“
    Julie nickte: „Ja. Natürlich. Deshalb bist du ja hier. Ist denn wirklich etwas dran an der Geschichte?“
    „Es sieht ganz danach aus. Jedenfalls ist mir ein glänzender Gegenstand aufgefallen, als wir das Boot gestern abend wieder verließen. Da Doktor Stanley aber direkt hinter mir stand, wollte ich das Ding nicht aufheben...“
    „Warum denn nicht?“ fragte Julie.
    Perry überlegte kurz. Ja, warum eigentlich nicht? Einen plausiblen Grund dafür konnte er selbst nicht nennen. Er antwortete zögernd: „Ja, weißt du. Es war einfach so ein Gefühl, daß ich damit einen Fehler machen könnte. Ich habe ganz spontan gehandelt...“
    Julie lächelte wissend: „Kann es sein, daß du dir den Fund einfach in aller Ruhe erst mal selbst ansehen willst, bevor du dich entscheidest, was du damit machst?“
    „Damit hast du wahrscheinlich ins Schwarze getroffen“, gab Perry zu.
    Eine Viertelstunde später kamen die

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