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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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mir scheint“, lachte William Miller. Dicki zog bei diesem gutgemeinten Rüffler den Kopf etwas ein.
    Perry Clifton lenkte nun die Aufmerksamkeit der Runde wieder ganz auf sich, indem er die Kette mit der Münze auf den Tisch legte.
    „Das habe ich auf Stanleys Boot gefunden. Gestern abend war mir das Glitzern aufgefallen.“
    Stumm betrachteten Dicki und sein Großvater den Fund — Julie kannte ihn ja bereits — , bis William Miller sagte: „Ihrem Gesicht nach zu schließen, bedeutet das was Besonderes, Mister Clifton. Oder irre ich da?“
    „Ich bin mir noch nicht ganz sicher, Mister Miller. Bisher habe ich nur einen leisen Verdacht, was es bedeuten könnte...“
    „Ist ja arabisch“, ließ sich Dicki vernehmen, der die Kette natürlich längst eingehend von vorn und hinten geprüft hatte.
    „Das ist eine 100-Rupien-Münze, Dicki“, verbesserte Perry.
    „Rupien? Aus Italien etwa?“
    „Nein, aus Pakistan.“
    In Mister Millers Augen blitzte Verstehen auf. „Ich glaube, ich ahne da etwas, Mister Clifton. Sie meinen...“
    „Es ist zwar abenteuerlich, aber nicht ausgeschlossen... Ich habe auch Julie gegenüber meinen Verdacht schon geäußert.“
    Dicki Miller blickte verständnislos von seinem Großvater zu Mister Clifton. Langsam, aber sicher hatte er das ungute Gefühl, daß diese Geschichte voll an ihm vorbeilief. Dagegen mußte jetzt endlich mal etwas unternommen werden. So einfach ließ sich ein Dicki Miller nicht abspeisen. Er machte seinem Unmut Luft.
    „Würde einer der Herren so gut sein und mich, der ich ja immerhin einen nicht unbeträchtlichen Beitrag zu Mister Cliftons bisherigen Fällen geleistet habe, endlich aufklären, was hier eigentlich vor mir dauernd verheimlicht wird. Ich verstehe nämlich überhaupt nichts. Was ist abenteuerlich, aber nicht ausgeschlossen?“
    „Daß hier Menschen geschmuggelt werden, Dicki“, antwortete Perry bedeutungsvoll, während sich Julie krampfhaft die Hand vor den Mund hielt, um bei Dickis gespreizter Rede nicht loszuplatzen. Dem stand jetzt der Mund vor Staunen offen. „Menschen geschmuggelt???? Aber wieso? Was für Menschen?“
    „Darf ich das erklären?“ fragte William Miller mit ernster Miene zu Perry Clifton hin und fuhr fort, als dieser nickte: „Asiaten, Dicki. Menschen, die gern in England arbeiten und leben wollen, aber nicht dürfen, weil die Einwanderungsquote erfüllt ist. Sie bezahlen an skrupellose Geschäftemacher, die sie heimlich ins Land holen und mit gefälschten Papieren ausstatten, eine Menge Geld. Viele dieser Menschen möchten gern in dem Land leben, wo schon Angehörige von ihnen sind und arbeiten.“
    Das verschlug nun sogar Dicki für einen Moment die Sprache. Dann brach es atemlos aus ihm heraus: „Und so was geschieht hier? Hier in Wilkesham? Das ist ja ein tolles Ding.“
    Perry sah sich veranlaßt, den Eifer seines jungen Freundes zu bremsen: „Noch wissen wir gar nichts, Dicki. Es ist nur der Hauch eines Verdachtes.“
    „Oh, ich weiß, wenn Sie den Hauch eines Verdachtes haben, riecht’s schon stark nach Handschellen.“
    Dicki ließ sich da nicht beirren, was bei Julie zu einem Heiterkeitsausbruch führte: „Dicki kennt dich besser als du dich selbst, Perry.“
    Der Detektiv beschwichtigte noch einmal: „Das Ganze könnte völlig harmlos sein. Jeder beliebige kann diese Münzkette verloren haben. Ein Italiener ebenso wie ein Holländer, ein Mexikaner oder ein Eskimo.“ Perry Clifton war anzumerken, daß er selbst nicht so recht an diese Möglichkeit glaubte.
    Dicki hakte auch sofort nach: „Aber wahrscheinlich ist doch, daß die Kette einer Person aus Asien gehörte. So einer Person, wie Sie meinen.“
    „Theoretisch ja“, gab Perry Clifton zu.
    Großvater Miller, der die ganze Zeit angestrengt überlegt hatte, machte einen Einwand geltend: „Andererseits wäre diese Gegend hier für Schmuggelei solcher Art ebenso umständlich, als wenn man sich mit der rechten Hand hintenrum am linken Ohr kratzen würde. Etwa so.“
    William Miller demonstrierte eindrucksvoll, wie umständlich das war. Die anderen drei lachten, so komisch war Mister Millers Anschauungsunterricht, und Dicki konnte natürlich nicht umhin, die Verrenkungen nachzumachen.
    Perry Clifton gab Mister Miller nur zum Teil recht: „Stimmt. Aber vielleicht liegt darin gerade der kalkulierte Vorteil für die Drahtzieher dieser Geschäfte.“
    William Miller kratzte sich hinter dem rechten Ohr, diesmal allerdings mit der rechten Hand. „Und wie

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