Die Hand
weniger das Metier des Mannes, obwohl seine sogenannten Gemälde für meinen Geschmack mit Kunst nichts gemeinsam haben. Aber ich zweifle stark an der Identität dieses Herrn.“
„Okay. Wird sofort erledigt. Bis morgen, Mister Clifton.“
„Bis morgen, Inspektor. Können Sie mir noch mal Scott Skiffer an den Apparat holen?“
„Ja, Moment.“
„Hallo, Scotty?“
„Ja, was gibt es noch, Perry?“
„Paß auf. Ich habe heute ein Paket für dich aufgegeben. Mit wahrscheinlich höchst interessantem Inhalt. Es kommt noch mit dem 20-Uhr-15-Zug ab Glasgow mit. Habe einige Anmerkungen dazu geschrieben. Bitte kümmere dich darum.“
„Ist gut, Perry. Ich schicke morgen früh einen Mann zum Bahnhof, der das Paket dort direkt abholt. So sparen wir uns den Umweg über die Post und wertvolle Zeit.“ Perry hörte Scott am anderen Ende plötzlich leise in sich hineinlachen und wunderte sich: „Was ist denn auf einmal so amüsant an der Geschichte, Scotty?“
„Haha, mir ist nur gerade was eingefallen. Weißt du eigentlich, wem wir den Ohrenzeugen, von dem Ridley vorhin sprach, zu verdanken haben?“
„Ich kann es mir denken, Scott.“ Auch Clifton kicherte jetzt. „Nachdem du beim letzten Telefonat schon angedeutet hast, daß es sich um einen Taschendieb handelt, tippe ich stark auf Dickis Busenfreund, Ronnie Hastings.“
„Woher weißt du denn das schon wieder, zum Teufel. Bist du jetzt auch noch unter die Hellseher gegangen?“
„Aber Scotty. Du kennst doch den ständigen Konkurrenzkampf von Dicki und Ronnie. Natürlich hatte Ronnie nichts Eiligeres zu tun, als sofort einen Brief an Dicki nach Wilkesham zu schreiben. Hat ihn sogar per Eilboten abgeschickt und dafür wohl sogar einen Großteil seines Taschengeldes geopfert. Dicki hat es ganz schön gefuchst, das kann ich dir flüstern. Dabei wäre einer ohne den anderen todunglücklich...“
Dicki protestierte im Hintergrund mit empörtem Prusten.
„Also dann, Scotty. Denk an mein Paket. Ich glaube fast, daß du anschließend bei deinem Freund Clive wieder einmal ein Steak essen wirst.“
Als Scott Skiffer begann, ihn mit Fragen zu überschütten, verkündete Perry: „Mehr wird nicht verraten, Scotty. Laß dich überraschen. Und... guten Appetit.“ Clifton legte auf und verkündete den anderen: „Morgen werden hier Scotland-Yard-Beamte eintreffen..
Dickis Sommersprossen schienen vor Aufregung zu glühen. „Hast du gehört, Großvater? Und alles wegen dir..
„Wieso wegen mir?“ William Miller begriff nicht ganz und blickte Dicki fragend an.
„Na, wenn du nicht an Mister Clifton geschrieben hättest“, mußte er sich von seinem Enkel aufklären lassen. Julie hatte inzwischen Tee aufgebrüht und brachte jetzt alle Zutaten aus der Küche in die Wohnstube. „Ich habe schon einmal davon gehört, daß sich bei Tee und Kuchen ganz schönes Seemannsgarn spinnen läßt. Also auf, mein Kleeblatt. Laßt eure Köpfe hier gemütlich heißlaufen.“
„Trotzdem“, William Miller schüttelte den Kopf. „Ich kann es einfach immer noch nicht fassen, daß Doktor Stanley etwas mit der Sache zu tun haben soll. Können wir uns da wirklich nicht irren, Mister Clifton?“
„Er ist ein Lügner, Mister Miller“, stellte Clifton schlicht fest.
„Als Dozent für Englisch?“ Großvater Miller war jetzt völlig fassungslos.
Perry blieb hart. „Wenn Stanley Dozent für Englisch ist, bin ich Professor für Physik, Mister Miller, was in beiden Fällen ganz eindeutig zu verneinen ist. Oder glauben Sie etwa, daß ein Dozent für Englisch nicht weiß, welche Shakespeare-Figur in welches Stück gehört? Ja, und er ist voll hineingetappt.“ Cliftons Augen funkelten amüsiert. „Ich habe den Falstaff aus den ,Lustigen Weibern von Windsor’ in ,Der Widerspenstigen Zähmung’ verlegt, ohne auf Widerstand zu stoßen. Außerdem... Moment mal...“ Im nächsten Augenblick riß Clifton mit einem Ruck die Tür auf und stand einem Mister Spiriodakis mit weit aufgerissenen Augen gegenüber, der stammelte: „Bei allen Heiligen, wie können Sie mich so erschrecken.“
„Ilias, was schleichst du denn da herum“, empörte sich William Miller.
Ilias war nicht minder empört: „Ich schleiche nicht. Ich habe nur an der Tür gelauscht, ob du eventuell wichtigen Besuch hast. Aber es sind ja nur die Londoner... Darf ich reinkommen? Ich muß euch was erzählen...“
„Mach die Tür zu und setz dich hin“, befahl William Miller.
Clifton entschuldigte sich bei dem Griechen:
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