Die Hand
tut ihr das, was Mister Miller und ich sagen. In Ordnung?“
„Ist okay“, sagten Julie und Dicki aus einem Mund und zwinkerten sich vergnügt zu, während Großvater Miller etwas von „Verschwörung“ murmelte. Allmählich fand Perry Clifton Julies Vorschlag gar nicht so übel. Eine muntere Gesellschaft, die sich offensichtlich zum Spaß auf einem Boot vergnügte, mußte bei einem möglichen Zwischenfall absolut unverdächtig wirken. Welcher Gauner würde sich schon von Leuten verfolgt fühlen, die ein Mädchen und einen Jungen dabei hatten!?
Zweieinhalb Stunden später, um 21 Uhr 05, tuckerten sie mit dem Kutter auf den Atlantik hinaus. Julie hatte William Millers Küche geplündert und Sandwiches gemacht. Alle hatten Anoraks dabei, denn auch wenn Hochsommer war, nachts draußen auf dem Wasser konnte es unangenehm kühl werden.
»Dicki, du fällst noch ins Wasser, wenn du so weitermachst“, warnte Julie. Der hatte sich nämlich so weit über die Reling gebeugt, daß nur noch sein Hintern im Boot war. Trotzdem schaffte Dicki es nicht ganz, eine Hand in die Wellen zu strecken und den silbernen Schatten nachzujagen, Fische, aufgescheucht vom Schein der Positionslampen.
Ilias Spiriodakis streckte die Beine weit von sich und warf lüsterne Blicke auf Julies Proviantkorb. Der Grieche konnte selten über Mangel an Appetit klagen. William Miller behauptete sogar, er sei von einer krankhaften Freßgier besessen, was Ilias stets mit dem entrüsteten Hinweis von sich wies, er esse nie mehr, als sein Magen aufnehmen könne. Und was könnte er dafür, daß der die Größe eines mittleren Fesselballons zu haben schien. Zu seinem Leidwesen machte Miß Young im Moment keinerlei Anstalten, den Korb zu öffnen. Dabei bildete Ilias sich ein, den Geruch des Roastbeefs schon in der Nase zu haben.
Dicki gab seine Wasserspiele auf und stiefelte zu Perry Clifton und seinem Großvater am Ruder. Eigentlich watschelte er mehr, weil ihm die Stiefel um gut vier Nummern zu groß waren. Sie stammten von seinem Großvater, ebenso wie der Rollkragenpullover, der um ihn herumschlotterte. Dazu hatte er eine grünwollene Pudelmütze auf, die ihm tief über die Ohren reichte. Dicki war dies alles egal. Er fühlte sich wie auf Planken geboren und spuckte in hohem Bogen auf das Meer hinaus. Seemänner machen das, wie er in Abenteuerromanen oft gelesen hatte. Ob denen die Spucke allerdings auch wieder wie ein Bumerang zurück ins Gesicht klatschte? Dieser Umstand erschütterte sein Vertrauen in solche Bücher erheblich. Hastig wischte er sich mit dem rechten Ärmel übers Gesicht, um sich kurz darauf angeekelt einige Wollfäden aus dem Mund zu ziehen. Es war nicht unproblematisch, das Leben als Seebär.
„Na, Dicki, wie fühlst du dich in meinen Klamotten“, fragte Großvater.
Dicki glaubte, einen spöttischen Unterton herauszuhören, und versicherte mit tiefster Überzeugung: „Paßt wie angegossen, Großvater. Bin zu allen Schandtaten bereit, sollten wir hier Schwierigkeiten bekommen. Ich werde die Sache schon schaukeln.“
„Dicki Miller wird wie der Blitz in die Kajüte verschwinden und keinen Pieps von sich geben, wenn ich ihm das sage“, erwiderte Großvater streng. „Haben wir uns verstanden, Lord Nelson?“
„Ay, ay, Sir“, salutierte Dicki, und die Pudelmütze, die mehr Halt gewohnt war, rutschte ihm dabei über beide Augen. „Sollte es zur Schlacht kommen, wird Dicki Miller einen Beobachtungsposten einnehmen, um später Ihrer Majestät der Königin genauestens Bericht zu erstatten. Wohlan denn, Männer, der Ruhm ist unser, und weder Stürme noch Kanonen können uns aufhalten..
„Woher der Bengel nur diese geschraubten Sprüche hat?“ wunderte sich Mister Miller. „Völlig aus der Art geschlagen.“
Ilias Spiriodakis hatte Julie mittlerweile in ein Gespräch über sein Lieblingsthema verwickelt: „... und ich kann Ihnen sagen, Miß Julie, diese italienische Signora hatte tatsächlich prachtvolle Zinnfiguren. Leider konnte ich sie nicht dazu überreden, sich von ihnen zu trennen und...“
„Ilias, nicht schon wieder“, unterbrach William Miller verzweifelt. „Du verschreckst ja schon die Fische mit deiner hundertundeinsten Version von dieser Italienerin.“
„Kümmre dich lieber darum, daß du uns mit deinem Seelenverkäufer nicht auf Grund fährst“, schrie Ilias zurück, „und such endlich einen geeigneten Platz zum Parken.“ Zufrieden grinsend registrierte er, daß William Miller bei seinen letzten Worten
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