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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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wieder heftig zusammenzuckte. „Das kann er nämlich nicht leiden, wenn ich parken sage“, erklärte er Julie flüsternd.
    Mister Miller hatte auch schon eine zornige Erwiderung auf den Lippen, wurde aber durch Perry Clifton abgelenkt. „Sind wir bald an der Stelle, von wo aus Sie die Lichtsignale beobachtet haben, Mister Miller?“
    „Dauert nicht mehr lange, Mister Clifton. Glauben Sie, daß sich heute nacht wieder etwas tut?“
    „Sicher bin ich mir da nicht. Wenn wir Doktor Stanley in dem Maße erschreckt haben, wie ich mir vorstellen kann, würde ich an seiner Stelle erst mal versuchen, meine Aktivitäten auf ein Minimum zu beschränken. Es sei denn, die Bande steht unter Zeitdruck. Aber mir spukt die ganze Zeit schon ein anderer Gedanke durch den Kopf, Mister Miller.“
    „Welcher?“
    „Wir haben es hier, wie wir getrost annehmen können, nicht mit Anfängern zu tun. Also würden sie sich hüten, das Boot von Stanley noch einmal zu benutzen. Die Bande muß ja damit rechnen, daß wir ein Auge auf den Kahn haben. Also werden sie sich, wenn irgend möglich, ein anderes Boot besorgen und wahrscheinlich auch von einer anderen Stelle als bisher aufs Meer hinausfahren, um die Asiaten abzuholen. Aber woher bekommen sie möglichst schnell ein anderes Boot? Vielleicht fällt Ihnen dazu etwas ein, Mister Miller?“
    William Miller dachte angestrengt nach. „Viele Möglichkeiten gibt es da nicht. Sie haben ja selbst gesehen, daß im Hafen nur eine Handvoll Boote vor Anker liegt. Davon käme wiederum nur Mister Doggmans Boot in Betracht... obwohl, wenn ich es mir recht überlege... morgen ist bereits Samstag, und an den Wochenenden fährt Doggman meist selbst raus.“
    Der Detektiv schüttelte den Kopf: „An den Hafen habe ich weniger gedacht. Das können die Schmuggler nicht riskieren, weil es einfach zu auffällig wäre. Schließlich laufen dort ständig Leute herum. Es muß einfach noch eine andere Möglichkeit geben. Irgendeine in der näheren Umgebung, eine Stelle, die einsam genug ist, um von dort ungestört operieren zu können.“
    William Miller ging im Geiste die Gegend um Wilkesham durch, bis er auf etwas stieß, was passen konnte: „Da wäre noch das Bootshaus von Mister Langby, zwei Meilen südlich der Silvercross-Bucht. Soweit ich mich erinnere, hat er ein oder zwei Boote ständig dort liegen. Und eines davon ist ein Kajütboot, sogar noch etwas größer als das von Doktor Stanley...“
    „Das könnte es sein, Mister Miller.“ Clifton klatschte die linke Faust in die rechte Handfläche. „Wohnt dieser Mister Langby in der Nähe?“
    „Nein, in Edinburgh. Er kommt auch nicht sehr häufig zu uns heraus. Scheint ein vielbeschäftigter Mann zu sein. Glaube, Makler oder so etwas Ähnliches.“

    Zwei Mitglieder der Phantombande fuhren zu der Zeit, als Millers Boot mit der fünfköpfigen Besatzung auf dem Meer schaukelte, im Auto durch die Nacht: Dr. Stanley und Ritchie Carryl. Ihr Ziel war der alte Schuppen, wo der Transporter versteckt war.
    Ritchie Carryl hatte daran eine Menge auszusetzen, was er dem Doktor auch mitteilte: „Auch wenn’s Ihnen nicht paßt, sag’ ich es noch mal: Mir stinkt es gewaltig.“
    „Was?“
    „Daß wir den Transporter wegfahren sollen. Der Boß muß doch, verdammt noch mal, eine Begründung dafür haben.“
    „Hat er!“
    „Und welche?“
    „Daß es besser so ist“, kam es trocken vom Doktor, was seinen Beifahrer nur noch mehr reizte. „Ja, zum Teufel, mehr gibt es dazu nicht zu sagen?“
    „Nein!“
    Ritchie Carryl schwieg darauf verbittert. Auch der Doktor sprach während der ganzen Fahrt bis zum Schuppen kein Wort mehr. Dabei konnte er Ritchie sogar verstehen. Auch in ihm nagte wieder ein mulmiges Gefühl, das er einfach nicht los wurde. Nur war er nicht darauf aus, mit Ritchie darüber endlose Diskussionen zu führen, die doch zu keinem anderen Ergebnis führen würden, als daß die HAND entschied, was zu tun war, und niemand anders. Er spürte, wie die Atmosphäre unter den Mitgliedern der Phantombande immer gereizter wurde. Dr. Stanley fand es nicht ganz richtig, daß die HAND diese Alarmsignale so leicht nahm und die schlechte Stimmung ihrer Mitarbeiter einfach überging.
    Ritchie Carryl machte sich inzwischen seine eigenen Gedanken, deren Schlußfolgerungen ihn beträchtlich beunruhigten. Er war nämlich langsam der Meinung, daß die HAND den Überblick verlor. Inzwischen waren sie beim Schuppen angelangt.
    „So ein Quatsch“, dachte er voller Zorn.

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