Die Hand
der von diesem Besuch überhaupt nicht begeistert war und erschrocken zischte: „Bist du wahnsinnig, Doktor? Wie kannst du am hellichten Tag zu mir kommen. Dann noch mit dem lauten Motorrad. Du siehst etwas irritiert aus. Komm bloß schnell in den Wohnwagen rein, bevor dich jemand hier sieht. Und was soll das Bild?“
Dr. Stanley schmiß das Bild vor sich her in den Wohnwagen, dem, umrahmt von Mahagonischränken, eine Sitzecke mit Blumendekor sehr viel Atmosphäre gab.
„Das Bild habe ich doch nur mitgebracht, falls mich jemand bei dir sieht. Es ist mein Alibi.“
Doch Dr. Stanley wollte sich nicht mit diesem Drumherum der Ereignisse aufhalten lassen. Zornig knallte er etwas Blechernes auf den Tisch: Es waren zwei Nummernschilder.
„Hier. Du fährst nachher sofort los und wechselst die Nummernschilder am Transporter aus...“
„Warum kann das nicht heute abend Ritchie machen?“
„Das will ich dir sagen. Ritchie hat schon seine Aufgabe. Er wird für mich etwas Dringendes erledigen. Aber das ist nur ein Grund, warum ich dich hier aufsuche. Und das da ist der zweite, weit besorgniserregendere.“
Bei diesen Worten knallte der Doktor wütend die Münzkette auf den Tisch. „Ein Fund. Ich hatte Besuch vom Finder.“
Reg Stewart war nicht sonderlich beeindruckt: „Na und? Eine indische Münze. Was regt dich daran so auf, daß du gleich in Panik gerätst?“
„Sag mal, tust du so begriffsstutzig, oder bist du es wirklich? Das ist eine pakistanische Münze. Und ein gewisser Clifton hat auf meinem Boot herumgeschnüffelt und sie dort gefunden. Derselbe Mister Clifton, der gestern abend mit dem angeblich toten alten Miller aus Wilkesham bei mir war. Dämmert’s endlich? Oder warum starrst du mich jetzt an wie eine Erscheinung?“ Reg holte tief Luft und sagte leise, nachdenklich, sich dabei setzend: „Dieser Clifton war vorhin auch bei mir. Vor nicht einmal einer halben Stunde.“
Die Stimme des Doktors war fast tonlos: „Was wollte er von dir?“
„Eigentlich nichts Besonderes, wenn ich darüber nachdenke. Er hat ein Bild von mir gekauft, was er schon gestern vorhatte...“
„Bist du verrückt? Verdammt noch mal!“ Regs Unbekümmertheit riß an seinen Nerven. Das Gesicht des Doktors nahm eine aschfahle Farbe an. „Hast du es vielleicht mit Reg Stewart signiert?“
„Sag mal, Doktor, für wie blöd hältst du mich eigentlich? Deine Unverschämtheiten rauben mir langsam den Nerv. Ich habe mit P. L. gezeichnet, Pierre Laucaud.“
„Trotzdem.“ Dr. Stanley beruhigte diese Auskunft keineswegs.
„Wenn es diesen Pierre Laucaud jetzt tatsächlich gibt...“
„Natürlich gibt es diesen Pierre Laucaud“, versetzte Reg mit gleichgültiger Miene dem Doktor einen neuerlichen Schock. „Aber das ist ein völlig unbekannter Straßenmaler in Brest, von dem ich mich vor Jahren einmal habe porträtieren lassen. Glaubst du vielleicht, dieser Clifton fährt später schnurstracks nach Brest, um sich noch einmal bei mir zu bedanken? Du siehst Gespenster, Doktor. Mich interessiert vielmehr, was du gesagt hast, als dir Clifton die Münzkette zeigte.“
„Natürlich habe ich bestritten, das Ding je gesehen zu haben. Er glaubt nun, daß Nancy eventuell Gäste auf dem Boot gehabt hat. Ich habe ihm gesagt, daß ich Nancy fragen werde, wenn sie aus Edinburgh zurück ist. Reg, ich habe einen ungeheuren Druck in der Magengegend...“
„Jetzt mach mal halblang. Es wird ein Zufall sein, Doktor... Mein Gott, es ist alles so perfekt vorbereitet, es kann gar nichts schiefgehen. Was hatte denn Clifton auf dem Boot zu suchen?“
„Er hat einen Schlüssel verloren, behauptet er...“
„Da hast du es, ein ganz mieser Zufall, sonst nichts. Lassen wir uns nicht verrückt machen. Er fand meine Bilder einfach gut, sonst nichts. Du glaubst doch nicht, daß dieser harmlose Urlauber der HAND gefährlich werden kann?“
„Er behauptet, in einem Warenhaus zu arbeiten.“
„Wo?“
„Das hat er nicht gesagt. Aber er hat einen Ansichtskarten-Tick.“
Reg stutzte: „Hat er dir vielleicht auch eine Postkarte von der Bucht gezeigt?“
„Ja. Er behauptet, daß das Foto manipuliert sei, in Wirklichkeit sei der Strand viel breiter.“
„Da siehst du es, ein harmloser Spinner aus einem Kaufhaus. Vergessen wir ihn.“ Reg lachte erleichtert auf.
„Mag es sein, wie es will, Reg. Ich fahre heute nacht zusammen mit Ritchie den Transporter weg. Er muß aus unserer Umgebung verschwinden. Mein flaues Gefühl ist durch deine
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