Die Hand
Teile mir bitte das Ergebnis Deiner Nachforschungen mit. Hoffentlich haben wir Glück. Bis bald,
Dein Freund Perry
Eine Minute später befanden sich der Film im Labor, die Ansichtskarten beim Erkennungsdienst und Scott Skiffer selbst mitsamt dem Gemälde bei Chiefinspector Ellis im Büro, wo Inspektor Ridley schon seine unvermeidliche Stellung an der Wand eingenommen hatte. Ellis trommelte nervös mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Eine knisternde Spannung hing in der Luft.
Um 8 Uhr 47 kam das Foto vom Labor. Das darauf abgebildete Gesicht verschlug den drei Beamten den Atem.
„Das ist doch...“ war alles, was Chiefinspector Ellis sagte. In der nächsten Sekunde hatte er die Zeichnung von Sergeant Robson aus der obersten Schreibtischschublade gezogen. Sekundenlang starrten die drei Männer auf Zeichnung und Foto, dann sprach es Scott Skiffer aus: „Kein Zweifel, das ist dieser Reg aus dem Hotel Star in Watford. Unser mysteriöser John Smith, jetzt auch noch alias Pierre Laucaud. Dieser Ron Dullinger hat wirklich ein ausgezeichnetes Personengedächtnis bewiesen, als er die Angaben für die Phantomzeichnung machte. Jetzt bin ich gespannt, wie unser Malerfreund wirklich heißt.“
„Pierre Laucaud jedenfalls nicht“, ließ Inspektor Ridley seine Bombe platzen.
„Wieso?“ fragten Ellis und Skiffer gleichzeitig.
„Weil ich nach dem Telefonat mit Clifton mit unseren Kollegen in Brest gesprochen habe. Die wußten sofort Bescheid. Pierre Laucaud ist nämlich in Brest ein stadtbekanntes Original. Beziehungsweise, er war es. Pierre Laucaud ist vor zwei Jahren im reifen Alter von 91 sanft verschieden.“
„Volltreffer“, kommentierte Skiffer kurz, aber begeistert.
Ellis drückte die Sprechtaste: „Was machen die beim Erkennungsdienst, Winterschlaf?“ bellte er barsch, ganz gegen seinen sonst gewohnten Umgangston, als sich die Tür öffnete und ein Beamter in weißem Kittel eintrat.
„Und?“ fragte Ellis knapp.
„Zweimal negativ, einmal positiv“, war die ebenso kurze Antwort.
Das Netz um die Phantombande zog sich immer enger zusammen. Würde sich die Beute am Ende darin verfangen? Oder sollte es der HAND doch noch gelingen, durch die Maschen zu schlüpfen. Wer war die HAND? Dr. Stanley? Reg Stewart, alias John Smith, alias Pierre Laucaud? Der schöne Clive? Mark Peabody, der abergläubische Schankwirt vom Hotel Star in Watford? Oder gar die brave Miß Sarah Mills? Wer saß an jenem Abend des 21. Mai, als sich die Phantombande in Watford traf, im Restaurant des Hotels beim Essen? Wer von den sieben Gästen an diesem Abend war die HAND? Würde Perry Clifton dieses Geheimnis lüften können?
Ein altes Pergament verrät ein Geheimnis
Nicht nur Scott Skiffer, auch sein Freund Perry war an diesem Morgen des 2. August schon sehr früh auf den Beinen.
So mußte Dicki, als er um 9 Uhr 15 verschlafen zum Frühstück kam, von seinem Großvater erfahren, daß Perry und Miß Julie bereits außer Haus waren.
„Die beiden sind schon vor einer Stunde nach Edinburgh gefahren, du Schlafmütze.“
„Was machen sie denn da?“ fragte Dicki mißtrauisch. Er konnte es nun mal nicht leiden, wenn man ihm nicht Bescheid gab, wo es um einen so wichtigen Fall ging.
„Miß Julie will einige Einkäufe machen, und Mister Clifton hat einen Besuch vor.“
Dicki war mit einem Schlag hellwach. „Besuch? Wen will er denn in Edinburgh besuchen? Er kennt doch da überhaupt niemanden.“
„Na. Dann will er vielleicht jemanden kennenlernen.“ Sein Enkel bedachte ihn mit einem lauernden Blick schräg von unten nach oben. „Ich habe das Gefühl, du verheimlichst mir das Wichtigste, Großvater. Vergiß nicht, daß ich Mister Cliftons Assistent und in seiner Abwesenheit sogar sein Stellvertreter bin. Du hast also die Pflicht, mich auf dem laufenden zu halten.“
„Ich habe lediglich die Pflicht als dein Großvater, dafür zu sorgen, daß du dir endlich dein Frühstück einverleibst, du Naseweis. Ich habe kein großes Zutrauen zu Detektiven, die während der Arbeit einschlafen, wie du gestern auf unserem Bootsausflug.“
Den Einwand ließ Dicki nicht gelten. „Ein guter Detektiv paßt sich der jeweiligen Situation an. Und der gestrige Stand der Ermittlungen gestattete es Dicki Miller, die Augen zu schließen und die Ohren offenzuhalten.“ Letzteres war nun wirklich stark übertrieben.
In Großvaters Augenwinkeln bildeten sich Lachfältchen: „Du hast wohl auf alles eine Antwort, du Schlingel-“
„Nicht auf
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