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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Gedanken.

44
    Letzte Diskussionen
    Déjà vu.
    Die Anmeldeprozedur verlief genauso wie beim ersten Mal. Der Empfangsbereich des Gebäudes, der auf Abschreckung berechnet schien, war so antiseptisch wie eine Leichenhalle, doch weniger friedlich. Hinter dem kugelsicheren Schalter saß ein anderer Wachmann, dem das Licht die gleiche Chemotherapieblässe verlieh wie seinem Vorgänger. Und Gurneys Führer in das klaustrophobische Konferenzzimmer war abermals der gegelte, charmeresistente Investigator Blatt.
    Der Raum war so, wie Gurney ihn in Erinnerung hatte, nur dass er ihm noch schäbiger vorkam. Auf dem farblosen Teppichboden prangten Flecken, die er vorher nicht bemerkt hatte. Die nicht ganz senkrecht hängende Uhr, die für die Wand zu klein war, zeigte zwölf Uhr Mittag. Wie üblich kam Gurney vollkommen pünktlich, was sich aber weniger einer Tugend als einer Neurose verdankte. Ihm war einfach nicht wohl, wenn er zu früh oder zu spät erschien.
    Blatt setzte sich an den Tisch. Wigg und Hardwick hatten bereits die gleichen Plätze eingenommen wie beim ersten Treffen. Bei der Kaffeemaschine in der Ecke stand eine nervös wirkende Frau, die offenbar unglücklich darüber war, dass Gurney nicht in Begleitung der Person eingetreten
war, auf die sie wartete. Ihre Ähnlichkeit mit Sigourney Weaver war so groß, dass sich Gurney unwillkürlich fragte, ob sie es vielleicht darauf anlegte.
    Die drei Stühle in der Mitte des langen Tischs waren wieder nach vorn geneigt. Als Gurney zur Kaffeemaschine strebte, grinste Hardwick wie ein Hai.
    »Hallo Detective Gurney, ich hätte da eine Frage.«
    »Hallo Jack.«
    »Oder besser noch, ich hätte eine Antwort. Sehen wir mal, ob du die Frage errätst. Die Antwort lautet: ›ein verstoßener Priester in Boston‹. Na, kann der Kandidat den großen Preis gewinnen?«
    Statt zu antworten, nahm sich Gurney eine Tasse. Sie war nicht ganz sauber, also stellte er sie zurück und versuchte es mit einer anderen und einer dritten, um sich schließlich doch für die erste zu entscheiden.
    Sigourney wippte mit dem Fuß und spähte auf ihre Rolex, eine Parodie der Ungeduld.
    »Hi.« Resigniert füllte er seine fleckige Tasse mit, wie er hoffte, antiseptisch heißem Kaffee. »Ich bin Dave Gurney.«
    »Ich bin Dr. Holdenfield.« Sie klang, als würde sie seinem Paar Zweien ein Straightflush entgegensetzen. »Ist Sheridan schon unterwegs?«
    Eine komplexe Nuance in ihrem Ton erregte seine Aufmerksamkeit. Und der Name Holdenfield sagte ihm etwas.
    »Das weiß ich leider nicht.« Er fragte sich, was für eine Beziehung wohl zwischen dem Bezirksstaatsanwalt und der Frau bestand. »Darf ich fragen, welche Art von Doktor Sie sind?«
    »Ich bin forensische Psychologin.« Sie schaute nicht ihn an, sondern zur Tür.

    »Wie gesagt, Detective«, bemerkte Hardwick laut, »wenn die Antwort ein verstoßener Bostoner Priester ist, wie heißt dann die Frage?«
    Gurney schloss die Augen. »Mein Gott, Jack, warum erzählst du es mir nicht einfach?«
    Hardwick verzog das Gesicht. »Dann müsste ich es zweimal erklären: erst dir und dann dem Vorstand.« Mit dem Kopf wies er auf die gekippten Stühle.
    Die Psychologin schielte erneut auf die Uhr. Sergeant Wigg war in das Geschehen auf ihrem Bildschirm vertieft, das sie mit fliegenden Fingern auf den Tasten erzeugte. Blatt machte ein gelangweiltes Gesicht.
    Schließlich öffnete sich die Tür, und Kline, der gedankenvoll dreinblickte, trat ein, gefolgt von Rodriguez, der einen dicken Aktenordner dabei hatte und bösartiger denn je wirkte; Stimmel hinter ihm erinnerte an einen pessimistischen Frosch. Als sie Platz genommen hatten, sah Rodriguez fragend zu Kline.
    »Fangen Sie an«, forderte ihn der Bezirksstaatsanwalt auf.
    Rodriguez fixierte Gurney, und seine Lippen spannten sich zu einem schmalen Strich. »Es gibt eine tragische Entwicklung. Ein Polizeibeamter, der offenbar auf Ihr Betreiben hin zum Haus von Gregory Dermott geschickt wurde, wurde ermordet.«
    Alle Augen im Zimmer richteten sich mit unterschiedlichen Graden von Neugier auf Gurney.
    »Wie?« Gurney blieb äußerlich ruhig und ließ sich nichts von seiner Beklommenheit anmerken.
    »Genauso wie Ihr Freund.«
    Gurney beschloss, nicht auf den ätzenden, anzüglichen Ton des Captain zu reagieren.
    »Sheridan, was ist hier eigentlich los?« Die Psychologin,
die am hinteren Ende des Tischs stand, klang so sehr nach der aggressiven Sigourney aus Alien , dass es einfach Absicht sein musste.
    »Becca! Tut mir

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