Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
Vom Netzwerk:
Ausräumen des Wandschranks.
    »Nichts.«
    Sie bedachte ihn mit einem Ich-kenn-dich-doch-Blick und stellte den Müllbeutel ab. »Das Zeug hier war auf deiner Schrankseite.«
    Er starrte den Beutel an.
    Sie verschwand wieder nach oben.
    Der Wind erzeugte ein dünnes Pfeifen an einem Fenster, das neu abgedichtet werden musste. Verdammt. Das hatte er doch reparieren wollen. Immer wenn der Wind aus dieser Richtung blies …
    Das Telefon klingelte.
    Es war Gowacki aus Sotherton, der ohne Begrüßung loslegte. »Ja, es ist tatsächlich eine Flunder. Woher haben Sie das gewusst?«
     
    Diese Bestätigung holte Gurney aus seinem Tief. Sie verlieh ihm sogar genügend Kraft, um den schwer erträglichen Jack Hardwick anzurufen wegen einer Sache, die ihm schon die ganze Zeit im Kopf herumspukte. Es war die erste Zeile des dritten Gedichts, das er aus seinem
Ordner herausholte, während er die Nummer des Chefermittlers wählte.
    Ich tu, was ich tat, nicht etwa aus Spaß,
Und auch nicht für Geld. Das ist nicht mein Maß.
Nein, die Waage ist neu zu eichen,
Durch Buße endlich Balance zu erreichen.
Ich tu es für Blut in der makellosen
Roten Farbe gemalter Rosen.
Erkenne es nun, erkenne es jetzt:
Was einst man gesät, bekommt man zuletzt.
    Wie üblich musste er erst einmal eine lange Schimpftirade über sich ergehen lassen, bevor Hardwick sich seine Frage anhörte und sich dazu äußerte.
    Die Antwort war absolut typisch für ihn. »Du glaubst also, die Vergangenheitsform heißt, dass der Täter schon ein paar Köpfe abgehackt hatte, bevor er deinen Kumpel abgemurkst hat?«
    »Das wäre die naheliegende Bedeutung«, erwiderte Gurney, »da die drei uns bekannten Opfer noch gelebt haben, als das geschrieben wurde.«
    »Und was soll ich jetzt machen?«
    »Wäre vielleicht eine gute Idee, eine Anfrage nach ähnlichen MOs rauszugeben.«
    »Und wie detailliert soll der Modus Operandi beschrieben werden?« In Hardwicks übertriebener Betonung klang der lateinische Terminus wie ein Witz. Seine chauvinistische Tendenz, sich über andere Sprachen lustig zu machen, war Gurney schon früher auf die Nerven gegangen.
    »Liegt ganz bei dir. Meiner Ansicht nach sind die Halsverletzungen das Entscheidende.«
    »Hmm. Also wohl Anfragen in Pennsylvania, New York,
Connecticut, Rhode Island, Massachusetts, vielleicht auch New Hampshire und Vermont?«
    »Das musst du entscheiden, Jack.«
    »Zeitrahmen?«
    »Die letzten fünf Jahre, was meinst du?«
    »Die letzten fünf Jahre, klar, warum nicht.« Bei Hardwick klang es, als wäre das die schlechteste aller Möglichkeiten. »Bist du schon vorbereitet auf Captain Rods große Versammlung?«
    »Morgen? Ja, ich komme.«
    Schweigen entstand. »Du glaubst also, dieser verdammte Irre treibt schon länger sein Unwesen?«
    »Sieht ganz danach aus.«
    Wieder herrschte Stille. »Hast du inzwischen noch was rausgefunden?«
    Gurney fasste kurz die Fakten zusammen, schilderte seine neuen Folgerungen daraus und schloss mit einer Anregung. »Ich weiß, dass Mellery vor fünfzehn Jahren eine Entziehungskur gemacht hat. Vielleicht überprüfst du mal, ob er Vorstrafen hatte oder ob es sonst öffentlich zugängliche Daten über ihn gibt - irgendwas mit Alkohol. Gleiches natürlich bei Albert Schmitt und Richard Kartch. Die Ermittler in den Fällen Schmitt und Kartch arbeiten schon an Opferbiografien. Vielleicht haben sie was Brauchbares ausgegraben. Und wenn du schon dabei bist, es würde auch nicht schaden, den Hintergrund von Gregory Dermott ein bisschen genauer zu durchleuchten. Irgendwie steckt er in diesem Schlamassel mit drin. Der Mörder hat sich dieses Postfach in Wycherly nicht umsonst ausgesucht, und jetzt bedroht er auch Dermott.«
    »Was?«
    Gurney erzählte Hardwick von der Nachricht, die der
Mörder an Dermotts Fenster geklebt hatte, und von seinem Gespräch mit Lieutenant Nardo.
    »Was soll bei diesen Prüfungen rauskommen?«
    »Eine Erklärung für drei Dinge. Erstens ist der Mörder auf Opfer mit ehemaligen oder aktuellen Alkoholproblemen fixiert. Zweitens gibt es keinerlei Hinweis darauf, dass er sie persönlich gekannt hat. Drittens haben seine Opfer geografisch weit voneinander entfernt gelebt, was darauf schließen lässt, dass bei der Auswahl außer dem exzessiven Alkoholkonsum auch noch ein anderes Kriterium eine Rolle gespielt hat - ein Kriterium, das sie miteinander, mit dem Mörder und wahrscheinlich auch mit Dermott verbindet. Ich habe keine Ahnung, worum es sich dabei handelt, aber wenn

Weitere Kostenlose Bücher