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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Leuchten ihrer Miene in der Landschaft widerspiegeln.
    Nach einer Weile - er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war - wählten sie eine längere Route für den Rückweg.
    Auf halber Strecke fragte er: »Was denkst du?«
    »Gar nichts. Das stört nur.«

    »Was stört es?«
    »Den blauen Himmel, den weißen Schnee.«
    Er redete erst wieder, als sie zurück in der Küche waren. »Den Kaffee, den du mir hingestellt hast, hab ich gar nicht getrunken.«
    »Ich mache frischen.« Sie holte eine Packung Bohnenkaffee aus dem Kühlschrank und schüttete etwas davon in die elektrische Mühle. »Was ist?« Den Finger auf dem Knopf, fixierte sie ihn neugierig.
    »Nichts. Ich schau dir nur zu.«
    Sie drückte den Schalter. Die kleine Maschine gab ein scharfes Krachen von sich, das allmählich abflaute, als die Bohnen immer kleiner zerrieben wurden. Wieder ruhte ihr Blick auf ihm.
    »Ich seh mal nach dem Wandschrank.« Er spürte das Bedürfnis, etwas zu tun.
    Er stieg hinauf, doch bevor er den Wandschrank erreichte, hielt er auf dem Treppenabsatz vor dem Fenster inne, das auf die hintere Wiese, den Wald und den Weg zum Kamm zeigte. Er malte sich aus, wie sie allein und friedlich auf dem Fels saß, und wieder erfüllte ihn dieser namenlose Schmerz. Er rang darum, ihn zu identifizieren.
    Verlust. Trennung. Einsamkeit.
    Jeder Begriff klang wahr, jeweils eine Facette desselben Gefühls.
    Mit siebzehn Jahren hatte er nach einer Panikattacke einen Therapeuten aufgesucht. Dieser hatte ihm erklärt, dass die Panik aus einer tiefen Feindseligkeit gegen seinen Vater entstanden war und dass das völlige Fehlen bewusster Gefühle für seinen Vater der Beweis für die verborgene Kraft und die Negativität dieser Emotion war. Eines Tages hatte ihm derselbe Therapeut anvertraut, worin er den Sinn des Lebens sah.

    »Der Sinn des Lebens liegt darin, anderen Menschen so nahe zu kommen wie möglich.« Diesen Satz hatte er auf erstaunlich nüchterne Weise ausgesprochen, als hätte er lediglich darauf hingewiesen, dass Lastwagen Transportmittel waren.
    Bei einer anderen Gelegenheit benannte er im gleichen sachlichen Tonfall die Konsequenz daraus: »Ein einsames Leben ist ein verfehltes Leben.«
    Als Teenager hatte Gurney nicht verstanden, wovon der Mann überhaupt redete. Es klang zwar tiefgründig, doch diese Tiefe war schattenhaft, und er konnte nichts darin erkennen. Auch mit siebenundvierzig hatte er es noch nicht vollkommen begriffen - zumindest nicht so, wie er den Zweck von Lastwagen begriff.
    Ohne an den Wandschrank zu denken, stieg er wieder hinunter in die Küche. Aus der dunklen Diele betrachtet, wirkte der Raum leuchtend hell, denn die Sonne, die am wolkenlosen Himmel schon hoch über den Bäumen stand, schien direkt durch die Terrassentür. Der Schnee hatte die Wiese in einen blendenden Spiegel verwandelt, der Strahlen in Winkel des Raums warf, die nur selten erleuchtet wurden.
    »Der Kaffee ist fertig.« Madeleine trat mit einem zusammengeknüllten Zeitungsblatt und einer Handvoll Zündspäne zum Holzherd. »Das Licht ist einfach märchenhaft. Wie Musik.«
    Lächelnd nickte er. Manchmal beneidete er sie um die Fähigkeit, sich so vom Glanz der Natur begeistern zu lassen. Warum, so fragte er sich, hatte diese Frau, diese Enthusiastin und Naturästhetin im besten Sinn des Wortes, die so im Einklang stand mit der Herrlichkeit der Dinge, einen unspontanen, logisch-intellektuellen Kriminalermittler wie ihn geheiratet? Hatte sie darauf gehofft, dass
er eines Tages den grauen Kokon seines Berufs abschütteln würde? Hatte er zu dieser Fantasie beigetragen in der Annahme, dass der ländliche Ruhestand einen anderen Menschen aus ihm machen würde?
    Sie waren schon ein seltsames Paar, wenn auch nicht seltsamer als seine Eltern. Seine Mutter mit all ihren künstlerischen Neigungen, all ihren verträumten Hobbys - Skulpturen aus Papiermaché, fantastische Aquarelle, Origami - hatte seinen Vater geheiratet, einen Mann, dessen grundlegende Farblosigkeit nur von einem gelegentlich aufblitzenden Sarkasmus durchbrochen wurde, der im Geist immer anderswo war, von dessen Leidenschaften niemand etwas wusste und dem der morgendliche Aufbruch zur Arbeit sichtlich mehr Freude bereitete als die Rückkehr am Abend. Ein Mann, der auf der Suche nach Ruhe immer auf dem Sprung war und auf dem Weg hinaus aus dem Hier und Jetzt.
    »Wann musst du zu deiner Besprechung?« Madeleines Frage bewies wieder einmal ihr untrügliches Gespür für seine flüchtigen

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