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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Filchers Brook Road in Peony einen Besuch abzustatten.
    Kurz streifte ihn der Gedanke, dass er sich über die Vorschriften hinwegsetzte, wenn er die »Schwulen« ohne Genehmigung durch Klines Büro befragte. Aber das war ihm egal, und wenn ihn später jemand rüffeln wollte, würde er das auch überstehen. Außerdem hatte er den Eindruck, dass sich das Blatt zu seinen Gunsten gewendet hatte.
    Einen guten Kilometer vor der letzten Abzweigung klingelte sein Telefon. Ellen Rackoff meldete sich.
    »Bezirksstaatsanwalt Kline hat Neuigkeiten für Sie. Ich soll Ihnen ausrichten, dass Sergeant Wigg vom BCI-Labor die Aufnahme untersucht hat, die Mark Mellery vom Anruf des Mörders gemacht hat. Ist Ihnen der Inhalt des Anrufs bekannt?«
    »Ja.« Beklommen erinnerte sich Gurney an die verstellte Stimme und an Mellery, der sich die Zahl neunzehn dachte und sie dann in dem Brief des Mörders im Postkasten fand.

    »Laut Sergeant Wiggs Bericht hat die Schallwellenanalyse gezeigt, dass die Verkehrsgeräusche im Hintergrund aufgezeichnet waren.«
    »Wie bitte?«
    »Nach den Untersuchungsergebnissen enthält das Band zwei Generationen von Klängen. Die Stimme des Anrufers und ein Motorengeräusch, das eindeutig von einem Auto stammt, sind erste Generation, das heißt, sie sind zur Zeit des Anrufs entstanden. Aber die anderen Geräusche, die hauptsächlich vorbeifahrenden Verkehr umfassen, sind zweite Generation. Sie wurden also während des Anrufs auf einem Bandgerät abgespielt. Sind Sie noch da, Detective?«
    »Ja, ja, ich hab nur versucht, mir irgendwie einen Reim darauf zu machen.«
    »Soll ich es wiederholen?«
    »Nein, ich hab Sie schon verstanden. Sehr … interessant.«
    »Bezirksstaatsanwalt Kline dachte auch, dass Sie das so sehen werden. Sie sollen ihn anrufen, sobald Sie rausgefunden haben, was es bedeutet.«
    »Das werde ich sicher.«
    Er steuerte auf die Filchers Brook Road und erspähte kurz darauf links eine anmutig ovale Tafel, die mit grazilen Lettern verkündete, dass das penibel instand gehaltene Anwesen dahinter den Namen The Laurels trug. Gleich nach dem Schild kam ein Bogenspalier, das in eine Reihe hoher Berglorbeersträucher eingelassen war. Durch das Spalier führte eine enge Auffahrt, in die Gurney einbog. Obwohl die Blüten schon seit Monaten verschwunden waren, beschwor der Anblick Blumenduft in ihm herauf, und mit einem weiteren Gedankensprung war er bei König Duncans Bemerkung über Macbeths Burg angelangt,
in der er in dieser Nacht ermordet werden sollte: »Dies Schloss hat eine angenehme Lage …«
    Er stellte sein Auto auf einem kleinen Kiesparkplatz ab, der so sorgfältig geharkt war wie ein Zengarten. Ein ebenso makelloser Kiespfad führte zu einem makellosen Cape-Cod-Haus mit Zedernschindeln. Statt einer Klingel gab es einen antiken Eisenklopfer. Gerade als Gurney die Hand danach ausstreckte, öffnete sich die Tür und gab den Blick auf einen kleinen Mann mit wachen, taxierenden Augen frei. Vom zitronengelben Polohemd über seine rosige Haut bis hin zu dem für das mittlere Alter des Gesichts etwas zu blonden Haar wirkte alles wie aus dem Ei gepellt.
    »Ahh!« Er ließ die nervöse Zufriedenheit eines Mannes erkennen, dessen Pizzabestellung mit zwanzigminütiger Verspätung endlich eingetroffen ist.
    »Mr. Plumstone?«
    »Nein, ich bin nicht Mr. Plumstone«, erwiderte er. »Ich bin Bruce Wellstone. Die scheinbare Harmonie zwischen den Namen ist reiner Zufall.«
    »Verstehe.« Gurney war ein wenig verdutzt.
    »Und Sie sind wohl der Polizist?«
    »Sonderermittler Gurney vom Bezirksstaatsanwaltsbüro. Wer hat Ihnen gesagt, dass ich komme?«
    »Der Polizist am Telefon. Ich habe ein ausgesprochen schlechtes Namensgedächtnis. Aber warum stehen wir hier in der Tür? Kommen Sie doch rein.«
    Gurney folgte ihm durch einen kurzen Flur in ein mit betulichen viktorianischen Antiquitäten möbliertes Wohnzimmer.
    »Entschuldigen Sie.« Wellstone hatte wohl die Miene seines Besuchers falsch gedeutet, der sich noch immer über den Polizisten am Telefon wunderte. »Ich weiß nicht, was
in solchen Fällen die übliche Vorgehensweise ist. Möchten Sie gleich rüber zum Emerald Cottage?«
    »Pardon?«
    »Emerald Cottage.«
    »Was für ein Cottage?«
    »Der Schauplatz des Verbrechens.«
    »Welches Verbrechen?«
    »Hat man Ihnen denn nichts gesagt?«
    »Worüber?«
    »Über den Grund, warum Sie hier sind.«
    »Mr. Wellstone, ich möchte nicht unhöflich sein, aber vielleicht beginnen Sie einfach am Anfang und

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