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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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gegeneinandergedrängt und gaben hilflose kleine Töne von sich. Hinten in dem Gewirr entdeckte ich Jessica Campbell. Sie stand vornübergebeugt mit demHintern an der Wand. Ihre Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, aber einzelne Haarbüschel hatten sich daraus gelöst und hingen ihr wirr ins Gesicht. Sie zitterte so, dass ihr buchstäblich die Zähne klapperten.
    Ich war beim letzten Schuss ganz in der Nähe gewesen, darum konnte ich nicht mehr richtig hören. Ich verstand nicht wirklich, was Nick sagte, doch ein paar Fetzen klangen wie »weg hier« oder »weg ihr«, und beim Reden fuchtelte er wild mit der Waffe herum. Erst weigerten sie sich, aber als Nick wieder einen Schuss abfeuerte und Lin Yong in den Arm traf, jagten sie auseinander. Lin zerrten sie mit sich, doch Jessica ließen sie zurück, ganz allein an die Wand gekauert.
    Da begriff ich. Genau in diesem Moment wusste ich, was er tun würde. Ich hörte immer noch nicht richtig, aber es reichte, um mitzubekommen, wie er sie anbrüllte und wie sie schrie und weinte. Ihr Mund war weit aufgerissen, ihre Augen fest zusammengekniffen.
    Mein Gott, dachte ich. Die Liste. Er schnappt sich die Leute von der Liste. Ich bewegte mich weiter auf ihn zu, aber jetzt fühlte es sich so an, als müsste ich durch Sand rennen. Meine Füße waren schwer und kraftlos; mein Brustkorb wirkte, als hätte jemand etwas darumgebunden und würde jetzt langsam die Luft aus mir rauspressen und mich gleichzeitig nach hinten zerren.
    Nick hob wieder die Waffe. Jessica schlug die Hände vors Gesicht und sank noch mehr in sich zusammen. Ich würde es nicht rechtzeitig schaffen.
    »Nick!«, schrie ich.
    Er drehte sich zu mir, die Waffe immer noch vorgereckt.Er lächelte. Egal, woran ich mich später im Leben erinnern werde, wenn ich an Nick Levil zurückdenke, nie werde ich dieses Lächeln vergessen, das in seinem Gesicht lag, als er sich in diesem Moment umdrehte. Es wirkte nicht menschlich. Aber irgendwo in diesem Lächeln, irgendwo in Nicks Augen lag echte Zuneigung, das schwöre ich. Als wäre der Nick, den ich kannte, irgendwo da drinnen, voller Sehnsucht, herauskommen zu können.
    »Nein!«, brüllte ich und war nun fast bei ihm. »Mach’s nicht! Hör auf!«
    Ein fragender Blick trat in sein Gesicht. Er lächelte weiter, aber er schien nicht zu verstehen, warum ich auf ihn zurannte. Als wäre mit mir was verkehrt, nicht mit ihm. Er sah mich weiter mit diesem überraschten Gesichtsausdruck an und – genau verstand ich ihn immer noch nicht – sagte wohl so etwas wie: »Hast du denn unsern Plan vergessen?«, was mich kurz innehalten ließ, denn ich konnte mich an keinen Plan erinnern. Außerdem hatte er einen total unheimlichen Blick, als er das sagte, so als wäre er ganz weit weg und würde gar nicht kapieren, was hier in der Cafeteria gerade ablief. Er sah überhaupt nicht mehr aus wie er selbst.
    Er schüttelte kurz den Kopf, als könnte er nicht fassen, dass ich so bescheuert war, diesen »Plan« zu vergessen, und lächelte noch breiter. Dann wandte er sich zurück zu Jessica und richtete die Waffe wieder auf sie. Da stürzte ich mich auf ihn, mit einem einzigen Gedanken:
Ich kann nicht zulassen, dass Jessica Campbell vor meinen Augen stirbt.
    Ich muss über Mr Kline gestolpert sein. Inzwischen weiß ich es sogar sicher, denn man sieht es auf den Überwachungsbändern.Ich stolperte also über Mr Kline und prallte seitlich gegen Nick. Wir wankten beide ein paar Schritte lang, dann ertönte noch so ein Knall und der Fußboden der Cafeteria kippte unter mir weg.
    Danach weiß ich nichts mehr, nur dass ich halb unter einem Tisch lag, gut einen Meter entfernt von Mr Kline, und dass Nick die Waffe in seiner Hand mit einem Ausdruck noch größerer Überraschung ansah. Er war auf einmal weit weg von mir und ich begriff nicht, wie ich mich so schnell von ihm entfernt haben konnte. Jessica Campbell stand jetzt nicht mehr vor der Wand, ich bildete mir ein, ihren Rücken zu sehen, der auf die Traube von Leuten an den Cafeteria-Türen zurannte.
    Und dann – ich glaube, ich spürte es mehr, als dass ich es sah, aber ich sah es auch – nahm ich den Schwall von Blut wahr, der stoßweise aus meinem Oberschenkel spritzte, mächtig und rot. Und ich versuchte, Nick irgendwas zu sagen – ich weiß nicht mehr, was   –, und ich glaube, ich hob meinen Kopf, als wollte ich aufstehen. Nick blickte von der Waffe zu mir, seine Augen wirkten glasig. Da stieg irgendwas Graues,

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