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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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gewesen oder so. Das ist doch Schwachsinn, oder?«
    Einen Augenblick lang waren wir beide still und ich nutzte die Zeit, um meinen MP 3-Player am Computer anzuschließen. »Na ja, im Fernsehen reden sie eben Scheiße, ist doch nichts Neues.«
    »Ja.«
    Wieder Stille. Ich blätterte in einer Zeitschrift.
    »Also, was meinst du? Könntest du’s tun?«
    »Was tun?«
    »All diese Leute abknallen. Christy und Jessica zum Beispiel, und Tennille und so.«
    Ich nagte an meinem Finger und las, was unter einem Bild von Cameron Diaz stand. Irgendwas über ihre Handtasche. »Vielleicht schon«, murmelte ich und blätterte um. »Aber ich bin nicht beliebt oder so, also wär’s irgendwie nicht das Gleiche.«
    Er seufzte – der Lautsprecher ließ es laut wie Donner klingen. »Ja. Hast recht. Aber ich könnt’s tun. Ich könnte die alle umpusten, echt. Bloß dass keiner überrascht wäre.«
    Da hatten wir beide gelacht.
    Aber er hatte unrecht gehabt. Es waren eben doch alle überrascht gewesen. Vor allem ich. So überrascht, dass ich sicher war, es wäre alles nur ein Irrtum. Ein Irrtum, dem ich ein Ende machen musste.
    Ich schob mich an ein paar Mädchen vorbei, die sich gegenseitig in den Armen wiegten, und boxte mich durch eine Traube von Schülern, die in Richtung Tür drängten – alle außer mir wollten dringend nach draußen. Beim Laufen fühlte ich mich gleich stärker und energischer, ich stieß Leute aus dem Weg. Rempelte sie richtig an, sodass manche ins Stolpern kamen, auf dem Blut ausrutschten und auf die Fliesen krachten. Schließlich begann ich zurennen. Zu schubsen. Aus meiner Kehle kamen heisere Töne.
    »Nein«, rief ich, während ich Leute beiseiteschob. »Nein. Halt   …«
    Endlich entdeckte ich eine Stelle, die halbwegs frei war, und stürmte dorthin. Ich sah jemanden, den ich nicht erkannte, am Boden liegen, gerade mal einen halben Meter von mir entfernt. Er lag mit dem Gesicht nach unten und sein Hinterkopf bestand nur noch aus Blut.
    Da knallten wieder drei oder vier Schüsse und rissen mich weg von dem toten Jungen.
    »Nick!«, kreischte ich.
    Jetzt, wo ich in der Mitte des Raums war, sah ich ihn nirgends mehr. Viel zu viele Leute rannten kreuz und quer durcheinander. Ich blieb stehen und sah mich um, warf meinen Kopf wie irr von einer Seite zur anderen.
    Dann erkannte ich zu meiner Linken schemenhaft eine Gestalt, die mir bekannt vorkam. Mr Kline, den Chemielehrer. Wie festgewurzelt stand Mr Kline vor einer kleinen Gruppe von Schülern und breitete die Arme aus. Sein Gesicht war rot und wirkte schweißnass, vielleicht war es auch voller Tränen. Ich sprintete rüber zu der Gruppe.
    »Wo ist sie?«, brüllte Nick. Ein paar von den Schülern hinter Mr Kline stießen tränenerstickte Schreie aus und drängten sich noch enger aneinander.
    »Leg die Waffe weg, Kumpel«, sagte Mr Kline. Seine Stimme zitterte, obwohl er sich Mühe gab, entschieden und stark zu klingen. »Leg sie weg, dann reden wir.«
    Nick fluchte und trat gegen einen Stuhl. Der Stuhl donnerte Mr Kline direkt zwischen die Beine, aber der bewegte sich keinen Millimeter. Er zuckte nicht mal.
    »Wo ist sie?«
    Langsam schüttelte Mr Kline den Kopf. »Ich weiß nicht, von wem du sprichst. Leg einfach diese Waffe weg und dann klären wir den   …«
    »Maul halten! Halt’s Maul, verdammt noch mal. Entweder du sagst mir jetzt, wo Tennille steckt, diese verfickte Schlampe, oder ich blas dir deinen gottverdammten Schädel weg!«
    Ich versuchte, mich noch schneller zu bewegen, aber meine Beine fühlten sich wie Gummi an.
    »Mann, ich weiß nicht, wo sie ist. Hörst du die Sirenen nicht? Die Polizei ist gleich hier. Es ist vorbei. Leg die Waffe weg und erspar dir   …«
    Wieder zerriss ein Knall die Luft. Instinktiv schloss ich die Augen. Als ich sie wieder öffnete, sah ich Mr Kline zu Boden stürzen, noch immer mit ausgebreiteten Armen. Er fiel einfach nach hinten um und sackte im Fallen seitlich zusammen. Mir war nicht klar, wo genau er getroffen worden war, aber seine Augen wirkten, als würde er die Cafeteria nicht mehr sehen.
    Erstarrt stand ich da, meine Ohren vom Lärm des Schusses betäubt, mit brennenden Augen und wundem Hals. Ich brachte keinen Ton heraus. Ich stand einfach nur da und schaute Mr Kline an, der dalag und am ganzen Körper bebte.
    Diejenigen, die hinter ihm Schutz gesucht hatten, waren jetzt eingezwängt zwischen Nick und der Wand hinter ihnen. Es waren etwa sechs oder sieben Leute, sie standen dicht

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