mir leid«, sagte Nick mit brüchiger Stimme und so leise, dass ich ihn kaum verstand. Dann legte er den Gang ein und kroch so langsam vom Parkplatz wie ein geprügelter Hund.
Doch als ich jetzt in meinem Krankenhausbett saß, hatte ich das Gefühl, das wäre nicht das, was der Kommissar hören wollte. Er wollte nicht wirklich etwas in Erfahrung bringen über Nick. Er wollte etwas über den Straftäter wissen. »Ich weiß nicht«, sagte ich.
»Willst du nicht mal raten?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Wie kann ich das wissen? Nick selbst wüsste es. Aber ihn können Sie nicht fragen, er ist tot. Vielleicht weiß Jeremy was.«
»Meinst du Jeremy Watson? Wohnhaft in, mhm …«, er blätterte in einem Notizbuch, das er aus dem Nichts hervorgezogen hatte. »Lowcrest?«
»Kann sein«, sagte ich. Mir wurde klar, dass ich keine Ahnung hatte, wie Jeremy mit Nachnamen hieß oder wo er wohnte. Ich wusste nur, dass er sich irgendwie mit Nick angefreundet hatte und mit ihm zusammen gewesen war, kurz bevor das Ganze passiert war. »Ich kenne Jeremy eigentlich nicht.«
Die Augenbrauen des Kommissars zogen sich ein wenig nach oben, als ginge er – warum auch immer – davon aus, dass Jeremy einer meiner besten Freunde wäre oder so.
»Ich hab ihn nie richtig getroffen«, sagte ich. »Ich weiß nur, dass Nick öfter mit ihm zusammen war.«
Panzella schob die Unterlippe etwas vor und auf seiner Stirn bildete sich eine Falte. »Hm. Das ist verwunderlich, denn Jeremys Eltern wissen jede Menge über dich. Sie kannten deinen Vornamen und deinen Familiennamen. Und auch deine Adresse. Sie haben gesagt, wir sollten uns an dich halten, wenn wir Antworten wollten.«
»Wie können die irgendwas über mich wissen?« Ich stützte mich auf die Ellbogen. »Ich hab die noch nie gesehen.«
Er zuckte mit den Achseln. »Vielleicht hat Nick viel über dich geredet. War das alles geplant, Valerie? Habt ihr beide, du und Nick, den Amoklauf gemeinsam geplant?«
»Ich hab nicht … Nein, ich wollte doch … Nie im Leben!«
»Es gibt ungefähr ein Dutzend Zeugen, die alle aussagen, dass dich Nick, unmittelbar bevor er auf dich schoss, gefragt hat: ›Hast du denn unsern Plan vergessen?‹ Und trotzdem hast du keine Ahnung, von welchem Plan er da geredet hat?«
»Nein.«
»Das glaube ich dir nicht.«
»Das ist die Wahrheit«, sagte ich jämmerlich. »Ich hab gar nichts davon geplant. Ich wusste nicht mal, dass er das vorhatte.«
Panzella erhob sich und zog sein Jackett zurecht. Dann holte er ein Bündel Papier heraus und reichte es mir. Ich warf einen Blick auf die Seiten und mir stockte buchstäblich der Atem.
An:
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[email protected] Betreff: Noch eine Art, es zu tun
Ich glaub, Autoabgase fänd ich am besten. Du weißt schon, einfach in die Garage gehen, das Auto anmachen, dich auf den Sitz legen, dich zukiffen und sterben. Wär doch echt der Hammer, wenn meine Eltern am nächsten Morgen in die Garage kommen und zur Arbeit wollen, aber dann finden sie mich, wie ich tot daliege, mit ’nem fetten Joint in der Hand.
Ach, und weißt du, wer noch auf die Liste muss? Ginny Baker.
N
An:
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[email protected] Betreff: AW: Noch eine Art, es zu tun
Mhm, weiß nicht. Mir gefällt immer noch die Idee mit der Überdosis. Sich so richtig zudröhnen mit irgendwas, das sexy ist, XTC oder so. Super, die Vorstellung, wie dich deine Eltern im Auto finden. Wär doch total komisch! Ich wette, die würden erst das Gras fertigrauchen und dann den Notarzt anrufen, meinst du nicht?
Und warum G.B.? Die Liste ist bei mir, ich hab sie in Sozialkunde durchgeguckt. Ich kann sie für dich draufschreiben.
Val
An:
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[email protected] Betreff: AW:AW: Noch eine Art, es zu tun
Warum nicht? Die ist eine RBBS, das reicht doch. Schreib sie drauf. Nummer wie viel ist sie? Müsste so etwa 407 sein, glaub ich. Schade eigentlich. Die hätte es verdient, weiter oben zu stehen.
N
An:
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[email protected] Betreff: AW:AW:AW: Noch eine Art, es zu tun
Alle RBBS gehören auf die Liste. Hab sie draufgetan.
War übrigens Nummer 411. Wär das nicht super, wenn eine Bombe im Einkaufszentrum hochginge und alle RBBS wegpusten würde, dass nichts von ihnen übrig bleibt? Nur Plastikfingernägel und blonde Haare überall. LOL.
Val
Panzella beobachtete mich ganz genau, während ich auch die übrigen Papiere durchblätterte – alles Dateien aus meinem Computer,