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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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die Sitze gestopft waren. Aber uns war das egal. Wir freuten uns einfach auf unseren Abend zu zweit. Ich rutschte bis in die Mitte der Sitzbank, um beim Fahren dicht neben Nick zu sitzen – er fuhr vorsichtig, fast als säße er zum ersten Mal hinter dem Steuer.
    »Okay«, sagte Nick. »Was Lustiges oder was Gruseliges?«
    Ich überlegte. »Was Romantisches«, antwortete ich und lachte.
    Er verzog das Gesicht und warf mir einen Blick zu. »Im Ernst? Kommt gar nicht infrage. Ich guck mir doch keinen Film für Mädels an.«
    »Würdest du schon, wenn ich unbedingt will«, neckte ich ihn.
    Grinsend nickte er. »Stimmt«, sagte er. »Das würde ich.«
    »Aber das werd ich nicht tun«, sagte ich. »Was Komisches ist gut. Ich hab Lust zu lachen.«
     
    »Ich auch«, sagte er. Er nahm eine Hand vom Lenkrad und legte sie auf mein Knie. Sanft drückte er es und ließ seine Hand dort liegen.
    Ich schmiegte mich an ihn, schloss die Augen und atmete tief durch. »Ich hab mich schon den ganzen Tag auf das hier gefreut. Meine Eltern waren gestern Abend wieder total übel drauf. Ich dachte echt, ich dreh durch.«
    »Ja, das hier ist super«, sagte er und drückte zur Bestärkung noch mal mein Knie.
    Wir bogen in den Parkplatz vor dem Kino ein. Es war irre voll hier, Massen von Leuten drängten sich auf dem Bürgersteig und dem Rasen vor dem Kino. Fast alles Teenager und fast alle aus unserer Schule. Nick nahm die Hand von meinem Knie und umfasste wieder das Lenkrad, während er auf der Suche nach einem freien Platz die Wagenreihen entlangfuhr.
    Chris Summers lief an unserem Auto vorbei, mit einem gigantischen Milchshake-Becher in der Hand. Er war mit seinen Kumpels unterwegs und wie immer waren sie am Herumalbern. Sie überquerten den Parkplatz, direkt vor uns und derart plötzlich, dass Nick voll auf die Bremse steigen musste.
    Chris spähte durch die Windschutzscheibe und brach in lautes Lachen aus.
    »Super Auto, du Spinner!«, rief er, dann holte er aus und donnerte den riesigen Getränkebecher mit Karacho gegen die Windschutzscheibe. Der Deckel löste sich, klebrige Flüssigkeit und körniges Eis spritzte überall hin. Langsam rutschte die Brühe auf die Kühlerhaube hinunter und hinterließ einen schaumigen Streifen.
    Ich schoss hoch und mir entfuhr ein kleiner Schrei. »Arschloch!«, brüllte ich, obwohl Chris und seine Truppe längst ein ganzes Stück weiter waren und schon die Türen zum Kino aufmachten. Die meisten Leute, die auf dem Rasenstanden, hatten alles gesehen und lachten jetzt auch. »Du bist so ein Wichser!«, brüllte ich wieder. »Hältst dich für total cool, dabei bist du bloß ein blöder Arsch!« Und für die lachenden Zuschauer hatte ich auch noch ein paar Schimpfwörter übrig. Auch Jessica Campbell war dabei. Umringt von ihren Freundinnen stand sie da und kicherte. »Herrgott noch mal«, sagte ich und ließ mich wieder in den Sitz zurücksinken. »Muss echt hart sein, wenn man keinen Funken Hirn im Kopf hat!«
    Aber Nick gab mir keine Antwort. Er saß total still da, die Hände auf dem Lenkrad abgelegt, während immer noch Milchshake-Reste über die Scheibe flossen. Ich beugte mich zu ihm. Eben hatte er noch gelacht, jetzt wirkten seine Gesichtszüge eingefallen. Auf seinen Wangen brannten rote Flecken und sein Unterkiefer bebte. Vor meinen Augen fiel er zu einem Häufchen Elend zusammen; seine Scham und seine Enttäuschung waren kaum zu ertragen. Diese Reaktion machte mir Angst. Normalerweise wurde Nick wütend und wehrte sich. Diesmal sah er aus, als wollte er anfangen zu weinen.
    »Hey«, sagte ich und berührte ihn sanft am Ellbogen. »Vergiss das Ganze einfach. Summers ist eben ein Idiot.«
    Aber Nick blieb weiterhin still und stocksteif sitzen, obwohl hinter uns schon die Autos hupten.
    Ich blickte ihn noch einen Moment länger an und hörte in meinem Kopf wieder seine Stimme:
Auch wir können manchmal gewinnen, Valerie
, hatte er gesagt.
Heute Abend nicht
, dachte ich,
heute sind wir wieder mal die Verlierer
. »Weißt du was«, sagte ich, »ich hab gar keine Lust auf Kino. Wir können uns doch einfach was zum Essen holen und zu dir nach Hause fahren und dort fernsehen oder so.«
    Er sah mich an, mit aufeinandergepressten Lippen und wässrigen Augen. Langsam nickte er, dann beugte er sich vor und stellte die Scheibenwischer an, die den Pappbecher wegschubsten und auch die Milchshake-Brühe so rückstandslos verschwinden ließen, als hätte sie uns nicht gerade den Abend komplett ruiniert. »Tut

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