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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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ausgesagt haben«, erklärte Panzella und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. »Eine vor allem. Sie hat auf einem Gespräch mit mir und dem Staatsanwalt bestanden und hat eine sehr genaue und überzeugende Aussage gemacht. Es wird keine Anklage gegen dich erhoben.«
    Ich war total benebelt. Ich wollte dringend aufwachen, denn mir wurde fast schwindlig vor Erleichterung, und das war nicht gut. Denn dann wäre es nachher nur umso schlimmer, aufzuwachen und herauszufinden, dass meine Zeit im Gefängnis noch vor mir lag.
    »Stacey?«, krächzte ich, fast schockiert darüber, dass sie bereit war, sich für mich einzusetzen, obwohl sie mir eindeutig nicht vertraute und wir keine Freundinnen mehr waren.
    Panzella schüttelte den Kopf. »Blond, groß. In der gleichen Klassenstufe wie du. Dauernd hat sie gesagt: ›Valerie hat auf niemanden geschossen.‹«
    Diese Beschreibung passte garantiert auf keine von meinen Freundinnen.

 
    »Also, dann erzähl mir mal was über Valerie«, sagte Dr.   Hieler bei unserem nächsten Treffen. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und legte ein Bein über die Armlehne.
    Ich zuckte mit den Achseln. Sosehr ich es hasste, dass Mom im Moment dauernd um mich war und mir besorgte Blicke zuwarf, jetzt wünschte ich mir, sie wäre für dieses Gespräch hiergeblieben.
    »Meinen Sie, warum ich dauernd über Selbstmord geredet habe und über Leute, die ich hasse – Sachen in der Art?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich möchte was über dich hören. Was magst du? Was kannst du gut? Was ist dir wichtig?«
    Ich saß wie versteinert da. Es war so lange her, dass jemand irgendwas über mich wichtig gefunden hatte, das nicht in Verbindung mit dem Amoklauf stand. Ich wusste nicht mal, ob es noch etwas anderes über mich gab, das wichtig sein konnte.
    »Gut, dann fang ich mal an«, sagte er lächelnd. »Ich hasse Popcorn aus der Mikrowelle. Ich wäre beinah Rechtsanwalt geworden. Und ich kann einen verdammt guten Flickflack. Und du? Erzähl mir was über dich, Valerie. Welche Musik findest du gut? Welche Sorte Eis isst du am liebsten?«
    »Vanille«, sagte ich. Ich kaute auf meiner Lippe. »Mhm. Mir gefällt dieser Ballon da.« Ich zeigte zur Decke, wo ein Heißluftballon aus Holz hing, offenbar ein altes Stück. »Der ist so schön bunt.«
    Seine Augen folgten meinen. »Ja, ich find ihn auch gut. Teils weil er einfach schön aussieht, aber auch wegen der Ironie. Das Ding ist nämlich tonnenschwer. Aber in diesem Büro kann einfach alles fliegen. Egal, welches Gewicht es mit sich herumschleppt. Sogar Ballons aus Holz können fliegen. Cool, was?«
    »Wow«, sagte ich und betrachtete den Ballon. »Das wär mir nie eingefallen.«
    Er grinste. »Mir auch nicht. Hat sich meine Frau ausgedacht. Ich tu nur gern so, als wär’s von mir.«
    Ich lächelte. Dr.   Hieler hatte etwas an sich, das mir ein Gefühl von Sicherheit gab. Ich wollte ihm etwas von mir erzählen. »Meine Eltern hassen sich«, platzte ich heraus. »Zählt das?«
    »Nur wenn du findest, dass es das tut«, sagte er. »Was noch?«
    »Ich hab einen kleinen Bruder, den ich ziemlich cool finde. Er ist meistens echt nett zu mir. Wir streiten uns nicht so wie andere Geschwister. Ich mach mir irgendwie Sorgen um ihn.«
    »Warum machst du dir Sorgen?«
    »Weil er mich als Schwester hat. Weil er nächstes Jahr auch auf meine Schule muss. Weil er Nick gut leiden konnte. Mhm. Anderes Thema.«
    »Vanilleeis, unglückliche Eltern, cooler Bruder. Okay. Was noch?«
    »Ich zeichne gern. Ich meine, wissen Sie, ich mag Kunst.«
    »Ah!«, rief er aus und lehnte sich in seinen Sessel zurück. »Jetzt kommen wir weiter. Was zeichnest du gerne?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Ich hab schon Ewigkeiten nichts mehr gezeichnet. Zuletzt muss ich noch ein Kind gewesen sein. Das war Blödsinn. Ich hab keine Ahnung, warum ich das überhaupt gesagt hab.«
    »Ist schon in Ordnung. Also hätten wir Vanilleeis, unglückliche Eltern, cooler Bruder, zeichnet gern oder vielleicht auch nicht. Was noch?«
    Ich zerbrach mir den Kopf. Das war viel schwerer, als ich gedacht hatte. »Ich kann keinen Flickflack«, sagte ich.
    Er grinste. »Kein Problem. Ich hab gelogen. Ich kann auch keinen. Aber ich stell mir vor, dass es super wäre zu lernen, wie man einen macht, was meinst du?«
    Ich lachte. »Ja, bestimmt. Aber im Augenblick kann ich nicht mal gut laufen.« Ich deutete auf mein Bein.
    Er nickte. »Mach dir keine Gedanken. Es dauert nicht lange und du rennst wieder.

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