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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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Vielleicht lernst du dann sogar, einen Flickflack zu machen. Man weiß ja nie.«
    »Ich bin nicht mehr unter Verdacht«, sagte ich. »Wegen dem Amoklauf, meine ich.«
    »Das weiß ich«, antwortete er. »Glückwunsch.«
    »Kann ich Sie was fragen?«, sagte ich.
    »Klar.«
    »Wenn Sie mit Mom reden   … in Ihren Gesprächen zu zweit   … gibt sie mir die Schuld an allem?«
    »Nein«, sagte er.
    »Ich meine, erzählt sie Ihnen, wie sehr sie Nick gehasst hat und wie oft sie versucht hat, mich zu überreden, dass ich Schluss mit ihm mache? Sagt sie Ihnen, ich hätte gekriegt, was ich verdient habe, mit meinem Bein?«
    Dr.   Hieler schüttelte den Kopf. »Sie hat nie irgendwas in der Art gesagt. Sie bringt zum Ausdruck, wie besorgt sie ist. Und sie ist sehr traurig. Sie macht sich Vorwürfe. Sie glaubt, sie hätte besser auf dich achtgeben müssen.«
    »Wahrscheinlich will sie, dass Sie Mitleid mit ihr haben und mich hassen, genau wie alle andern.«
    »Sie hasst dich nicht, Valerie.«
    »Kann sein. Aber Stacey hasst mich«, sagte ich.
    »Stacey? Ist das eine Freundin?«, fragte er lässig nebenbei, auch wenn wohl nichts von dem, was Dr.   Hieler tat, ohne tieferen Sinn war.
    »Ja. Wir sind schon Freundinnen gewesen, als wir noch klein waren. Sie war gestern Abend bei mir.«
    »Schön!« Dr.   Hieler beäugte mich und strich sich mit dem Zeigefinger nachdenklich über die Unterlippe. »Du siehst allerdings nicht besonders froh aus darüber.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Na ja. Es war schon nett, dass sie vorbeigekommen ist. Nur   … ach, ich weiß nicht.«
    Er ließ den Satz einfach so zwischen uns stehen.
    Wieder zuckte ich mit den Achseln. »Ich hab meinem Bruder gesagt, er soll behaupten, ich schlafe, damit sie wieder geht.«
    Er nickte. »Wieso?«
    »Keine Ahnung. Es ist nur   …« Ich rutschte auf demSofa herum. »Sie hat nie gefragt, ob ich wirklich in den Amoklauf verwickelt gewesen bin. Sie müsste doch auf meiner Seite sein, meinen Sie nicht? Ist sie aber nicht. Zumindest habe ich nicht den Eindruck. Und sie findet, ich sollte mich entschuldigen. Nicht bei ihr. Aber am besten bei allen andern. Öffentlich oder so was in der Art. Sie meint anscheinend, ich sollte zu jeder Familie hingehen und sie um Vergebung bitten für das, was passiert ist.«
    »Und wie findest du das?«
    Jetzt war ich diejenige, die schwieg. Ich wusste nicht, wie ich das fand, ich wusste nur, dass mir immer noch schlecht wurde bei der Vorstellung, all diesen Leuten gegenüberzutreten – den Trauernden, die Gerechtigkeit verlangten, praktisch jedes Mal, wenn ich den Fernseher anmachte, eine Zeitung aufschlug oder mir das Cover einer Zeitschrift ansah.
    »Na ja – ich hab Frankie eben gesagt, er soll sie wegschicken«, sagte ich leise.
    »Stimmt. Aber du wolltest nicht, dass sie geht«, antwortete er. Unsere Augen trafen sich, dann stand er plötzlich auf, bog den Rücken nach hinten durch und hob die Arme über den Kopf. »Angeblich kommt alles aus den Beinen«, sagte er und ging leicht in die Knie, als wollte er gleich in die Luft springen.
    »Was kommt aus den Beinen?«
    »Ein guter Flickflack.«

 
    Frankie und ich hatten am Küchentisch gesessen wie immer, er aß sein Müsli, ich eine Banane, da bemerkte ich die Zeitung, die neben seinem Ellbogen zusammengefaltet auf dem Tisch lag. Erst in dem Moment fiel mir auf, dass ich zum ersten Mal seit meiner Rückkehr nach Hause eine Zeitung erblickte.
    »Lass mich mal sehen«, sagte ich und deutete auf die Zeitung.
    Frankie warf einen Blick darauf, wurde blass und schüttelte den Kopf. »Mom sagt, du sollst nicht Zeitung lesen.«
    »Was?«
    Er schluckte sein Müsli runter. »Mom sagt, wir sollen dafür sorgen, dass du die Zeitung nicht siehst und den Fernseher nicht anmachst und so. Und wir sollen auflegen, wenn irgendwelche Reporter am Telefon sind. Aber die rufen jetzt nicht mehr so oft an wie vorher, als du im Krankenhaus warst.«
    »Mom will nicht, dass ich die Zeitung sehe?«
    »Sie meint, das würde dich wieder traurig machen, wenn du das alles siehst.«
    »Das ist doch absurd.«
    »Sie muss diese hier vergessen haben. Ich werf sie weg.«
    Er schnappte sich die Zeitung und stand auf. Schlingernd erhob ich mich und griff nach ihr. »Nein, das machst du nicht«, sagte ich. »Gib mir die Zeitung, Frankie. Im Ernst. Mom hat keine Ahnung, was sie da redet. Im Krankenhaus hatte ich doch auch den Fernseher an, wenn sie nicht da war. Alles hab ich gesehen. Abgesehen davon, ich war

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