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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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würde, wenn ich zu so was hinginge. Damit würde ich auf gar keinen Fall klarkommen.
    Aber Jessica sah mich derart ernst und offen an, dass ich einfach nicht Nein sagen konnte, ohne zumindest so zu tun, als würde ich meine Eltern fragen. »Okay«, sagte ich. »Ich versuch’s mal.«
    Jessica strahlte und sogar Meghan lächelte ein bisschen. »Super!«
    »Was ist denn hier los?«, fragte Mrs Stone, die gerade zur Tür hereingekommen war und sich aus ihrem Mantel wand. Ihre Nase war rot von dem starken Wind, der heute Morgen aus dem Nichts herangefegt war.
    »Überraschung!«, riefen wir alle auf einmal und dann brachen Jubelschreie und Gejohle aus.
    Mrs Stone sah sich im ganzen Raum um, aber es kam mir vor, als würde ihr Blick besonders lange auf Jessica, Meghan und mir liegen bleiben, wie wir Schulter an Schulter nebeneinanderstanden, lachten und plapperten.
    »Was für eine tolle Überraschung!«, sagte sie und wischte sich die Augenwinkel.

 
    »Tut mir leid, ihr beiden, aber ihr könnt hier nicht mehr sitzen«, sagte Mr Angerson. »Die Handwerker müssen andauernd hier durch.«
    Mit unseren Tabletts in den Händen standen Jessica und ich da.
    Schon den ganzen Vormittag über hatte es im Gebäude von Handwerkern nur so gewimmelt, sie hämmerten und klopften und machten einen solchen Lärm, dass sich kaum noch jemand konzentrieren konnte. Sie montierten neue Türen an den Klassenzimmern, die sich von innen automatisch verschlossen, sobald sie zugingen. Das bedeutete, dass jeder, der während des Unterrichts auf die Toilette ging, hinterher klopfen musste, damit er wieder reinkam. Die beabsichtigte Folge war natürlich, dass wir hier nun wie in einer kleinen, sicheren Festung saßen, nur für den Fall, dass irgendwer mit einer Waffe oder einer Bombe oder so was im Gebäude aufkreuzte.
    »Okay«, sagte Jessica. Wir blickten uns an und dann drehten wir uns um Richtung Cafeteria.
    »Komm«, sagte sie in ihrem alten Jessica-Kommandoton, an den ich mich noch bestens erinnern konnte. »Du kannst bei mir sitzen.« Sie warf ihr Haar selbstbewusst über die Schulter zurück, streckte die Brust vor und marschierte energisch durch die Menge.
    Meine Füße fühlten sich kalt und schwer an, trotzdem folgte ich ihr. Sie führte mich ausgerechnet zu dem Tisch, der für mich immer das RBB S-Hauptquartier gewesen war, ein Gedanke, der mich in Panik versetzte.
    »Hallo, Leute!«, sagte Jessica. Sie stellte ihr Tablett auf dem Tisch ab und schubste ein paar leere Stühle aus dem Weg. Die Gespräche am Tisch verstummten auf einen Schlag.
    »Hallo, Jess«, sagte Meghan. Aber ihre Stimme war total leise und sie lächelte nicht. Die Szene in Mrs Stones Zimmer, als wir zusammen Luftballons aufgeblasen hatten, kam mir wie eine Halluzination vor. »Hallo, Val.«
    Ich versuchte, meinen Mund zu einem Lächeln zu verziehen, aber zu sprechen kam absolut nicht infrage.
    »Ich hab gedacht, du isst jetzt immer draußen im Gang«, sagte Josh. »Mit
ihr

    »Angerson hat dem natürlich ein Ende gesetzt«, sagte Jessica. »Komm schon, Val. Setz dich. Das stört keinen.«
    Irgendwer zischte, als sie das sagte, aber ich bekam nicht mit, wer.
    Ich setzte mich und versuchte, mich ganz und gar auf das Essen auf meinem Tablett zu konzentrieren, aber mir war sowieso klar, dass ich keinen Bissen davon runterbringen würde. Die Soße wirkte auf einmal wie brauner Glibber und das Fleisch wie Plastik. In meinem Magen drehte sich alles.
    »Hey, Jess, gehst du auch auf diese Scheunenparty?«, fragte irgendwer.
    »Ja, da gehn wir beide hin.«
    »Was heißt wir beide?«
    Jessica deutete mit ihrer Gabel auf mich. »Ich hab Val gefragt, ob sie bei mir übernachten will an diesem Abend.«
    »Das kann nicht sein«, sagte Josh energisch.
    »Doch«, sagte Jessica. »Wo ist das Problem?« Ich bemerkte einen Hauch von Hochnäsigkeit in ihrer Stimme – es war ein Tonfall, den ich nur allzu gut kannte, denn er war oft auf mich gemünzt gewesen.
Was guckst du so, Todesschwester? Hübsche Stiefel, Todesschwester. Ich werd doch nicht im Ernst mit deinen Versagerfreunden reden, Todesschwester. Hast du ein Problem? Was für ein Problem hast du? Gibt’s da ein Problem, Todesschwester?
Allerdings richtete sie ihn diesmal nicht an mich, sondern an ihre Freunde, die sie fest im Griff hatte. Das erleichterte mich, aber ich fühlte mich gleichzeitig auch schuldig wegen dieser Erleichterung. In diesem Moment hätte ich nicht sagen können, wer sich mehr verändert hatte: Jessica

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