Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hebamme von Venedig

Die Hebamme von Venedig

Titel: Die Hebamme von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberta Rich
Vom Netzwerk:
Ähnliches?
    »Gott hat ein Auge auf ihn und beschützt ihn. Deshalb hat er die Geburt überlebt. Ihr müsst Euch keine Sorgen machen.«
    »Es heißt, die Pest könnte schnell die ganze Stadt im Griff haben. Was, wenn er nach all meinen Schmerzen und Kämpfen daran sterben wird?«
    »Matteo wird nichts geschehen«, sagte Hannah. »Und Euch auch nicht. Ihr seid geschwächt und macht Euch zu viele Sorgen. Ihr braucht Ruhe.«
    Lucia presste die Lippen ängstlich aufeinander. »Ich kämpfe oft mit bedrückenden Gedanken und rufe den Priester, um zu beichten, aber wenn er dann da ist, fehlt mir der Mut.« Sie deutete auf das ledergebundene Gebetbuch auf dem Betpult in der Ecke. »Manchmal bin ich stundenlang allein hier oben und bete.«
    Hannah kannte das Ritual des Beichtens nicht und wusste auch nicht, was diese blasse Frau zu beichten haben mochte.
    »Erzähl sie mir von ihren Plänen, Hannah. Fährt sie bald nach Malta?«
    »In ein paar Tagen.« Angst überkam sie bei dem Gedanken an Jacopo. »So Gott will.«
    Matteo rührte sich und seufzte im Schlaf.
    »Ich nehme mein Amulett wieder an mich, Contessa. Matteo scheint nicht mehr in Gefahr. Wenn ich meine Reise mit dem Schiff antrete, wird es mich vor Stürmen und Piraten schützen.«
    »Es hat geholfen, ihr jüdisches Amulett«, sagte die Contessa.
    Hannah ging zum Kinderbett, fuhr mit der Hand in Matteos Wickeltücher und zog den Schaddai vorsichtig heraus. Er kam ihr fast lebendig vor, gewärmt vom kleinen Körper des Jungen, als sie ihn sich um den Hals hängte.
    Es klopfte an der Tür, und eine Dienerin steckte den Kopf herein. »Der Conte ist aus Maser zurück. Das Essen wird bald aufgetragen.«
    »Wir kommen gleich«, sagte Lucia.
    Das Mädchen machte einen Knicks und ging wieder hinaus.
    »Kleide mich an. Wir gehen zum Essen nach unten. Meine Schwäger essen heute Abend mit uns.« Sie griff nach dem Spiegel auf ihrem Nachttisch und bürstete sich das rote Haar.
    Giovanna kam herein, lächelte Hannah falsch zu und nahm Matteo aus seinem Bett, der gleich wieder unruhig wurde. Hannah stand auf, trat zu den beiden und gab Matteo einen Abschiedskuss auf die Stirn.
    »Möge Gott über dich wachen und dich schützen«, flüsterte sie, als Giovanna mit ihm aus dem Zimmer ging. Die Amme hielt ihn aufrecht an die Schulter gedrückt, und sein kleines rundes Gesicht lugte an ihrem Hals vorbei.
    Hannah nahm ihre Tasche und den Mantel des Conte. Die Golddukaten wogen schwer. So viel Geld, ausreichend, um Isaak freizukaufen und ihre Überfahrt nach Malta zu bezahlen, und dieses Geld drohte Jacopo ihr heute Abend zusammen mit ihrem Traum, ihren Mann zurückzubekommen, zu stehlen.
    »Der Conte wird seinen Mantel für die Reise nach Ferrara brauchen.«
    »Ich werde darauf achten, dass er ihn mitnimmt.« Die Contessa stand vom Bett auf und verschwand hinter dem Ankleideschirm. Minuten später kam sie wieder hervor, in einem gelben Seidenkleid, in das grüne Samtstücke eingesetzt waren. Das Kleid stand ihr nicht gut, schien ihr das Gelb doch auch noch das letzte bisschen Farbe aus den Wangen zu saugen. Hannah half ihr, das enge Mieder zu schnüren, welches ungünstig ihren Bauch betonte, der nach der Geburt immer noch schlaff war. Dennoch, für eine Frau ihres Alters hielt sich die Contessa anmutig und elegant. Sie ging aufrecht und reckte das Kinn. Die Perlen um ihren Hals schimmerten sanft im gebrochenen Licht des Zimmers. Hannah konnte nur erahnen, wie viel Mühe es Lucia kostete, hochhackige Schuhe zu tragen und so zu tun, als wäre alles bestens.
    Hannah hielt auf dem Weg die weite Treppe hinunter den Arm der Contessa, damit sie mit ihren tückischen Schuhen nicht stürzte. Dabei setzte sie die Füße in ihren dünnsohligen Sandalen fest auf jede Stufe.
    Fast unten angekommen, blieb sie abrupt stehen. Unter dem schön geschwungenen Bogen, der ins Esszimmer führte, stand Jacopo in einem bestickten, so engen Gehrock, dass man nicht mal eine Murmel darin hätte verstecken können, geschweige denn ihre Geburtslöffel. Mit einem Ruck seines Kopfes bedeutete er ihr, ihm in einen kleinen Empfangssalon zu folgen.
    Die Contessa sah Hannah verwirrt an, als sie sich entschuldigte und ihm folgte.
    Der Bruder des Conte schloss die Tür hinter ihnen. »Hat sie mein Geld?«, fragte er und trat auf sie zu.
    »Wo sind meine Geburtslöffel?«, konterte sie. Sie hatte keinerlei Erfahrung im Umgang mit Männern wie Jacopo.
    »Wir nehmen den Austausch nach dem Essen vor, und ich warne sie: Ein

Weitere Kostenlose Bücher