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Die Hebamme von Venedig

Die Hebamme von Venedig

Titel: Die Hebamme von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberta Rich
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probieren, Bockshornklee und Benediktenkraut helfen dem Milchfluss.« Hannah fragte sich, ob Lucia immer noch blutete. Vielleicht sollte sie ihr vorschlagen, eine Stoffeinlage zu tragen, was den Fluss nach der Geburt manchmal zu stillen half.
    Lucia begannen die Tränen über die Wangen zu laufen. Hannah schob ihr ein Kissen unter den Arm und zog dem Baby die Decke aus dem Gesicht, damit es besser Luft bekam. Aber Matteo schrie und schrie und warf seinen kleinen Körper hin und her.
    »Ach, Matteo, nach allem, was ich bei deiner Geburt erleiden musste.« Lucia gab ihn Hannah. »Ich rufe Giovanna, damit sie ihn neu wickelt.«
    Hannah setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett und wiegte den Kleinen in ihren Armen. Gott sei Dank weinte er sich schließlich in den Schlaf, die kleinen Fingerchen gegen die Wangen gedrückt.
    Es war das letzte Mal, dass sie Matteo sehen würde, da war sie sich sicher, und so genoss sie den Moment und prägte sich seinen wolligen, milchigen Geruch ein, die Art, wie er den Rücken durchdrückte, wenn er hungrig war, und die Schlafreste, die sich in seinen Augenwinkeln gesammelt hatten.
    »Ich kann ihn auch schnell wickeln«, sagte Hannah.
    Sie legte den schlafenden Jungen auf den Tisch bei Lucias Bett und befreite ihn aus seinen Tüchern und Windeln. Das Amulett hob und senkte sich auf seiner Brust. Sein Penis lag wie ein winziger bemützter Wurm zwischen seinen Beinen. Das sah seltsam aus bei einem zweimonatigen Jungen. Jüdische Babys wurden am achten Tag nach der Geburt beschnitten. Hannah wickelte ihn in frische Tücher und legte ihn in sein Bett.
    »Was für eine Erleichterung. Danke fürs Beruhigen.« Die Contessa strich sich ihr Kleid glatt. »Ich bin so müde.« Ihre Wangen färbten sich rot, und sie faltete und rieb sich die Hände wie eine Schwindsüchtige. »Was wird nur aus Matteo werden, wenn ich nicht mehr bin?«
    »Contessa, versucht an Glücklicheres zu denken. Es kann nicht gesund sein, sich mit so düsteren Gedanken zu tragen.« Aber Hannah teilte ihre Sorgen. Jacopo war ganz sicher kein Freund des Kindes, und vielleicht stellte auch sein zweiter Onkel, Niccolò, eine Gefahr für ihn dar.
    »Matteo bleibt bei Giovanna, wenn wir morgen nach Ferrara fahren. Er ist noch nicht alt genug für eine solche Unternehmung. Es ist eine beschwerliche Reise, die einige Tage in Anspruch nimmt.«
    »Könntet Ihr nicht beide mitnehmen, Giovanna und Matteo?« Wenn sie selbst ein Kind hätte, würde sie es niemals zurücklassen, vor allem nicht in einer von der Pest bedrohten Stadt.
    »Eine solche Anstrengung will ich dem Kleinen nicht antun«, antwortete die Contessa. »Außerdem gibt es Gerüchte, dass die Pest auch schon vor Ferraras Toren steht. Und wenn er dann von der Reise geschwächt ist …« Sie wirkte so zerbrechlich und unsicher. »Hannah, ich weiß nie, wie frei ich sprechen kann«, sagte sie und zog so fest an der Perlenkette, die sie um den Hals trug, dass Hannah Angst hatte, sie könne sie zerreißen und die Perlen würden auf den Terrazzoboden fallen. »Aber ich habe das Gefühl, dass ich ihr gegenüber ehrlich sein kann.«
    Hannah setzte sich wieder neben die junge Mutter und drückte ihr die Hand. »Die Erfahrung einer Geburt schweißt Frauen zusammen.«
    »Es heißt, man vergisst die Qualen einer Geburt, aber ich hatte solche Schmerzen.« Die Contessa zupfte am Samtflor der Decke, auf der sie saß. »Als sie nicht mehr da war, kam das Fieber und dann das Delirium. Giovanna hat mir erzählt, dass ich allen möglichen Unsinn herausgeschrien habe. Sie sagt, ich habe meinen lieben Mann nicht mehr erkannt und nach meinem Schwager Niccolò gerufen.« Sie nahm den Rosenkranz vom Nachttisch und drückte ihn sich an die Lippen.
    »Aber überlegt doch nur, was für einen schönen, gesunden Jungen Ihr für Eure Schmerzen bekommen habt. Einen Sohn, wie man ihn sich von Herzen wünscht.«
    »Ich sollte dankbar sein, kann aber immer nur denken, wenn er bei der Geburt gestorben wäre, befände er sich in Gottes Armen und wäre sicher vor aller Gefahr.«
    Hannah wusste nicht recht, was sie darauf antworten sollte. Sie musste an die junge Frau eines Silberschmieds im Ghetto denken, die nach einer sehr schweren Niederkunft so aus der Fassung gebracht war, dass sie dem Neugeborenen ein Kissen auf das Gesicht gedrückt und es erstickt hatte. Im Verhör hinterher hatte sie ausgesagt, sie habe den Kleinen vor möglichem Schaden bewahren wollen. Die Contessa plante doch nicht etwas

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