Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
Vom Netzwerk:
Eure Männlichkeit ab. Schnipp, schnapp. Dann könnt ihr im Knabenchor das „Ave Maria“ singen.“ Drohend hob er sein Schwert, setzte es auf den Unterleib des Grafen. „Werdet Ihr uns in Zukunft in Ruhe lassen?“
    „Ja“, tönte es wie aus einem Mund.
    „ Gelobt Ihr es bei Eurer heiligen Jungfrau Maria?“
    „Wir geloben es.“
    Christian und Victor machten kehrt und gingen gemächlich zu ihren Pferden. Noch lange schallte ihr Gelächter bis ins Lager.
    „Wer’s glaubt, wird selig“, sagte Christian, derweil er sich auf Albertinus schwang.
    „Nun, d as werden wir beide sowieso nicht. Wo ist eigentlich Isabella?“
    „Sie wird bereits vorausgeritten sein. Ohne sie hätten wir schlechte Karten gehabt “, sagte Christian voll Anerkennung.
    „Allerdings. “   
     
     
    26
     
    Ohne große Gegenwehr marschierten Christians Truppen in Paderborn ein und vertrieben die Bewohner aus ihren Häusern, sodass sie sich dicht gedrängt in Notunterkünften versammelten.
    Braunschweigs Soldaten aber, die seit Monaten kein Dach überm Kopf gehabt hatten, wärmten die steifen Knochen an knisternden Holzfeuern auf, verpflegten sich mit den Vorräten, die in Kellern und Speisekammern aufbewahrt wurden, und schliefen in molligen Betten.     
    Am nächsten Tag erkundeten sie die Sehenswürdigkeiten der Stadt, immer auf der Suche nach fetter Beute. Der Feldherr lenkte seine Schritte zum Dom. Dort erhoffte er sich üppige Kirchenschätze. Aber was seine Augen erblickten, überstieg die kühnsten Erwartungen. Eine fast hundert Pfund schwere goldene Figur, die den heiligen Liborius darstellte, schien direkt auf ihn gewartet zu haben.
    Christian erstarrte vor Glückseligkeit, stürmte auf die Statue zu, umarmte sie und rief atemlos: „Danke, mein Freund, dass du dich für mich aufgehoben hast!“
    Umgehend ließ er die Trophäe einschmelzen und Dukaten daraus prägen. Echte, harte Golddukaten.
    Ähnlich erging es den Kirchenschätzen in Münster und Soest. Mit einer goldenen Heiligenfigur wurde in beiden Städten nicht aufgewartet, dafür mit Massen an Silber in allen Formen und Varianten.
    Die zwölf Apostel, die Münsters Kathedrale zierten, wurden wie die anderen Funde zu Talern verarbeitet. Sie trugen die Prägung: „Gottes Freund, der Pfaffen Feind“, und auf der Rückseite: „Tout avec Dieu.“ Christian glaubte fest daran, dass Gott ihm die Beute als Geschenk überlassen hatte, wie er überhaupt der Überzeugung war, in Gottes Auftrag zu handeln, wenn es galt, gegen die Kaiserlichen zu streiten, die jegliche Glaubensfreiheit unterbinden wollten.
    Mit den „Pfaffenfeindt alern“, wie sie im Volksmund genannt wurden, konnte er endlich seinem Heer den ausstehenden Sold bezahlen, den die Soldaten gleich in Bier und Branntwein umsetzten.
    Aus Ecken, Winkeln und Gassen hörte Isabella das Gejohle der Betrunkenen. Leichter Schneefall setzte ein, die Dämmerung griff mit Sturmarmen nach der Stadt. Obwohl Victor seiner Frau verboten hatte, ohne Begleitung auszugehen, stapfte sie durch die Straßen Paderborns, um die Sehe nswürdigkeiten zu bestaunen. Der stolze Dom, die Universität, das zugefrorene Bächlein Pader, nach dem die Stadt ihren Namen erhalten hatte, weckten Isabellas Interesse. Neugierig schweiften ihre Blicke umher. In den Fenstern der von Christians Mannen besetzten Häuser und Höfe flackerten Kerzen, die lange Schatten in die Räume warfen.
    Unwillkürlich schaute die Grimmshagener Gräfi n in das eine oder andere Fenster. Plötzlich setzte ihr Herzschlag aus. „Der Kürassier“, hauchte sie.
    Kürassier Eberhard von Greifsburg vergnügte sich mit einem Hurenbuben. Beide lagen nackt in eindeutiger Pose auf dem Teppich, wälzten sich auf- und übereinander. Die Lustschreie konnte Isabella bis auf die Straße vernehmen.       „Großer Gott“, entfuhr es ihr, „weshalb habe ich den Hexenjäger in all den Monaten noch nicht zu Gesicht bekommen? Und warum ist er überhaupt in Christians Regiment? Der Herzog weiß doch genau, was der Unhold mit mir vorhat, wenn ich in seine Klauen gerate.“
    Leise drehte sie sich um, wollte davonhuschen. Aber der Kürassier nahm sie aus einem Augenwinkel wahr, warf im Hinauslaufen einen Umhang über, stellte sich mit drohender Gebärde vor ihr auf.
    „Was suchst du hier, Hexe?“
    „Nichts. Bin ein wenig spazieren gegangen.“
    „In Paderborn? Ist dein Platz nicht in der Heide?“
    Isabella konnte ihm nicht antworten. Ein dicker Kloß im Hals untersagte

Weitere Kostenlose Bücher