Die Heidehexe - Historischer Roman
ihr das Sprechen. Sie nahm die Beine in die Hand und rannte. Der Hurenbube brachte dem Liebhaber die Muskete. Eberhard von Greifsburg legte an, brüllte: „Stehen bleiben oder ich schieße.“
Sie wendete den Kopf und sah direkt in die Waffenmündung. Näher und näher kam der Feind. In Sekundenschnelle tauschte er die schwere Muskete gegen ein blinkendes Messer aus, das ihm vom Lustknaben gereicht wurde, setzte es an ihren Hals, fuhr mit der Klinge die Kehle entlang.
„Kitzelt es angenehm auf der Haut, Hexe? Liebst du’s, wenn es ein bisschen härter wird?“
Er zerriss ihr Mantel und Mieder, sodass sie beschämt und fröstelnd ihre Brüste mit den Armen zu bedecken versuchte.
„Hat ja eine Gänsehaut, die Zigeunerin. Ist also nur ein dummes Gänschen. Kein stolzer Schwan, der sie für ihr Leben gern wäre. Da nützt ihr auch der Schwanenhals wenig. Wenn er erst vom Kopf abgetrennt ist, gibt es keinen Unterschied mehr zur Gänsegurgel, oder?“, wandte er sich an seinen Begleiter, der nickte und feixend um die Gräfin herum hüpfte, als der Kürassier die Schneide des Messers nun die Brüste umspielen ließ, um dann in aufkeimender Ekstase mit beide Händen fest an den Brustwarzen zu ziehen, bis Isabella vor Schmerzen schrie.
Sofort legte ihr der Kürassier einen Zeigefinger auf den Mund.
„Psst, Hexe. Keinen Laut, sonst stech ich dich gleich ab. Dabei wüsste ich doch vorher gar zu gern, wie man’s mit einer Satansbraut treibt. Hatte bisher noch nicht das Vergnügen.“ Er machte sich weiter an ihren Brüsten zu schaffen, während sein Gespiele ihr den Rock vom Leibe riss und ihr zwischen die Schenkel grabschte.
„H erkommen, mit erhobenen Händen!“, schrie eine Stimme.
„Rettung i n letzter Minute“, hauchte Isabella und fiel in Ohnmacht, wurde aufgefangen, bevor sie mit dem Kopf auf das Straßenpflaster stürzte. Richard Sander knöpfte hastig mit klobigen Fingern den Mantel über den zerrissenen Kleidern zu, trug sie auf starken Armen davon.
Wie aus dem Boden gestampft, waren er, Bernhard und Alwin hinter den Kerlen aufgetaucht. Während Richard die Ohnmächtige versorgte, packten die beiden anderen die Missetäter und fesselten ihnen die Hände auf dem Rücken. Die Muskete nahm Alwin an sich. „Schönes Stück“, bemerkte er. „Soll fortan das Meinige sein.
„Und jetzt?“, fragte der Kürassier.
„Jetzt läuft der Schwager der Gräfin zu Herzog Christian und erstattet ihm Bericht von eurem Verbrechen, damit wir euch morgen hängen sehen können, nicht wahr, Alwin?“
„Bin schon unterwegs!“
„Verbrechen? Dass ich nicht lache. Das Weib ist eine Hexe, und es gilt als meine Christenpflicht, sie dem Henker auszuliefern“, geiferte der Greifsburger.
„Mal schauen, wie der Fürst das beurteilt. Er wird gleich zur Stelle sein.“
Kaum ausgesprochen, näherten sich Christian und Alwin.
“Eberhard von Greifsburg, Ihr scheut Euch nicht, die Gräfin von Grimmshagen auf offener Straße unsittlich zu bedrängen? Ich werde dafür Sorge tragen, dass Euch noch heute der Prozess gemacht wird.“
„Hat Eure Familie nicht im Sommer die Heidehexe für vogelfrei erklärt und mich beauftragt, sie dingfest zu machen?“
„Mein Bruder Ulrich und meine Schwestern zeichnen dafür verantwortlich. Weder meine Mutter noch ich haben dem Beschluss zugestimmt.“
„Wenn Ihr hier auch den wilden Kriegsherren spielt, so zählt doch das Wort Eures Bruders für mich. Er ist Braunschweigs Regent und hat den Auftrag nicht zurückgezogen.“
„Dann tue ich es hiermit in seinem Namen, muss also diesmal Gnade vor Recht ergehen lassen. Richard, nimm ihm und seinem Hurenbuben die Fesseln ab. Beim nächsten Vorfall, der mir gemeldet wird, schlage ich Euch ohne Vorwarnung den Kopf ab. Meine Familie steht hinter mir.“
„Besonders die Mutter, was? Konnte sie schon nicht den schönen Victor bekommen, so stehen ihr hier genügend hübsche Knaben zur Auswahl.“ Der Kürassier lachte boshaft, schwang sich auf sein Ross, das der Hurenbube eilends herbeigeführt hatte, und beide galoppierten in Richtung Stadttor.
Der Seitenhieb gegen seine Mutter brachte Christian aus dem Konzept. Auf sie ließ er nichts kommen, liebte sie mehr als die Pfalzgräfin. Hatte sie nicht alles für ihn getan? Schrieb ihm täglich Briefe, in denen sie ihn anflehte, sich nach Hause zu begeben, nicht länger den Kriegsgefahren auszusetzen.
Auch von den Schwestern erhielt er regelmäßig Feldpost. Von Ulrich nicht. Warum
Weitere Kostenlose Bücher