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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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Schilde“, mutmaßte Victor, leuchteten Christians Augen doch wie damals, wenn der Knabe zum Angriff gegen die anderen Jungen aufrief.
    „Wie gut du mich kennst, mein Vertrauter. Ja, ich werde dem Anholter und seinem Schützling Alexander von Velen eine Lektion erteilen, die sie nie mehr vergessen. Danach müssen die Katholiken eine Zeitlang ihre Wunden lecken, bevor sie sich in unsere Nähe wagen. Eine Verschnaufpause ist uns zu gönnen, oder?“
    „Ich bin dabei“, versicherte Victor und auch in seinen Augen flammte jenes mordlustige Feuer auf.
    „Was habt ihr vor?“, erkundigte sich Isabella aufgeregt, die das Zwiegespräch unfreiwillig mit angehört hatte.
    „Besser, wenn du nichts weißt, meine Teure“, beschwichtigte Christian die Ängstliche. „Kümmere dich um die Verwundeten. Wir sind bald wieder im Lager. Deinem Liebsten wird kein Härchen gekrümmt, so wahr ich Feldherr der Protestanten bin.“
    Aber Isabella mochte seinen Worten keinen Glauben schenken. Zum Schein tat sie, wie ihr geheißen, behielt die beiden Abenteurer jedoch im Auge. Und als sie in der Dämmerung davonritten, sattelte sie Herzgestein und folgte ihnen aus sicherer Entfernung.
    An den betrunkenen Wachen kamen sie ungesehen vorbei, und von Weitem drang ihnen bereits Trommeln, Pfeifen und Grölen aus dem katholischen Festzelt entgegen. Man feierte die Vertreibung der Protestanten mit Spottgesängen. Victors Wut steigerte sich ins Grenzenlose. Er wollte umgehend den Feinden entgegenstürmen. Christian hielt ihn zurück, Stratege, durch und durch.
    „Wir können uns nicht mit der gesamten Meute anlegen. Binnen weniger Minuten wären wir Leichen. Zwar außergewöhnlich schöne. Aber dennoch mausetot e. Lass uns abwarten. Die Zeit wird unser Verbündeter sein. Wir warten, bis der feine Freiherr oder sein Bluthund das Zelt verlässt. Dann erfolgt der Zugriff.“
    „Warum sollte einer von ihnen allein kommen?“
    „Auch sie müssen dahin, wo der Kaiser zu Fuß hingeht. Und so arrogant, wie der Graf ist, hat er dabei sicher nicht gern Untergebene als Zuschauer, auch nicht den Veltener.“
    „Das kann ja ewig dauern“, murrte Victor, der nervös von einem Fuß auf den anderen trat.
    „Ruhig, mein Schöner. Ganz ruhig. Bei dem Alkoholgenuss wird er seine Blase schneller entleeren wollen, als du es für möglich hältst. Bier treibt.“ Christian schmunzelte süffisant.
    Trotz seiner Prophezeiung mussten sie über eine Stunde in der Kälte ausharren, bevor sich Anholter und Veltener gleichzeitig blicken ließen. Zwischenzeitlich waren etliche angetrunkene Offiziere an den Niedersachsen vorübergetorkelt, um sich zu erleichtern. Niemand hatte die beiden hinter mächtigen Eichen Versteckten bemerkt. Gut, dass sie ihre Pferde weit entfernt festgebunden hatten. Womöglich hätte Wiehern oder Hufscharren der Tiere einen Nichtsahnenden auf die Gefahr aufmerksam werden lassen. Christian hatte alles bedacht. Nur nicht, dass sie nach derart langem Stillstehen in der eisigen Nacht gleich Frostgestalten anfroren.
    Als beide Feinde zusammen auftauchten, war von Christians und Victors sprichwörtlicher Behändigkeit nicht viel zu merken. Mit klammen Händen wollten sie die Schwerter ziehen und stellten zu ihrem Schrecken fest, dass sie kaum aus deren Scheiden herauszureißen waren, die schabenden Geräusche jedoch den Feind argwöhnisch machten.
    „Wer da?“, brüllte der Veltener, während Graf Anholt laut um Hilfe rief. Binnen weniger Momente sahen sich Christian und Victor von Kaisertreuen umzingelt. Den Recken, durch den Schock erhitzt, gelang es endlich, die Schwerter in die Finger zu bekommen. Sie wurden jedoch hämisch ausgelacht.
    „Sieh da, Alexander, die zwei Schlaumeier wollten uns beide überrumpeln. Nun daraus wird wohl nichts. Der nächste Galgen ist der Eurige. In der Schlacht zu fallen, ist für solch dumme Kindsköpfe zu ehrenvoll. An der nächsten Eiche sollt ihr baumeln, den Wintervögeln zum Fraß“, polterte der Graf los.
    Von Velten bölkte noch lauter: „Auf sie, Männer! Packt die Protestanten und knüpft sie auf. Aber so, dass sie nicht gleich durch Genickbruch die Erde verlassen. Nein, wer uns ans Leder will, soll in einem langsamen, qualvollen Todeskampf genügend Muße haben, darüber nachzudenken, was es heißt, sich mit dem Grafen von Bronckhorst zu Anholt und seinem getreuen Weggefährten anzulegen!“
    Den sicheren Tod vor Augen, holte Victor zum Gegenschlag aus: „Was seid Ihr für Memmen? Mit einem Bataillon

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