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Die Heilanstalt (German Edition)

Die Heilanstalt (German Edition)

Titel: Die Heilanstalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Geraedts
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Sanatorium allerorts die Räume voneinander trennten. Was sich hinter diesen Türen verbarg, verrieten Inschriften über ihnen, deren Beschreibungen Patrick im Uhrzeigersinn las. Demnach führte die Flügeltür zu seiner Linken zum Schwimmbad, jene etwas weiter rechts zum Erholungsbereich, die Tür geradeaus zur Turnhalle, die nächste zum Wandelgarten und durch die Flügeltür ganz rechts gelangte man zum Unterhaltungszentrum.
    Melanie sah ihn erwartungsvoll an. »Nun, wohin soll’s gehen?«
    Patrick antwortete nicht gleich; er nahm sich noch einen Moment Zeit, um alles genauer anzusehen. In diesem Hof war es so hell und warm wie an einem wolkenlosen Tag im Frühsommer, sogar Vogelgezwitscher war zu hören. Der Lindenbaum stand in voller Blüte, und die Luft war so rein wie in einem Waldgebiet. Weder Schmutz noch Abfall waren zu sehen; die weißen Pflastersteine glänzten in solcher Sauberkeit, als wären Patrick und Melanie die ersten Menschen an diesem Ort.
    Ohne Weiteres fiel man hier dem Glauben anheim, unter freiem Himmel zu sein. Aber der Hof war in Wahrheit eine Halle. Auch hier strömte die Frischluft aus Belüftungssystemen, die in der hellblau gestrichenen Decke installiert waren. Grelle Scheinwerfer, die man kaum direkt ansehen konnte, sorgten für die Beleuchtung. Alles war so unecht wie auf einer Schaubühne und doch so behaglich, dass man nicht mehr fort wollte.
    »Du wolltest doch einen Spaziergang machen, oder?«, sagte Patrick endlich. »Der Wandelgarten klingt doch vielversprechend.«
    »Gute Wahl! Dort war ich bisher jeden Tag, seit ich hier Patientin bin. Ein herrlich angelegtes Fleckchen Natur, du wirst sehen.«
    Und während sie über den Hof schlenderten und sich der entsprechenden Tür näherten, stellte Patrick eine Frage, die sich ihm bereits beim Frühstück aufgedrängt hatte.
    »Wie lange bist du eigentlich schon hier, Melanie?«
    Sie zögerte, als müsste sie darüber nachdenken. »Seit zwei Wochen.«
    Sie ließ den Mund geöffnet, als wollte sie noch etwas sagen. Patrick blieb stumm und wartete, dass sie weitersprach. Aber sie presste die Lippen zusammen und hielt die Gedanken verborgen, die sich als zittrige Bewegungen in ihrem Gesicht andeuteten. Diese Merkwürdigkeit hatte Patrick schon beim Frühstück an ihr festgestellt: Melanie schien eine aufgeschlossene Person zu sein, hemmungslos und ungezwungen, doch sie wirkte zugleich seltsam in sich gekehrt, so als würde sie ihm etwas verschweigen. Schließlich fügte sie in einem zurückhaltenden Ton hinzu: »Allerdings bin ich immer noch Patientin der Abteilung Eins. Andere sind schon nach wenigen Tagen in die Zweite gewechselt« Sie seufzte nachdenklich. »Bei mir dauert die Heilung seltsamerweise länger. Mein Therapeut sagt, ich müsse geduldig bleiben und jeden Tag den Tee trinken. Vielleicht sollte ich ihm beichten, dass ich ihn noch nie angerührt habe.«
    Patrick runzelte die Stirn. Die Flügeltür zur Zweiten Abteilung war ihm vorhin beim Frühstück aufgefallen; sie befand sich im Speisesaal und war einschlägig beschriftet. Allerdings hatte er niemanden dort hinein- oder hinausgehen sehen, während an der Tür zur Ersten Abteilung ein reger Durchgangsverkehr geherrscht hatte.
    »Was hat es denn mit dieser Abteilung Zwei auf sich?«
    Melanie schien vor dieser Frage zurückzuschrecken, als hätte Patrick ein Thema angeschnitten, über das sie nicht reden wollte. Ihre Mundwinkel zitterten, und ein ängstliches Flackern stand in ihren Augen. Schließlich setzte sie ein Lächeln auf und hob unwissend die Schultern. »Großes Geheimnis. Kein Patient der Ersten Abteilung weiß, was sich hinter der Flügeltür zur Zweiten befindet. Man kommt auch nicht so einfach dort hinein. Die Tür ist immer verschlossen, und die Umquartierungen finden nur nachts statt, sodass niemand unbefugt einen Blick hineinwerfen kann. Mein Therapeut versichert mir jeden Abend, dass dieser Ort noch luxuriöser eingerichtet sei als der Rest der Anstalt. Ein unglaublicher Gedanke, wenn man sich hier umsieht« Melanie drehte sich einmal im Kreis und ließ den Blick über den hellen Hof schweifen. »Jedenfalls erfährt man es früh genug. Denn alle Patienten, die in ihrer Genesung weit genug vorangeschritten sind, werden in die Zweite Abteilung gebracht, um dort ihre abschließende Heilung zu erreichen. Ohne den schlechten Einfluss der noch allzu Kranken, wie es heißt.«
    Patrick schüttelte verwundert den Kopf; so etwas hatte er noch nie gehört. Noch eine

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