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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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den Königshof Kassel erhalten. Die entsprechenden Dokumente wurden ausgestellt und unterzeichnet.
    Da ergab es sich, dass Frau Kunigunde auf der benachbarten Pfalz zu Oberkaufungen im Mai von einer sehr schweren, höchst mysteriösen Krankheit befallen wurde. Wochenlang wurde die Herrscherin von lebensgefährlichen Fieberanfällen geschüttelt und von krampfartigen Leibschmerzen gepeinigt.
    In ihrer Umgebung wurde sogar der Vorwurf einer Vergiftung laut.
    Wiederum wollte die Königin nur ihre liebe Schwester Irmintraut zur Pflege um sich dulden. Vater Berchtold legte daraufhin beim König ein scharfes Veto ein – mit Erfolg.
    Er selbst sowie die Leibärzte und Griseldis durften am Krankenbett Kunigundes zugegen sein, wann sie wollten. Besonders der misstrauische Berchtold ließ es sich angelegen sein, der Base genau auf die Finger zu sehen. Irmintrauts Tobsuchtsanfälle ließen ihn dabei kalt.
    Kein Tropfen Arznei, kein Kräutertrank, keine Pille, die er nicht von Heinrichs Medica kontrollieren ließ, ehe sie die Lippen der Königin berühren durften. Griseldis war dem Benediktiner eine große Hilfe. Sie kannte sich um ein Vielfaches besser aus mit den verschiedenen Mixturen – den heilkräftigen wie den todbringenden.
    »Niemand wird es wagen, der Königin erneut ein Gift zu verabreichen, da man annehmen muss, dass Ihr, meine Tochter, es dieses Mal entdecken würdet.«
    Vater Berchtold war sicher, dass die rätselhafte Erkrankung Kunigundes auf einem Mordanschlag beruhte. Und wer diesen verübt hatte, darüber bestand für ihn kein Zweifel – aber beweisen konnte er es nicht.
    Entsetzlich abgemagert und geschwächt hatte die Herrscherin mit ihrem Leben bereits abgeschlossen. König Heinrich litt unbeschreiblich. Viele Stunden des Tages verbrachte er am Krankenlager seiner geliebten Gemahlin und ungezählte Stunden der Nacht auf den Knien im Gebet für die Gesundung der Königin.
    Die Heilerin aber fühlte sich hilflos. Ihr Herz zersprang beinahe vor Mitleid mit dem König, der, von tiefem Schmerz gebeugt, nicht aus dem Gemach seiner Gefährtin weichen wollte. Wie gerne hätte sie eigenverantwortlich die Versorgung der Kranken mit den von ihr selbst hergestellten Heilmitteln übernommen.
    »Ich kann nur an der Königin Bett ausharren und überwachen, dass Frau Irmintraut ihr die richtigen Dosen der an sich giftigen Substanzen verabreicht, damit diese ihre segensreiche Wirkung entfalten können«, beklagte sie sich bei Vater Berchtold. Aber der alte Mönch war froh, dass er überhaupt etwas erreicht hatte.
    »Mehr an Zugeständnissen konnte selbst der König nicht herausholen. Aber es sollte genügen, dass diese Hexe es nicht wagen wird, der Königin weiteren Schaden zuzufügen«, versuchte der Benediktiner Griseldis zu beruhigen. Auch sie argwöhnte, dass die rätselhafte Erkrankung der Königin mit der Behandlung ihrer Base zusammenhing.
    Die hohe Frau selbst gelobte für den unwahrscheinlichen Fall ihrer Genesung die Gründung eines Nonnenklosters in Kaufungen. Der König stimmte begeistert zu. Allen, die die Urkunde zur Klostergründung zu Gesicht bekamen, erschienen folgende Worte höchst bemerkenswert:
    »… die wir zwei in einem Fleische sind«, eine ganz und gar unübliche Formulierung, die später noch etliche Male von König Heinrich benützt wurde. Zu seinem Missvergnügen waren ihm nämlich erneut Gerüchte über seine angebliche Josephsehe zu Ohren gekommen, ausgelöst durch seine und Kunigundes Kinderlosigkeit. Mit dieser reichlich provokativen Äußerung gedachte er ein für alle Mal den Spekulationen entgegenzutreten.
     
     

KAPITEL 49
     
    K URZ VOR DER Jahreswende 1009 auf 1010 feierte man am Hof zu Bamberg ein kleines Fest. Wieder einmal war der König auf seinem Schmerzenslager gelegen, aber Griseldis hatte ihn schnell von seinem Übel befreit. Am Vormittag war der gesamte Hofstaat zu einem Dankgottesdienst erschienen, den Bischof Gottfried von Freising zelebrierte. Auch Kanzler Eberhard hatte sich eingefunden sowie Herr Brun, des Königs jüngerer Bruder, der auch einmal Bischof werden sollte.
    Abends nach dem Mahl saß man zusammen in der Großen Halle, lauschte der Harfenmusik und den Liedern des Spielmanns Giacomo und trank auf das Wohl Herrn Heinrichs. Der König hob seinen Becher mit Met und rief:
    »Meine Freunde, trinkt mit mir auf das Reich und darauf, dass wir endlich einen dauerhaften Frieden im Osten erreichen.«
    Alle taten dem Herrscher Bescheid, nur Griseldis hielt sich

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