Die Heilerin des Kaisers
Mitregentin sehr lästig.«
»Ja, ja«, sagte Heinrich schmunzelnd, »meine schöne Kunigunde und ihre Träume! Aber da bringt Ihr mich auf eine gute Idee, Kanzler: Ich werde den Edlen den Vorschlag machen, doch selbst unter die Städtegründer zu gehen. Dann wären sie auch die Herren derselben – wenigstens dem Namen nach.«
Der König lächelte zufrieden. »Ich denke, dieser Hoftag könnte recht spannend werden, Herr Eberhard.«
KAPITEL 55
»H ERR H EINRICH , SAGT , habt Ihr etwa wieder den ehrwürdigen Bischof Meinwerk gekränkt?«
Frau Kunigunde, im Sommer des Jahres 1011 erneut von einer Fehlgeburt genesen, heischte lächelnd Antwort von ihrem Gemahl, als dieser wieder nach Bamberg zurückgekehrt war.
Sie fuhr ihrem Gemahl dabei spielerisch mit einer ihrer auffallend schmalen Hände durch seine braune Lockenpracht, in die sich seit einiger Zeit etliche graue Haare geschlichen hatten. Auch sein gekräuselter Kinnbart, den er jetzt viel länger trug denn als ganz junger Mann, war neuerdings kräftig grau gesprenkelt.
Die Heilerin wusste, dass Herr Heinrich auf seine Haar-und Barttracht viel Zeit und Mühe verwendete. Eifrig benützte er einen kunstvoll geschnittenen und mit Jagdszenen verzierten Kamm aus dem Stoßzahn eines Elefanten, dem sogenannten Elfenbein, den ein reicher Kölner Kaufmann von einer Handelsreise aus dem Orient mitgebracht und dem König zum Geschenk gemacht hatte.
»Wieso glaubt Ihr das, Kunigunde?«, kam scheinheilig vom König die Gegenfrage. Nur mühsam verbiss er sich dabei das Lachen. Die Damen der Königin, allen voran Frau Irmintraut, kicherten bereits hinter vorgehaltener Hand. Allein der Name dieses Bischofs erregte ihre Lachlust, denn keiner unter den königlichen Gefolgsleuten war so sehr geeignet, mit ihm Schabernack zu treiben, wie ausgerechnet dieser Kirchenmann.
Bischof Meinwerk von Paderborn war bereits mehrfach in der Vergangenheit das Opfer derber Scherze des Königs gewesen. Der Kirchenfürst, ein gutmütiger Mann, stand mit der Bildung leider etwas auf Kriegsfuß – und einer der Schlauesten war er auch nicht. Er bot sich demnach geradezu an für den etwas rauen Humor des hoch gebildeten Herrschers.
»Der gute Bischof wirkt, als hätte er jüngst einen Schock erlitten. Zudem ist der fromme Herr beleidigt«, entgegnete die Königin. »Habt Ihr Euch wieder einmal einen Spaß mit ihm erlaubt?«
Heinrich vermochte nun das Grinsen nicht mehr zu unterdrücken. Griseldis spitzte die Ohren.
»Ich habe Herrn Meinwerk einen Brief überbringen lassen«, gestand Heinrich seiner Gemahlin, »der in der königlichen Kanzlei in goldenen Lettern abgefasst wurde und folgenden Wortlaut hatte:
›Mein Bischof Meinwerk, bringe Dein Haus in Ordnung, denn am fünften Tage wirst du sterben.‹«
»Oh«, machte Kunigunde und schlug sich die Hand vor den Mund, um ein Kichern zu unterdrücken. »Ich ahne Schreckliches.«
»Nun ja, der Arglose glaubte, der Brief sei ihm vom Himmel zugesandt. Er ordnete daraufhin seine Angelegenheiten und verteilte alle seine irdischen Güter. Das Beste aber war, er erlaubte seinem Neffen die Heirat, die er ihm bislang wegen angeblicher Mängel der Braut verweigert hatte. Dann erteilte er allen Bekannten und Freunden seinen bischöflichen Segen, zog sich ein schlichtes Gewand an und gab sich dem Fasten, Beten und Lobsingen des HERRN hin, um sich in Würde auf sein Ende vorzubereiten.«
Die Damen der Königin rangen sichtlich um Fassung.
»Als der fünfte Tag anbrach, ließ er sich in der Krypta seiner Bischofskirche in Paderborn in einen Sarg legen, wo er bis Mitternacht still Hegen blieb, ohne dass sich das Geringste ereignete.«
Des Königs Zuhörerschaft bog sich bereits vor Lachen. Herr Heinrich selbst vermochte vor Gelächter kaum weiter zu sprechen. Endlich konnte er fortfahren:
»Da lag der gute Meinwerk nun da in goldfarbener Robe, mit der Mitra auf dem Haupt und den goldbestickten Pantoffeln an seinen Füßen, die Hände artig auf der Brust gefaltet über dem mit Juwelen besetzten Kreuz und harrte auf seine Abberufung von dieser Welt.«
Wieder schüttelte es den König geradezu und selbst Frau Kunigunde lachte herzhaft. Heinrich ermannte sich schließlich und schilderte auch noch den Rest der lausbübischen Geschichte:
»Am nächsten Morgen – Meinwerk in seiner Naivität dachte zuerst, er hätte sich in der Anzahl der ihm noch verbleibenden Tage geirrt – kam ich und gratulierte ihm. Zusammen mit meinen Herren feierte ich
Weitere Kostenlose Bücher