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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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den Gefoppten als einen vom Tode auferweckten Lazarus. Da erst ist ihm aufgegangen, dass ich ihn an der Nase herumgeführt hatte. Er war unheimlich wütend darüber.«
    Der König lachte bei der Erinnerung an dieses gelungene Schelmenstück Tränen und die Hofdamen samt der Königin waren höchst erheitert über den armen Bischof Meinwerk. Selbst die Patres Berchtold und Odo grinsten schadenfroh bei der Vorstellung, wie der Paderborner Seelenhirte jetzt alle seine Vermächtnisse und Schenkungen wieder rückgängig zu machen versuchte. Und was würde er wohl seinem verheirateten Neffen sagen?
    Griseldis wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Einesteils fand sie es auch lustig, wie man den Bischof genasführt hatte, andernteils hegte sie starkes Mitgefühl für Herrn Meinwerk.
     
    »Ihr seht müde aus, Herr.« Sanft legte die Königin ihrem Gemahl die Hand auf die in Falten gelegte Stirn. »War heute die Anhörung der Bittsteller so anstrengend oder fühlt Ihr Euch nicht wohl?«
    Unauffällig suchten die Augen Kunigundes diejenigen der Heilerin, aber diese schüttelte unmerklich den Kopf. Nein, über gesundheitliche Probleme hatte der König seit Längerem nicht geklagt.
    Man saß an der Mittagstafel zu Gast beim Erzbischof von Köln, der weder Kosten noch Mühen gescheut hatte, es seinem Herrscher recht zu machen.
    »Ein wenig schlichter könnte es nach meinem Geschmack schon sein«, hatte Heinrich Griseldis und Vater Berchtold zugeflüstert. Der König hatte nämlich herausgefunden, dass der Aufwand nicht seiner königlichen Person wegen betrieben wurde, sondern dass Herr Heribert offenbar jeden Tag in Saus und Braus lebte…
    Laut äußerte Herr Heinrich aber keine Kritik, weil er den hohen Kirchenfürsten nicht vor den Kopf stoßen wollte. Dass aber beständig fünf herausgeputzte Bedienstete um ihn und ebenso viele um Königin Kunigunde herumwieselten, empfand er eher als lästig.
    »Nein, meine Königin«, beschied der Herrscher seine besorgte Gemahlin. Er schien ihre Frage geahnt zu haben. »Ich fühle keine Beschwerden und anstrengender als üblich war es ebenfalls nicht, aber einer der Bittsteller hat mich sehr nachdenklich gemacht.«
    »Wer war es denn, Herr Heinrich?« Die Königin nahm selbstverständlich an allem Anteil, was ihren Mann bewegte.
    »Hoffentlich hat Euch niemand belästigt, Herr«, meldete sich der Erzbischof zu Wort. Herrn Heriberts Besorgnis war ehrlich gemeint. Auf keinen Fall hätte er geduldet, dass dem König, solange er unter seinem Dach weilte, Unangenehmes widerfuhr.
    »Belästigt keineswegs, Erzbischof, aber in Kenntnis gesetzt von Vorfällen, die überhaupt nicht meinen Gefallen finden.«
    Der König nahm einen Schluck Wasser, ehe er fortfuhr:
    »Ein Kölner Kaufmann war es, ein Jude, welcher sich heute an seinen Herrscher wandte mit der Bitte um Abschaffung von Repressalien, denen er und seine Glaubensbrüder durch die kirchlichen Behörden der Stadt Köln ausgesetzt sind.«
    Scharf blickte Heinrich dabei seinen Gastgeber an, aber der zuckte nicht mit der Wimper. Der König war sicher, dass der Erzbischof genau über den Mann und seine Beschwerde informiert war. Ehe Herr Heribert Ausflüchte vorbringen konnte, stellte er ihm daher eine einfache Frage:
    »Warum wird den Hebräern in Köln, entgegen alter Gewohnheit und bestehenden Vereinbarungen zum Trotz, das Stapelrecht im Rheinhafen nicht mehr zugestanden? Warum dürfen sie nicht ihre Waren wie die anderen auch zum Kauf anbieten? Weshalb benachteiligt Ihr plötzlich die Kinder Israels in einem Maße, dass die hiesige jüdische Gemeinde ganz ernsthaft einen Weggang aus Eurer Stadt in Erwägung zieht?«
    Der Kirchenfürst und Herr über die Stadt Köln versuchte abzuwiegeln, indem er etwas von »maßloser Übertreibung« von sich gab, ehe er noch hinzufügte: »Die Juden versuchen bloß, sich bei Euch, Herr Heinrich, wichtig zu machen. Niemand hier behandelt die Hebräer schlecht – im Gegenteil! Viel zu gut geht es diesen Ungläubigen. Daher werden sie frech und sind bestrebt, zwischen Euch, dem König, und dem Kölner Klerus Missstimmung aufkommen zu lassen.«
    »Ach, so ist das?«, erkundigte sich Herr Heinrich mit unüberhörbarem Hohn in der Stimme. »Deshalb also erschien heute ein Jude mit einem blau geschlagenen Auge und mit zerrissenem Gewand vor mir? War das vielleicht eine liebenswürdige Aufmerksamkeit Eurer Wachleute, die dem Kaufmann den Zutritt zur Halle zu verwehren suchten, damit er nicht zu mir

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