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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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gelangen sollte?«
    Griseldis war gespannt, wie der Erzbischof versuchen würde, sich herauszuwinden. Es war ehernes Gesetz, dass jedermann das Recht hatte, beim König vorstellig zu werden und ihn um Hilfe zu bitten, gleich welchen Standes, Geschlechts oder Alters und egal welcher Religionszugehörigkeit.
    Herr Heribert wusste das natürlich und schwenkte sofort um.
    »Ich gestehe es unumwunden, Herr Heinrich: Es war ein bedauerliches Versehen meiner Leute. Jene übereifrigen Wächter werde ich züchtigen lassen, weil sie sich Kompetenzen angemaßt haben, die ihnen nicht zukommen. Die Männer wissen das genau und haben der strikten Anweisung zuwider gehandelt, die da lautet, nur Menschen mit ansteckenden oder ekligen Krankheiten, sittlich anstößiger Kleidung oder Geisteskranken den Zutritt zur Audienzhalle zu verweigern. Vielleicht versuchte der jüdische Kaufmann aber auch, sich vorzudrängen?«
    Der König ging darauf überhaupt nicht ein.
    »Man hat den Mann als Mörder von JESUS CHRISTUS bezeichnet – ein Sachverhalt, der vor etwa tausend Jahren stichhaltig gewesen sein mag, heute aber eher lächerlich klingt«, befand der Herrscher ungnädig.
    Heinrich war in der Tat sehr verärgert; er sprach in einem Ton, der es dem Kirchenfürsten geraten erscheinen ließ, ihm nicht zu widersprechen. Mit eiskalter Stimme sprach der König weiter:
    »Um es kurz zu machen, Erzbischof, ich wünsche, dass künftig den Kölner Juden wieder die gleichen Rechte wie den übrigen Bürgern gewährt werden, solange sie sich an die Auflagen halten, die man ihnen vor langer Zeit gemacht hat.
    Ich habe mich außerdem kundig gemacht: Die Hebräer taten dies immer und daher besteht kein rechtlicher Anlass, diese Leute zu schikanieren. Sie wohnen in einem abgeteilten Stadtviertel Kölns, wo sie auch ihre Synagoge und die Talmudschule haben. Ohne Widerrede halten sie sich an die vorgeschriebene Kleiderordnung und lassen sich ohne den spitzen, gelben Judenhut außerhalb ihres Wohngebiets nicht sehen. Zudem sind sie ruhige, fleißige und unauffällige Menschen. Und sie bezahlen, wie ich höre, mehr als reichlich in Eure Kirchenkasse, Herr Heribert.« Der König sah den Kirchenfürsten eindringlich an.
    »Die Benachteiligung Eurer jüdischen Mitbewohner wird sofort aufhören. Ich habe diesem Mann mein königliches Wort darauf gegeben und ich hoffe nicht, dass Ihr Euren König dadurch in Verlegenheit bringt, indem Ihr ihn Lügen straft.«
    Der sonst so stolze Geistliche beeilte sich, dem verstimmten König zu versichern, er werde sich persönlich dafür einsetzen, dass die Hebräer fortan in Frieden in Köln leben und ungehindert ihren Geschäften nachgehen könnten.
    Die Heilerin aber sah ihm an, dass er bleich geworden war vor ohnmächtigem Zorn. Der Erzbischof war es gewohnt, in »seiner Stadt Köln« die Dinge nach Belieben zu regeln. Nun aber hatte der König seine Nase in Kölner Angelegenheiten gesteckt. Griseldis hätte nicht in der Haut der armen Wächter stecken wollen, denen es nicht gelungen war, den jüdischen Kaufmann vom König fernzuhalten.
    An der prunkvollen Mittagstafel herrschte nun Eintracht zwischen König und Gastgeber und das vorzügliche Mahl wurde unter Scherzen und Gelächter beendet.
     
     

KAPITEL 56
     
    D ER S TADT R OM drohte vom Süden Italiens Kriegsgefahr. Die griechischen Siedlungen in Süditalien waren der Ewigen Stadt feindlich gesinnt und der neue Papst, Benedikt VIII. war bedroht. Der Heilige Vater fühlte sich zu schwach und suchte nach Verbündeten.
    Der Einzige, der ihm geeignet erschien, den Stuhl Petri zu verteidigen, war König Heinrich. Der Papst beschloss daher, nach Deutschland zu reisen und den Herrscher persönlich um Hilfe zu bitten. Um sein Ansinnen vorzubringen, bat er Herrn Eberhard, sich beim deutschen Herrscher um eine Einladung an ihn zu verwenden.
    Als König Heinrich vom Wunsch des Heiligen Vaters hörte, war er nur allzu gerne bereit, das Oberhaupt der katholischen Kirche zu empfangen.
    So machte sich Benedikt VIII. auf den mühsamen Weg über die Alpen nach Norden. Er kam gerade recht zur Einweihung der soeben fertiggestellten Sankt-Stephans-Kirche in Bamberg.
    Die Einweihung des neuen, prächtigen Gotteshauses und die Anwesenheit des Stellvertreters CHRISTI auf Erden gaben Anlass, ein wunderbares Fest zu feiern. Griseldis konnte nur staunen über all die Pracht, den Schmuck und Prunk, den man aufwandte, um den Heiligen Vater zu ehren.
    Überall ein Blumenmeer, sogar auf die

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