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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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sich am Hof wie unter Gebildeten dieser Zeit üblich der Lingua franca, doch bei privaten Anlässen sprach der König hin und wieder gerne Fränkisch.
     
    »In ganz Europa ist die Zahl der Einwohner gering, Herr. Kaum wächst diese ein wenig an«, erwiderte die Heilerin, »genügt die nächste Hungersnot und viele Menschen sterben über den Winter. Eine Reihe von schlechten Ernten reißt größere Lücken in die Bevölkerung als alle Kriege zusammen. Ein langer, harter Winter oder eine Anzahl von Unwettern vor der Ernte sind geeignet, einen ganzen Landstrich zu entvölkern.«
    »Ich weiß das«, sagte Herr Heinrich seufzend. »Hilfe von außen gibt es nicht – jedes Gebiet muss von dem zehren, was es selbst erzeugt. Um die Ernährung der Menschen im Reich zu gewährleisten, müssten wir die Anbauflächen vergrößern.
    Die Grundherren, denen das Land gehört, sollten, ebenso wie ich das tue, den Eigenen Zugeständnisse machen. Das heißt, den unfreien Bauern einen Teil des Ackerbodens übergeben und sie aus der Abhängigkeit entlassen. Darüber hinaus brauchen wir Freiwillige, welche die Urwälder roden und Felder daraus machen.«
    »Vielfach geschieht das schon, Herr. In meinem Heimatdorf südlich von Regensburg hat der Grundherr bereits eine Reihe von eigenen Bauern zu Hörigen gemacht – übrigens dürfte Euch dieser Baron kein Unbekannter sein! Besagter Immo von Hohenstein hat dies gewiss nicht aus christlicher Nächstenliebe getan, sondern, wie Ihr Euch denken könnt, Herr, weil es so am vernünftigsten war.«
    »Genau das meine ich«, rief König Heinrich aus. »So wird neues Land von dem einst geknechteten Landvolk mit Begeisterung urbar gemacht, weil es um ihr Eigentum geht. Eine Vielzahl von Dörfern wird so neu entstehen.«
    »Der Grundherr tut sich damit selbst den größten Gefallen. Je mehr hörige Bauern er hat, die das Land bestellen, umso mehr Steuern kann er pro Kopf von ihnen einnehmen. Und die Abgaben, die er kassiert, vermehren sich nahezu von alleine, da er jedem seiner Untertanen den Zehnten an Vieh, Korn, Heu, Obst, Geflügel und allem anderen, was dieser sonst noch erwirtschaftet, abnimmt. Das weiß ich von meinem Vater«, fügte die Heilerin hinzu. Einträchtig ritten sie nebeneinander her.
    »Als ich alt genug war, hat er mir das erklärt. Er war allerdings ein Freibauer und daher zum Glück aller dieser Abgaben ledig – außer dem Kirchenzehnten. Wenn es beispielsweise dem Herrn einfällt, sich eine Burg zu errichten, müssen die Bauern viele Tage harten, unentgeltlichen Herrendienst leisten und ganz nebenbei noch die Ernte ihres Gebieters einbringen. Kein Wunder, dass die leidige unbezahlte Fron bei der Landbevölkerung so verhasst ist.«
    Der König nahm Griseldis solch freimütige Worte normalerweise nicht übel. Im Gegenteil, durch sie erfuhr er häufig, wie die Stimmung im Volke wirklich war. Dennoch protestierte er dieses Mal milde.
    »Na, na, Frau Griseldis! Ganz so schlimm ist es wohl nicht. Jeder Kriegszug kostet den Lehnsherrn gewaltige Summen. Er ist schließlich verpflichtet, seine Leute zu verteidigen gegen räuberische Übergriffe und Einfälle aus dem In-und Ausland.
    Rückt der Feind heran, kann auch die Dorfbevölkerung innerhalb der Burgmauern Schutz finden. Und droht im Winter der Angriff von Bären oder Wölfen, ist der Grundherr verantwortlich für das Unschädlichmachen der Raubtiere.«
    »Da hapert es aber manchmal sehr, Herr«, widersprach Griseldis lebhaft. »Die Wölfe sind der große Schrecken der Landbevölkerung. Getrieben vom Hunger, verlassen die Bestien bei Frost die herrschaftlichen Wälder und nähern sich den bewohnten Orten, um Schafe und Ziegen zu reißen.
    Da können die Leute nicht lange auf die Hilfe ihres Barons oder Grafen warten. Als ich noch in Tannhofen gewohnt habe, Herr, habe ich es kein einziges Mal erlebt, dass der Grundherr sich um die Tötung der Raubtiere gekümmert hätte. Das hat immer mein Vater Frowein gemeinsam mit anderen tapferen Männern selbst in die Hand genommen.
    Sie trieben die Tiere in große Netze, die sie an gut getarnten Stellen im Wald aufgespannt hatten oder fingen sie in mit Reisig abgedeckten Wolfsgruben. Dann erlegten sie die Untiere mit Spießen oder erschlugen sie mit großen Steinbrocken.«
    Der König hatte nichts darauf erwidert. Nach einer Weile fuhr die Heilerin fort.
    »Bei allen Angelegenheiten, bei denen kein Gewinn herausspringt, weil es nichts zum Plündern gibt, halten sich die Lehnsherren brav

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