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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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die Gerichtsverhandlung damals in Regensburg, als der junge Herzog strenges Gericht gehalten hatte über den üblen Frauenschänder von Hohenstein…
    Griseldis liebte und verehrte Herrn Heinrich mehr denn je. Wieso der Kanzler, immerhin ein kluger und frommer Mann, anderer Meinung sein konnte, verstand sie nicht.
    »Des Knaben Begründung für seinen tollkühnen Angriff auf Euch kann ich ja zur Not noch nachvollziehen, Herr. Aber Ihr könnt ihn doch bei allem Verständnis nicht noch belohnen für seine Freveltat. Versuchter Königsmord ist ein Kapitalverbrechen. Denkt an die Hinrichtung in Mainz!
    Es wäre genug Entgegenkommen von Euch gewesen, wenn Ihr ihm die Todesstrafe erspart und ihn stattdessen eine Weile in den Kerker gesteckt hättet. Aber ihn ohne jede Buße und sogar noch mit Geldgeschenken nach Hause zu schicken, finde ich arg übertrieben – mit Verlaub zu sagen, Herr.« Einlenkend setzte er nach:
    »Gut, Ihr wart zu Recht entsetzt über die Untat Eurer Männer und habt sie im ersten Zorn aufknüpfen lassen. Auch etwas übereilt, möchte ich anmerken. Immerhin waren es unsere eigenen Leute und Euch stets treu ergeben, wohingegen das bedauernswerte Opfer lediglich ein unbedeutendes Slawenmägdlein war, nach dem kein Hahn krähen wird.«
    Nun war die Heilerin gespannt, was der König darauf antworten würde. Ohne jeden Zweifel stand sie auf Seiten Heinrichs.
    »Eben deswegen, Herr Kanzler«, gab Herr Heinrich zurück. Auf den fragenden Blick Herrn Eberhards fügte er hinzu: »Gerade weil es meine Leute waren, die sich als Untiere gebärdet haben und weil das Opfer einem fremden Stamm, der in unserem Reich mit uns zusammenlebt, angehörte, musste die strengste Strafe verhängt werden, um meine Gerechtigkeitsliebe unter Beweis zu stellen: Ein König belohnt und bestraft ohne Ansehen der Person und deren Herkunft, Familie und Vermögen.
    Und was den Hahn anbelangt, der angeblich nach der kleinen Ruothild nicht krähen wird, so möchte ich Euch sagen, dass Ihr vermutlich recht habt, Herr Bischof. Aber das spielt keine Rolle, denn es existieren ein Großvater, eine Mutter und noch fünf Geschwister und vielleicht noch andere Verwandte, die über das Schicksal der armen Kleinen weinen werden. Und denen will ich meine Verbundenheit zeigen.
    Und das ginge wohl kaum, wenn ich dieser leidgeprüften Familie noch ein weiteres Kind rauben, das heißt einsperren oder gar hinrichten ließe«, fügte der König mit fester Stimme hinzu.
    »Aber, Herr«, setzte der Kanzler wieder an, jedoch König Heinrich ließ ihn nicht aussprechen, sondern zitierte die Stelle aus der Heiligen Schrift, in der JESUS die Kleinen zu sich kommen hieß und deutlich machte, was er von Menschen hielt, die sich an ihnen vergingen.
    »Hätte ich drei Mühlsteine gehabt und das nötige tiefe Wasser dazu, hätte ich diese Elenden bis auf den Grund versenkt und wie Ratten ersaufen lassen.«
    Herr Eberhard, noch immer nicht recht überzeugt, verneigte sich vor seinem Herrscher und schwieg. Griseldis aber hatte ein gutes Gefühl, obwohl sie sich im Klaren darüber war, dass die Sippen der drei gehenkten Dienstmannen den König auf ewig mit ihrem geheimen Groll verfolgen würden.
    ›Heinrich weiß, dass er sich den Respekt vor seiner Königswürde jeden Tag aufs Neue erarbeiten muss. Sie fällt ihm keineswegs in den Schoß und ist nicht selbstverständlich – trotz der Salbung, der feierlichen Krönung und trotz aller Treueschwüre seiner Lehnsmänner. Immer bedarf es einer höchst heiklen Gratwanderung zwischen Machtdemonstration und Güte, zwischen Unerbittlichkeit und Milde.‹
     
    »Das Reich braucht mehr Menschen«, wandte sich der König an Griseldis, die ihn eines Tages bei herrlichem Spätherbstwetter auf einem Streifzug durch die Gegend um Bamberg begleitete. Manches Mal ritten die beiden, nur von einigen bewaffneten Knechten begleitet, im Land umher. Einfach nur, um den engen Räumlichkeiten in der Pfalz für eine Weile zu entfliehen – sehr zum Missvergnügen von Frau Irmintraut, die in ihrer blinden Eifersucht versucht hatte, durch versteckte Anspielungen das Missfallen der Königin auf Griseldis zu lenken.
    Aber Frau Kunigunde hatte die Kritik an den Handlungen ihres Gemahls sehr ungnädig aufgenommen. Es hatte nicht mehr viel gefehlt und ihrer Verwandten wäre ein ähnliches Schicksal zuteilgeworden wie vor Kurzem der Demoiselle Gerberge…
    Der Herrscher und seine Begleiterin unterhielten sich auf Fränkisch. Ansonsten bediente man

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