Die Heilerin des Kaisers
sollten.
Der Bischof von Augsburg war ein Anhänger Heinrichs und auf dessen Territorium wollte dieser noch einmal mit den Herren sprechen; und zwar mit jedem einzeln in geheimer Unterredung.
» Vielleicht schaffe ich es, sie mir mit Versprechungen und Geschenken gewogen zu machen. Auf kriegerischem Wege mein Recht zu erlangen, möchte ich tunlichst vermeiden«, raunte mir der Herzog zu.
Ich lächelte und zog mir die Kapuze über den fast kahlen Schädel, weil es anfing, leicht zu schneien. Doch auch ich führte etwas im Schilde. Wenn es um meinen Herrn ging, scheute ich mich nicht, auch einmal etwas krumme Pfade zu beschreiten…
An dieser Stelle endete der ältliche Mönch.
»Aber mir werdet Ihr Eure Pläne doch anvertrauen, Vater, nicht wahr?«, schmeichelte Griseldis. Vor Aufregung waren ihre Hände ganz feucht geworden. Aber Pater Berchtold gähnte nur und meinte:
»Natürlich werde ich dir erzählen, wie es weiterging, aber heute nicht mehr. Es ist schon sehr spät. Wir wollen uns nun zur Ruhe begeben und hoffen, dass es Herrn Heinrich morgen wieder besser geht. GOTT segne dich, mein liebes Kind.«
Der König war dank Griseldis’ Behandlung in zwei Tagen so weit hergestellt, dass er imstande war, nach Bamberg zu reiten, seinem liebsten Aufenthaltsort seit Jugendtagen. Die Königin würde nach zwei Wochen mit ihren Damen, sämtlichen Dienerinnen und Mägden sowie der Heilerin Griseldis nachkommen.
Um zu verschleiern, dass dieses schlichte Bauernmädchen eigens angestellt war, den König als Medica zu behandeln, hatte man sich darauf verständigt, sie zum Schein in Frau Kunigundes Hofstaat aufzunehmen.
Einige aus der edlen Gefolgschaft der Königin zeigten sich zwar irritiert durch den Eindringling in ihren Reihen, aber die Herrin bat herzlich, die Neue nicht für ihre niedere Herkunft büßen zu lassen; Freibauern galten längst nicht mehr viel. Sie ließ ihre Höflinge wissen, dass sie diesem Mädchen »sehr viel verdanke«.
Griseldis ihrerseits hielt sich sehr zurück im Kreise der adeligen Frauen: Nie machte sie ungefragt den Mund auf und drängte sich gar in den Vordergrund.
Tagsüber war sie sowieso meist abwesend, um in der freien Natur nach Heilkräutern zu suchen, diese hernach in ihrem Kämmerchen zu reinigen und zu trocknen, im Mörser zu zerstampfen und zu allerlei Salben und Tinkturen oder Tee zu verarbeiten.
Sie hatte auch schon Gelegenheit gehabt, die schöne Base der Königin, Jungfer Irmintraut, kennenzulernen. Griseldis musste nur einen Blick auf sie werfen, um zu wissen, dass diese Frau eine abgefeimte Intrigantin war und es durch Falschheit verstanden hatte, das Herz der Königin zu gewinnen.
Irmintraut konnte beinahe alles bei ihrer hohen Verwandten erreichen und wie Vater Berchtold angekündigt hatte, war ihre Kammerfrau namens Doña Maddalena, eine dubiose Alte aus dem Süden Spaniens, stets in ihrer Nähe.
Oh ja, der Mönch hatte nicht gelogen: Diese Frau sah nicht nur aus wie eine maurische Hexe, viele Damen in der Umgebung der Königin flüsterten hinter vorgehaltener Hand, sie wäre auch eine.
Von der ersten Stunde an, seit die beiden aufeinandergetroffen waren, tat Jungfer Irmintraut alles, um der Heilerin das Leben am Hof schwer zu machen. Sie ahnte wohl, dass die junge Frau sie durchschaute und behandelte sie daher mit unerträglichem Hochmut. Auch versuchte sie, die übrigen Hofdamen gegen »die ungehobelte Bauernmagd« aufzuhetzen.
Irmintraut war erzürnt, dass das einfache Mädchen vom Lande es geschafft hatte, das Vertrauen des Königspaares zu erlangen. Vertrauen beinhaltete Einfluss und Einfluss wiederum bedeutete Macht – etwas, was ihrer Meinung nach nur ihr zustand, Gräfin Irmintraut, und keinesfalls einem Geschöpf, »an dessen Holzschuhen noch der Schweinemist klebte«, wie sie sich voller Unmut bei Doña Maddalena beklagte.
»Kommt Zeit, kommt Rat«, tröstete die Alte ihre Herrin und diese ließ sich nur zu gerne besänftigen. Sicher würde es ihr gelingen, dieses niedrig geborene Wesen dem König und seiner Gemahlin missliebig zu machen…
Jungfer Irmintraut war tatsächlich eine ausgesprochen schöne Frau. Sie und die Königin waren unbestritten die attraktivsten Damen bei Hofe. Doch Kunigunde war eine zarte, blonde und sanftmütige Frau, ihre Base hingegen verkörperte das genaue Gegenteil: üppig, schwarzhaarig und mit den feurig dunklen Augen einer Südländerin gesegnet. Dazu war sie dreist und hartgesotten. Während die Königin durch
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