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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Außenmauer, allem Anschein nach der direkte Zugang zum Fluss…
    Griseldis schauderte noch mehr. Jungfer Irmintraut aber lachte boshaft. Was scherte sie das Schicksal dieses geldgierigen Klosterbruders?
    »Jede Nadel, jeder Pfeil bedeutet großes Unheil für die betreffende Person, die hier dargestellt ist«, fuhr die Hexe fort. »Ist der Kopf getroffen, wird sie grundhässlich, verliert Haare und Zähne und bekommt eine faltige Haut. Eine Nadel im Rücken bedeutet eine schlimme Lungen-und Nierenkrankheit; Stiche in Armen und Beinen bringen große Schmerzen und Lähmungen. Der Pfeil im Herzen bewirkt unter Umständen sogar den Tod der von diesem Zauber Betroffenen.«
    »Ich habe aber noch kein einziges Anzeichen von Alter, Verfall und Krankheit an meiner Base bemerkt. Und gestorben ist sie bis jetzt auch nicht«, nörgelte Irmintraut unzufrieden. »Im Gegenteil! Meine Verwandte wird jeden Tag schöner und stärker. Beim Ballspiel ist sie unermüdlich, sie schwingt die Keule wie ein Jüngling, schlägt die harte Lederkugel schier meilenweit und beim Wettlauf ist sie noch immer die Schnellste von uns allen.«
    »Ihr müsst Geduld haben, Herrin. Die Geister wenden sich ab, wenn man nicht abwarten kann.«
    Die Doña warf einen leicht verärgerten Blick auf ihren Schützling, als sie sah, dass Irmintraut sich gereizt auf die Lippe biss.
    »Es handelt sich hier um eine äußerst schwierige Aufgabe, Herrin. Immerhin ist es die Königin. Vergesst nicht, das nächste Mal wieder eine Unze Gold mitzubringen. Ich benötige viel Geld für das spezielle Material, aus dem die Pfeile und Nadeln angefertigt sind. Es wäre sehr nachteilig, wenn ich die magische Handlung auch nur für kurze Dauer unterbrechen müsste.«
    Griseldis wurde es himmelangst. Was, in GOTTES Namen, bahnte sich hier nur an?
    »Ich rufe jeden Abend die Geister Asael, Aziabel und Barbuel zu Hilfe, damit die Königin endlich unansehnlich und siech wird. Astaroth möge ihren Geist trüben und ihren Verstand schwächen, so dass sie ihre Macht über König Heinrich verliert und er endlich Euch als begehrenswertes Weib wahrnimmt.«
    Mit wild klopfendem Herzen sah Griseldis zu, wie die Spanierin eine kleine Kupferschale auf einen abgedeckten eisernen Topf stellte, in dem offenbar Holzkohlen glühten. Als ein grüner, beißender Qualm aus der Schale stieg, füllte sie deren geheimnisvollen Inhalt in einen kleinen Tiegel um.
    Griseldis unterdrückte mit aller Macht den Drang zu husten. Wenn die beiden sie hier entdecken sollten, wäre dies ihr sicheres Ende. Wie der Mönch vor einigen Tagen würde auch sie den Weg in die reißende Donau nehmen…
    Die Alte tauchte einen dünnen Pfeil in die magische Flüssigkeit und legte danach Irmintraut das Abbild in den Arm.
    »Haltet Eure Feindin gut fest, Herrin«, murmelte sie dabei verschwörerisch.
    »Wie lange wird es dauern, bis ich endlich ein Ergebnis sehen kann?«, fragte die schöne Frau aufgeregt. Längst hatte sie ihre Kapuze abgestreift und ihr rabenschwarzes Haar umgab ihr Haupt in ungebändigten Kringeln.
    »Mir scheint, es sind starke Gegenkräfte am Werk«, wich die Zauberin aus. »Vielleicht betet Kunigunde zu oft, oder sie hat der Madonna zu viele Kerzen geopfert. Was weiß denn ich, was eine tiefreligiöse Person so alles anstellt. Tatsache ist, dass Heinrichs Frau einen unsichtbaren Schutzwall um sich herum aufgebaut hat. Ich spüre einen Widerstand und bezweifle stark, dass wir sie auf diese Weise aus dem Weg räumen können.«
    »Du machst mir Spaß!«, rief Irmintraut empört. »Wozu der ganze Aufwand, wenn wir gar nicht in der Lage sind, die fromme Gans endlich verschwinden zu lassen?«
    »Herrin«, entgegnete die Hexe mit verschlagenem Blick, »außer Töten gibt es noch andere Wege, um eine unliebsame Nebenbuhlerin unschädlich zu machen. Ich habe eine viel bessere Idee: Kunigunde bleibt zwar am Leben, wird aber keine Königin mehr sein. Aus ihrer Demütigung wird Euer Triumph, denn dann kommt Eure Stunde, Herrin.«
    »Und wie sollte das geschehen?« Irmintraut warf einen mörderischen Blick auf die wächserne Puppe in ihrem Arm.
    Griseldis klopfte das Herz gewaltig: Welch ein Abgrund an teuflischer Gemeinheit tat sich hier nur auf? Die Doña zeigte ihrem Schützling, an welcher Stelle des Abbildes sie den getränkten goldenen Pfeil einstechen musste, nämlich genau da, wo sich der Sitz neuen Lebens zu befinden pflegte: in dessen Schoß.
    »Das wird sie für alle Zeiten unfruchtbar machen«, sagte die

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