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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Hinterlist.
    »König Heinrich schlug sich vergnügt auf die Schenkel«, fuhr Vater Berchtold fort. »In seiner Gier nach Machtgewinn hat der gute Bischof gar nicht bedacht, dass er, der König, in dieser Angelegenheit, in welcher nur der Papst zu entscheiden hat, gar keine bindende Zusage machen kann.
    Daraufhin hat der Kanzler, Graf Eberhard, angemahnt, dass der Würzburger fest an Herrn Heinrichs ehrliche Absicht glaube, sich für ihn in Rom beim Heiligen Vater stark zu machen. Woraufhin Heinrich nur trocken entgegnete, der Bischof möge glauben, woran er will. Und er werde nicht so töricht sein, ihn daran zu hindern.«
    Trotz ihrer Ehrerbietung für den König empfand Griseldis ein gewisses Mitleid mit dem hohen Geistlichen, der so empfindlich getäuscht werden sollte.
    »Dann wandte sich Heinrich mit ernstem Blick an seinen Kanzler«, fuhr der Benediktiner fort, »und teilte ihm mit, er habe noch etwas ganz Besonderes mit ihm vor. Er wünsche, dass er in seinem neu gegründeten Bistum der Oberhirte aller christlichen Schäflein sein werde: Graf Eberhard solle zum Bischof von Bamberg ernannt werden.«
    Griseldis war verwirrt.
    »Aber, wie ist das möglich?«, fragte sie, doch der Mönch winkte ab.
    »Herr Eberhard hat als junger Mann die niederen Weihen empfangen und ist nicht verheiratet. Mit Freuden bekundete er daher sein Einverständnis und gab sogleich das Versprechen ab, er wolle tun, was immer der König befehle. Dabei kniete er vor Heinrich nieder und küsste voll Ehrfurcht dessen dargebotene Hand.«
    Griseldis vermochte sich diese Szene deutlich vorzustellen: der König als strahlender Mittelpunkt auf der Bühne des Geschehens und die anderen Herren rund um ihn herum als reine Akteure von Heinrichs Gnaden.
     
    »Ich war mir sicher«, sagte Heinrich zur Königin, »dass ein Waffengang mit unserem streitsüchtigen Nachbarn im Osten unvermeidlich sein wird. Herzog Boleslaw Chrobry hat meinen Aufenthalt in Italien für seine Zwecke trefflich zu nutzen gewusst. In der Zwischenzeit hat er aufgerüstet und viel Mühe darauf verwandt, seine Krieger auszubilden.«
    So machte sich König Heinrich mit einem Heer aus sächsischen Kriegern nach Osten auf. Er merkte sofort, dass sein Gegner mit Fallen und Täuschungen arbeitete, um ihn in unwegsames, sumpfiges Gelände zu locken. Die Sachsen begannen alsbald zu murren; starke Kriegsmüdigkeit machte sich unter ihnen breit.
    »Wir bekommen die verdammten Polen nicht zu fassen«, beschwerte sich ein Truppenanführer bei Heinrich. »Weil wir dauernd damit beschäftigt sind, unsere Pferde und die Ausrüstung aus dem Modder zu ziehen. Nicht einmal sehen können wir den Feind. Unser Gegner ist nicht Boleslaw, sondern dieses verfluchte Land. Wir kämpfen nicht gegen Menschen, sondern gegen Sumpf, Dreck und Stechmücken. Und wenn wir wirklich einmal ein Scharmützel für uns entscheiden«, schimpfte der sächsische Edelmann, »dann lohnt an diesem armseligen Flecken Erde nicht einmal das Plündern.«
    Die Krieger legten mühsam elend lange Märsche in den Wäldern zurück – für zügige Ritte war das Gelände wahrlich nicht geeignet –, brachen in die spärlichen Gehöfte ein und nahmen mit, was ihnen in die Finger kam. Nach den ermüdenden Fußmärschen waren die Männer stets ausgesprochen hungrig. Zum Glück konnten die Ritter ihre Rüstungen den Packpferden aufladen, sonst wären sie überhaupt nicht vorangekommen.
    Die Helme und die ledernen Brust-und Rückenpanzer sowie die gebräuchlichen Kettenhemden wogen immerhin an die dreizehn Kilogramm.
    Heinrich schrieb an seine Gemahlin nach Bamberg, er sei es beinahe leid, die Soldaten immer wieder an ihre Bündnistreue und Pflicht zur Landesverteidigung ermahnen zu müssen.
    Der König hatte die Königin gesegneten Leibes zurückgelassen. Kunigunde ging es prächtig und Heinrich hoffte, rechtzeitig zur Geburt ihres Kindes wieder daheim zu sein.
     
     

KAPITEL 22
     
    E S WAR EINE Nacht, von der Griseldis gehofft hatte, endlich wieder einmal ungestört schlafen zu können. Der König hatte ihr zwar die mühselige Heerfahrt nach Polen nicht zugemutet, doch Vater Berchtold und sie hatten unermüdlich an ihrem Buch gearbeitet. Daraufhin beschloss sie, sich erst einmal eine Ruhepause zu gönnen und ihre Studien der Leiden und Krankheiten erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzunehmen.
    Der Königin ging es, den Umständen entsprechend, ausgesprochen gut. Sie hatte Appetit, machte reichlich Ruhepausen, hatte nicht

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